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Rudolf Pageüstecher :
anderen Fällen war, dafür spricht der Umstand, daß beiden
Mädchen das Zauberrad in die Hand gegeben wird. 108)
Flügellose schwebende Mädchen kommen auch an anderen
Stellen der griechischen Kunst vor; ich meine nicht die in idealem
Luftrauni dahingleitenden Mänaden und Kentaurinnen der pom-
pejanischen Malerei 109), sondern zierliche Figürchen rotfigurigen
Stiles. 110) Man braucht sie nicht als Darstellungen der flügel-
losen Nike zu erklären, die es ja auch gegeben hat * * 111), denn wer
paßt besser als Peitho auf diese Toilettekästchen, in denen wir
zum Teil Hochzeitsgeschenke vermuten dürfen 112), wer besser in
die Darstellungen von den Vorbereitungen zur Hochzeit, der
Schmückung der Braut! Ihr opfert der Bräutigam vor der Ver-
mählung Käse und Honig. 113)
Aphrodite und Hermes, Eros und Peitho stehen also in
engstem kultlichen Verhältnis, wie ja aus der Verbindung des
Eros und derPeitho als Tochter Iiygieia entspringt. 114) Berechtigter
als die Hinzufügung jeder anderen göttlichen Mädchengestalt zu
Eros ist die der Peitho. Ich meine, daß dieses Geschwisterpaar
hier dem Wagen vorgespannt ist, und daß>, wie in Sparta, auch
in Lokri Aphrodite als Ehestifterin verehrt wurde 115); daß diese
sicli auf dem Wagen, den mit ihr, der Göttin, die die Ehe schirmt,
Hermes, der Gott der Überredung, besteigt, den die Gottheiten
108) Peitho : Roscher, III, 2, S. 1811, Abb. 7 ; Psyche : Furtwängler,
Ctemmen, Taf. 24, 55.
109) Dieses Scbweben, dessen Verständnis Gregorovius (Wanderjahre,
III, 25) der Himmel Neapels erschlossen hat, wird, wie so manches andere,
was uns erst in Pompeji greifbar entgegentritt, schon vorher in Unteritalien
ausgebildet gewesen sein (Unteritalische Grabdenkmäler). Die verhüllten
Tänzerinnen, die auf unteritalischen Vasen zwischen Ranken sich hewegen,
sind ihre direkten Vorläufer.
110) Arch. Ztg., 1882, Taf. 7 ; Reinach, Rep. d. vases, I, 440. Die
Mehrzalil braucht nicht dagegen angeführt zu werden. Es ist gar nicht
nötig, an die Vervielfacliung der Nike zu erinnern, oder an die der Psyche.
Wie ihr Gefährte Eros konnte ja auch sie leicht verdoppelt werden, vielleicht
nur durch einen augenblicklichen Einfall des Künstlers. Kennen wir doch
auch zwei sich gegenübersitzende Athenen !
lu) Studniczka, Siegesgöttin, S. 11.
112) Brückner, Lebensregeln auf athen. Hochzeitsgeschenken (ßerl.
Winck. Progr. 62, 1907) ; Anakalypteria (64, 1904) ; Athen. Mitt., 1907.
113) Anthol. Palat., VI, 55.
114) Späte Überlieferung Procl. in Plat. Tim. 3, 158 E = Orpli. Fr. 272
(Abel).
115) Über Sparta und Tarent: Petersen, Röm. Mitt., 1901, S. 83ff.
Rudolf Pageüstecher :
anderen Fällen war, dafür spricht der Umstand, daß beiden
Mädchen das Zauberrad in die Hand gegeben wird. 108)
Flügellose schwebende Mädchen kommen auch an anderen
Stellen der griechischen Kunst vor; ich meine nicht die in idealem
Luftrauni dahingleitenden Mänaden und Kentaurinnen der pom-
pejanischen Malerei 109), sondern zierliche Figürchen rotfigurigen
Stiles. 110) Man braucht sie nicht als Darstellungen der flügel-
losen Nike zu erklären, die es ja auch gegeben hat * * 111), denn wer
paßt besser als Peitho auf diese Toilettekästchen, in denen wir
zum Teil Hochzeitsgeschenke vermuten dürfen 112), wer besser in
die Darstellungen von den Vorbereitungen zur Hochzeit, der
Schmückung der Braut! Ihr opfert der Bräutigam vor der Ver-
mählung Käse und Honig. 113)
Aphrodite und Hermes, Eros und Peitho stehen also in
engstem kultlichen Verhältnis, wie ja aus der Verbindung des
Eros und derPeitho als Tochter Iiygieia entspringt. 114) Berechtigter
als die Hinzufügung jeder anderen göttlichen Mädchengestalt zu
Eros ist die der Peitho. Ich meine, daß dieses Geschwisterpaar
hier dem Wagen vorgespannt ist, und daß>, wie in Sparta, auch
in Lokri Aphrodite als Ehestifterin verehrt wurde 115); daß diese
sicli auf dem Wagen, den mit ihr, der Göttin, die die Ehe schirmt,
Hermes, der Gott der Überredung, besteigt, den die Gottheiten
108) Peitho : Roscher, III, 2, S. 1811, Abb. 7 ; Psyche : Furtwängler,
Ctemmen, Taf. 24, 55.
109) Dieses Scbweben, dessen Verständnis Gregorovius (Wanderjahre,
III, 25) der Himmel Neapels erschlossen hat, wird, wie so manches andere,
was uns erst in Pompeji greifbar entgegentritt, schon vorher in Unteritalien
ausgebildet gewesen sein (Unteritalische Grabdenkmäler). Die verhüllten
Tänzerinnen, die auf unteritalischen Vasen zwischen Ranken sich hewegen,
sind ihre direkten Vorläufer.
110) Arch. Ztg., 1882, Taf. 7 ; Reinach, Rep. d. vases, I, 440. Die
Mehrzalil braucht nicht dagegen angeführt zu werden. Es ist gar nicht
nötig, an die Vervielfacliung der Nike zu erinnern, oder an die der Psyche.
Wie ihr Gefährte Eros konnte ja auch sie leicht verdoppelt werden, vielleicht
nur durch einen augenblicklichen Einfall des Künstlers. Kennen wir doch
auch zwei sich gegenübersitzende Athenen !
lu) Studniczka, Siegesgöttin, S. 11.
112) Brückner, Lebensregeln auf athen. Hochzeitsgeschenken (ßerl.
Winck. Progr. 62, 1907) ; Anakalypteria (64, 1904) ; Athen. Mitt., 1907.
113) Anthol. Palat., VI, 55.
114) Späte Überlieferung Procl. in Plat. Tim. 3, 158 E = Orpli. Fr. 272
(Abel).
115) Über Sparta und Tarent: Petersen, Röm. Mitt., 1901, S. 83ff.