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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 8. Abhandlung): Ein gräko-ägyptischer Erbstreit aus dem zweiten Jahrhundert vor Chr. — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32170#0004
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G. A. Gerhard:

Bei der Zusammenfügmig von A und B wie auch bei der Be-
arbeitung von C (und den unten S. 8 f. mitgeteilten Heidelberger Er-
gänzungsstücken zum P. Brit. Mus. 607 = Grenf. I, 12) ergaben
sich naturgemäfi mehrfache Fragen und Zweifel hezüghch der
Lesung der enghschen Texte. Dr. F. G. Kenyon, der Direktor des
British Museum, hatte die große Liebenswürdigkeit, für die vor-
liegende Veröffentlichuug die Londoner Originale neu zu vergieichen
und mir alle erbetene Aufklärung zu geben. Es sei ihm für seine
Güte auch hier ergebenst gedankt.

2. Die Personen des Papyrus.

Von dem Inhalt des Schriftstücks hatte die zunächst allein
verfügbare rechte Hälfte (B) naturgemäß nur ein lückenhaftes Bilcl
zu hieten vermocht. Man erkannte eine Petition, an einen un-
bekannten Beamten * * * 4) gerichtet von zwei Mädchen, Töchtern eines
Ptolemaios, Sohnes des Hermokrates, deren erste ägyptisch Xe,u-
pivn; und deren zweite griechiscli HpaKXeia, ägyptisch XevaTtaGic;
hieß, zwei Mädchen, die vor verschiedenen Instanzen von einem
Jahr 30 bis mindestens zu einem Jahr 34 ihr immer und immer
wieder von einem gewissen Ka\\i|uf]ör|c; und dessen Familie be-
drohtes väterliches Erbe zu behaupten suchen. Bedeutend ge-
fördert wurde das Verständnis des Textes, abgesehen von ein paar
Vorschlägen der Engländer Mahaffy uncl Grenfell (P. Grenf. II,
S. 211), durch eine Stuclie von J. G. Naber (Arch. III, 1903, S. 6—10),
dessen Ergänzungen freilich nur mit der Hälfte der wirklichen links
fehlenden Breite reclmeten. Glücklich und wichtig, u. a. für die
Zeitbestinnnung (s. u.), war besonders Nabers Erkenntnis, daß den
zwei im Papyrus vorhandenen Schwestern als eine clritte Tochter
des Hermokrates-Sohnes Ptolemaios jene 'ATToWuma ij Kai lepiuujvBi?
beizufügen sei, der wir anderweitig als der zweiten Frau des be-

ihn schon die Tatsache warnen, daß ein Grenfell und ein Kenyon (P. Lond. III,

1907, S. XlXf.) die beiderseitigen Handschriften deutlich als vei'schieden bezeichnen.

Die von I, 17 ist nach Kenyon a ratJier rough cursive licmd, die von I, 15 a a
medium-sized semi-cursive hand. [Ausdrücklich bestätigt mir der gleiche Gelehrte
nochmals: ^The hcmds of 611 and 612 are quite differenf.}

4) Auf einen arpavriYÖ? riet, der Wahrheit sehr nahe kommend, Bouche-
Leclercq, Histoire des Lagides IY, 1907, S. 233 f. Nabers Gedanke ans Königspaar
als Adressaten verbot sich schon durch die hypomnematische Form des Präskripts
(tuj beivi Trapa toü beivoc).
 
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