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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 9. Abhandlung): Eros und Psyche — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32171#0025
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Eros und Psyche.

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ziehen, welche durch ihre Macht die Ehe gründen, zur Stiftung
einer Ehe begibt. Daß dieses der Fall ist, daß wir somit auch
aus diesem Grunde Peitho in dem Mädchen erkennen dürfen,
wird uns ein analoges Tarentiner Relief lehren. Vorher aber
müssen wir die — zur Erklärung unserer Darstellung nötige —
Besprechung der Lokrireliefs zu Ende führen.

„Denn die Alten liaben die Aphrodite dem Hermes heigesellt,
da die eheliche Freude hauptsächlich der Rede bedarf, und die
Peitho und die Ghariten, damit die Ehegatten durch Treiüeiv, durch
gütlichen Zuspruch, nicht durch Streit und Zank ihre Wünsche
beieinander durchsetzen.“ 116) So will ich wenigstens die Frage
aufwerfen, ob wir nicht die Chariten erkennen dürfen in den
drei sich an den Iiänden fassenden Mädchen 117), welche ganz im
Schema späterer Ivunst 118) dahinschreiten. 119) Von ihnen trägt
die erste einen Korb, die letzte ein Alabastron. Vor ihnen sitzt
niedrig eine weibliche Figur mit einem Kranz in den ITänden
(A65—69; B 27).

Neben die Bedeutung der Aphrodite als Ehegöttin, die sicli
in ihrer Zusammenstellung mit Eros und Peitho ausspricht, muß
ihre Eigenschaft als Unterwelts- und Fruchtbarkeitsgöttin ge-
treten sein, durch welche sie zu Demeter in Beziehung kommt.
Der Fruchtbarkeit des Feldes ist ja immer die des Menschen
verglichen worden 120); so mögen Aphrodite und Persephone mit
Recht nebeneinander stehen, aber mit Hades und Dionysos zu-
sammen müssen auch Hermes und Aphrodite hier den Unter-
irdischen genähert sein.

Für Hermes ist der Zusammenhang bekannt; für Aphrodite
spricht er sich mit Sicherheit aus in ihrer Verehrung als em-
rujußia, die sie in dem der lokrischen Heimat benachbarten Delphi
genoß 121), vielleicht auch, wenn mit Recht hierher gezogen, in
der spartanischen Morpho. 122) Es wäre ,ja nicht das erstemal,

116} Nach Roscher, III, 2, 1810 (Plut. coniu?. praec. prooem).

117) A63—69, B 27.

118) „Chariten“ bei Roscher.

119) Harrison, Prolegomena, S. 286ff. (The Maiden-Trinities).

12°) Zur Verbindung der Aphrodite mit Demeter Öst. J. H., 1910, S. 197
(Weisshäupl). Zur Vergleichung menschlicher und irdischer Fruchtbarkeit :
Dietrich, Mutter Erde, S. 46f., Fehrle, Kultische Keuschheit, S. 170ff.

121) Roscher, I, 402.

122) S. Wide, Lakonische Kulte, S. 140, 258.
 
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