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G.A. Gerhard:
Spruchrede (S. 277 W. MEYER) bietet. Die Variante von A am Vers-
eingang οργή κρατεί τά statt οργής χάρη/ τά scheint zwar in dieser
Form sinntos, doch ist es wohi nicht ganz unmöglich, daß in ihr
noch eine dunkle Spur der echten Urlesung steckt, die uns ein
glücklicher Holztafelfund aus Ägypten wieder vor Augen gebracht hat
(s. o. S. 12, Anm. 40). Wenn nämlich hier der Vers nicht mit οργής
χάρη/ τά κρυπτά, sondern statt dessen mit οργής εκατί κρυπτά beginnt,
so erweist sich diese Gestaltung nicht bloß bezüglich der Art, wie die
Zäsur fällt, als besser, sondern auch das der tragischen Sprache
angehörige έκαπ war bei Ghares unbedingt ursprünglich (daher auch
in der Lücke des Papyrus wieder einzusetzen!) und wurde später
durch das minder poetische χάριν verdrängt: οργής χάριν τά κρυπτά,
mit unnötigem und wenig passendem Artikel. Auch der Ausdruck
κρυπτά έκφαίνειν findet übrigens seine Analogien ausgesprochener-
maßen im tragischen Stil. Die nicht tragischen Belege für έκφαίνειν
beschränken sich auf den anscheinend nach dem Muster unsres
Charesverses gebauten Trimeter Men. Mon. 271: ιδών π χρηστόν
μηδέν έκφάνης δλως (έκφαινεις an gleicher Versstelle in der Tragödie
Eur. Hipp. 881), und auch für (τά) κρυπτά kann man außerhalb
der Tragödie (vgl. etwa Eur. Hipp. 594; I. A. 1140) wiederum nur
ein Monostichon anführen, das NAucx bezeichnenderweise unter die
tragischen adespota (fr. 511, S. 939) aufgenommen hat, Men. Mon.
592: χρόνος τά κρυπτά πάντα πρός τό φως άγει (vgl. noch 225).
Für die Kombination von κρυπτά und έκφαίνειν möchte ich zum
Schluß noch auf Soph. fr. 690,4: υφ' ής τό κρυφθέν έκφανειςάνάκ-
τορον hinweisen.
21. Vor der sicher lesbaren Schrift sieht man, nachdem drei
Buchstaben völlig verschwunden, weiter nach links gehend, auf dem
Vorsatzfragment noch Beste von zwei Zeichen (εο? oder ερ?). Προ-
μηθία, auch am Versende, mehrfach durch Tragikerparallelen zu
belegen: vgl. etwa Eur. Androrn. 690 (o. S. 24); I. T. 1202; Soph.
fr. 281,2; aus der Komödie kommt Plat. fr. 136 (I, S. 637 K.) nur
scheinbar in Frage. Zur Ergänzung des Verses wüßte ich vorerst
nur folgenden, mich selbst nicht befriedigenden Vorschlag zu machen:
[πάντως δε λήθην μή π]οιοΰ προμηθίας; für πο(ι)οΰ im 4. Fuß vgl.
meine Ausgabe des Heidelberger Perikeiromene-Fragments in diesen
Sitzb. 1911, Nr. 4, S. 7 f. Bezüglich der Anlage des Abschnitts ist
auch hier wie bei Nr. 111 (V. 8f.) und VII (V. 18 f.) eine Doppel-
gnome mit zwei sich ergänzenden Hälften festzustellen.
IX. V. 22—-21 — dem uns durch Stobaios (33, 4) erhaltenen
G.A. Gerhard:
Spruchrede (S. 277 W. MEYER) bietet. Die Variante von A am Vers-
eingang οργή κρατεί τά statt οργής χάρη/ τά scheint zwar in dieser
Form sinntos, doch ist es wohi nicht ganz unmöglich, daß in ihr
noch eine dunkle Spur der echten Urlesung steckt, die uns ein
glücklicher Holztafelfund aus Ägypten wieder vor Augen gebracht hat
(s. o. S. 12, Anm. 40). Wenn nämlich hier der Vers nicht mit οργής
χάρη/ τά κρυπτά, sondern statt dessen mit οργής εκατί κρυπτά beginnt,
so erweist sich diese Gestaltung nicht bloß bezüglich der Art, wie die
Zäsur fällt, als besser, sondern auch das der tragischen Sprache
angehörige έκαπ war bei Ghares unbedingt ursprünglich (daher auch
in der Lücke des Papyrus wieder einzusetzen!) und wurde später
durch das minder poetische χάριν verdrängt: οργής χάριν τά κρυπτά,
mit unnötigem und wenig passendem Artikel. Auch der Ausdruck
κρυπτά έκφαίνειν findet übrigens seine Analogien ausgesprochener-
maßen im tragischen Stil. Die nicht tragischen Belege für έκφαίνειν
beschränken sich auf den anscheinend nach dem Muster unsres
Charesverses gebauten Trimeter Men. Mon. 271: ιδών π χρηστόν
μηδέν έκφάνης δλως (έκφαινεις an gleicher Versstelle in der Tragödie
Eur. Hipp. 881), und auch für (τά) κρυπτά kann man außerhalb
der Tragödie (vgl. etwa Eur. Hipp. 594; I. A. 1140) wiederum nur
ein Monostichon anführen, das NAucx bezeichnenderweise unter die
tragischen adespota (fr. 511, S. 939) aufgenommen hat, Men. Mon.
592: χρόνος τά κρυπτά πάντα πρός τό φως άγει (vgl. noch 225).
Für die Kombination von κρυπτά und έκφαίνειν möchte ich zum
Schluß noch auf Soph. fr. 690,4: υφ' ής τό κρυφθέν έκφανειςάνάκ-
τορον hinweisen.
21. Vor der sicher lesbaren Schrift sieht man, nachdem drei
Buchstaben völlig verschwunden, weiter nach links gehend, auf dem
Vorsatzfragment noch Beste von zwei Zeichen (εο? oder ερ?). Προ-
μηθία, auch am Versende, mehrfach durch Tragikerparallelen zu
belegen: vgl. etwa Eur. Androrn. 690 (o. S. 24); I. T. 1202; Soph.
fr. 281,2; aus der Komödie kommt Plat. fr. 136 (I, S. 637 K.) nur
scheinbar in Frage. Zur Ergänzung des Verses wüßte ich vorerst
nur folgenden, mich selbst nicht befriedigenden Vorschlag zu machen:
[πάντως δε λήθην μή π]οιοΰ προμηθίας; für πο(ι)οΰ im 4. Fuß vgl.
meine Ausgabe des Heidelberger Perikeiromene-Fragments in diesen
Sitzb. 1911, Nr. 4, S. 7 f. Bezüglich der Anlage des Abschnitts ist
auch hier wie bei Nr. 111 (V. 8f.) und VII (V. 18 f.) eine Doppel-
gnome mit zwei sich ergänzenden Hälften festzustellen.
IX. V. 22—-21 — dem uns durch Stobaios (33, 4) erhaltenen