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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 9. Abhandlung): Eros und Psyche — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32171#0022
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22

Rudolf Pagenstecher :

erhobener Schale, dem Flötenspiele des vor ihr stehenden
Mädchens lauscht (vgl. A 82 unten). Zu einer entsprechenden
Gruppe wird der Leierspieler (A 82 rechts oben) gehört haben.
Doch nahm er hier wohl die Mitte eim, wie das erhaltene Loch
zum Aufhängen des Täfelchens beweist.

Aphrodite erkennenwir fernerin derFrau, welche den kleinen,
noch ganz unbeholfen und kindlich gebildeten Eros den Händen
einer anderen übergibt, indem sie ihn auf der linken Hand stehen
läßt und ihn mit der rechten sorgfältig vor dem Falle bewahrt
(A 42). Oder ist es die Amme, welche der Göttin ihr Söhnchen
reicht? 92) Feiner scheint das Gewand der links stehenden Frau.
Jedenfalls aber ist es eine Szene aus der Kindheit des Eros.

Hermes und Aphrodite, die ja auch mit dem Raub der Perse-
phone besonders eng verbunden sind, wurden verschiedentlich
gemeinsam verehrt. 93) So standen in Megalepolis ihre Kultbilder
von Damophons Iiand nebeneinander 94), und in Argos fügte man
die Gottheiten zusammen: „paiuou f]6ovn paXiOTa Xöyou öeopevri“. 90)
Die gleiche Kultverbindung ist aus Troizen überliefert und aus
seinen Filialen zu Athen und Halikarnaß. 96) Im allgemeinen
scheint der Peloponnes des Gedankens Heimat zu sein. So wurde
Aphrodite mit einem Hermesbild, öpüöv aiöoiov eiti ßaüpou, zu-
sammen in Kyllene verehrt und ebenso mit einem ithyphallischen
Hermes als Urania in Elis. 97) Gemeinsame Opfer bringen beiden
Göttern Imbros 98) und Lesbos 99) dar, auf Delos ist sie wiedermn
einem Hermesidol gesellt. Der Urania tritt in Smyrna ein Eros

92) Nach Oldfather, 121, übergibt, hier ,,eine Dienerin der Toten sym-
bolisch die Seele eines schon Gestorbenen einer neuen Mutter“. An eine
Geburt des Eros zu denken, verbietet ihm das Fehlen des „orphiscken Eis,
aus dem Eros hervorsprang“. Warum soll auch die Geburt selbst darge-
stellt sein? Über das Scherna der Übergabe von Kindern D. Heubach, Das
Kind in der griech. Kunst, S. 19ff.

93) Zusammenfassend Pauly-Wissowa, s. v. Apkrodite

94) A. a. 0., 2742 : .Pausanias, VIII, 31, 9.

95) A. a. 0., 2738 : Plut. conjug. praec. prooem.

96) A. a. 0., 2740. i Ilermes und Aphrodite mit Demeter verbunden in
Sestos (Gruppe, Griech. Mythologie, S. 211), mit Dionysos verschiedentlich
(ebdt.). Aphrodite mit dem ithyphallischen Hermes in Imbros Gruppe,
S. 224f. ; vgl. die Götter von Samothrake (S. 228).

97) Tausanias, VI, 26, 5.

98) Gruppe, Griech. Mythologie, S. 224f.

") Conze, Reise auf der Insel Lesbos, T. IV, 3, S. 11 ; Philol.
Supplem., II, 579f. ; Deubner bei Roscher, III, 2, 2139.
 
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