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Duhn, Friedrich von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 6. Abhandlung): Eine Bronzestatuette der Heidelberger archäologischen Sammlung (Vortrag, gehalten in der Sitzung der Gesamtakademie am 24. Juni 1911) — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32168#0006
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F. von Duhn:

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durch scharfe Beobachtung oder innere Sammlung sichernde Stel-
lung vor Augen führend. Oder a.ber der Sieger wurde wieder-
gegehen, wie er dem Gott mit erhobener Hand dankt, wie er sich
die Siegerhinde um das Idaupt legt, sich den Kranz aufsetzt
oder auch hedachtsam in ruhiger Yorbereitung durch Einsalben
mit Ö1 den Körper geschmeidig macht oder nach siegreich be-
sta.ndenem Kampf das Ö1 und den Schweiß wieder entfernt mit
Hilfe jenes gekrümmten Bronzewerkzeugs, der Stlengis, oder
gar dieses selbst sorgsam wieder reinigt: scheinbar gleichgül-
tige, ja trivial erscheinende Handlungen, die aber in glücklichster
Weise der jedöm Künstler, auch dem heutigen, empfmdlichen
Schwierigkeit abhelfen, bei Wiedergabe einer Einzelfigur die Hände
in natürlicher phrasenloser Weise zu beschäftigen und zugleich
anmutige Körperstellungen und Bewegungen zu schaffen, die den
Beschauer zu überzeugen vermögen, daß die Schmiegsamkeit
und Sehnigkeit solchen Körpers wirklich die Sicherheit des Sieges
in sicli trägt. Denn solche Überzeugung stärken, dem Beschauer
ästhetische Freude an so schönen Ivörpern erwecken, das will
der Künstler, das heginnt damals mehr und mehr die Herzen zu
packen. Ka\öq 6 Traic; schreiben selbst die Vasenmaler tausend-
fach auf ihre Schalen. Der Gott, dem zu Ehren das Bildwerk
aufgestellt wurde, wandelt nicht mehr auf Erden; er thront im
Olymp, der immer höher und höher wird, der Erde immer ferner
geriickt. Aber der Mensch will der menschlichen Schönheit sich
freuen, zunächst der blutwarmen lebendigen auf Ringbahn und
Festplatz, dann aber auch der im Kunstwerk dauernd vor seinen
Augen aufgehauten.

Je anspruchsloser das Motiv, um so reiner vermögen sich
Künstler und Beschauer in die xAufgabe zu versenken, einen
jugendlichen, kraftvoll durchgearbeiteten und dabei anmutig he-
wegten Ivörper darzustellen. Unsere jammervolle, vom Zufall
abhängige Überlieferung weiß uns nur von vier sog. Schabern,
destringentes se, zu herichten, einern des Polyklet, zwei Knaben
des Daidalos, einem des Lysippos : also alle vier der sikyonisch-
argivischen Schule angehörig. Wie viele in den zahlreich er-
wähnten Statuen von „Athleten“ stecken mögen, können wir
nicht wissen. Die erhaltenen Denkmäler jedoch zeigen uns, wie
außerordentlich beliebt gerade solche Motive in der Zeit zwischen
den Perserkriegen und der makedonischen Zeit gewesen sind.
Es ist kein Zufall, daß mit der Stlengis beschäftigte Jünglinge
 
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