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Bezold, Carl; Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 7. Abhandlung): Reflexe astrologischer Keilinschriften bei griechischen Schriftstellern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32169#0006
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C. Bezold und Fr. Boll:

der geradezu auffallend häufigen Uebereinstimmung mit den
babylonischen Texten ist man versucht, diese Angabe des Lydus
hier etwas ernster zu nehmen als sonst. Wachsmuth (p. XXVI
der Einleitung) hat auf Capito (eher einen sonst unbekannten
als Sinnius oder gar Ateius Capito) als Verfasser geraten, in
voller Erkenntnis der Unsicherheit seiner Annahme. 1) Jetzt sind
zwei verwandte Texte neben den bei Lydus getreten: Mi'&odog
tceqI rcov rfjg Zeh]vrjg nQoyvcooecov Meld/j.novg rov äorQoXoyov
(ed. A. Olivieri, Catal. IV, iio ff.) und das Fragment cEQ/j,r]VE'ia
rov ßQovroloyiov rov /urjviaiov (edd. Bassi et Martini, ebd. IV, 172h),
ersterer, wie es bei den Astrologen am häufigsten ist, mit dem
Widder beginnend, letzterer wie das Kapitel bei Lydus mit dem
Steinbock-Januar. 2) Dieses letztere nur von Januar bis August
reichende Fragment ist trotz seiner Unvollständigkeit beachtens-
wert, weil es im Gegensatz zu den anderen, etwas christlich
purgierten Texten die Opferschau hereinzieht, 3) steht jedoch in
den Einzeldeutungen dem Lyduskapitel zumeist 4) ebenso fern,
wie es im ganzen Typus ihm gleich ist. Dagegen sind die
wörtlichen Berührungen des Melampus mit den Lyduskapiteln
schon von F. Cumont in seiner Anmerkung zum Text erkannt:
auch sie beweisen keineswegs etwa durchgängig, aber in einzel-
nen Fällen (111, 2 = Lyd. 49, 11; 112,1 [wohl aus vöcoq(ov nohv)
verdorben] = 51, 17; 112,3 cn 51, 27; 112, 4 = 52, 4; 112, 15
= 53, 23; 112, 16 = 53, 24; 112, 18 = 54, 1; 112, 20 co 54, 6;
112, 21 und 23 = 54, 18; 112, 24h = 48, 6—9; 113, 1—3 -

48, 14—18) unverkennbar die Gemeinsamkeit der Vorlage. Da-
bei fehlt es nicht an direkten Gegensätzen (so 113, 4 f. cn 48, 19),

1) Die Bemerkung Wachsmuth’s (p. XXVI und XXXVII) über die auf
griecbische Quellen hinweisende Verwendung von drei Nachtwachen statt der vier,
die bei den Römern üblich waren, wird durch die folgenden Ausfiihrungen
entkräftet.

2) Die Bedeutung, die AVachsmuth diesem Umstand p. XXX und Anm. 37
beilegt, lässt sich nicht mehr halten : die Anpassung an das biirgerliche Jahr durch
Anfang mit dem Steinbock-Januar statt mit dem Widder ist so naheliegend und
häufig, dass darauf keine Schliisse gebaut werden können.

3) P. 173, 9 eav {tvovxai xa xxrjvrj xal %oh) elg avxa ov% evQiöxsxai, hfcog
avdßcojicov eaxat. Das Gleiche ist in dem unten (n. 4) zu besprechenden anonymen
Brontologion Catal. IV, 129, 20 herzustellen: edv öe '&vcov (■&Tov cod., &eiov der
Herausgeber) ^oXfjv (ev) avxco 7t?) svßng xxX.

4) Evident ist die Uebereinstimmung nur etwa p. 173, 7 mit Lydus p. 52, 4
(weniger nahe steht Lydus p. 51, 20).
 
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