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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 13. Abhandlung): Charetos gnomai — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32888#0027
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ΧΛΡΗΤΟΣ ΓΝΩΜΑΙ.

37

Chares-Fr. 2Ν., dem die Verifizierung des Papyrus verdankt wird
(o. S. 4). Soweit uns die Zeiten noch wirklich vorhegen, stimmen sie
mit- dem Text des Stobaios genau überein. Das läßt auf Deckung
auch im übrigen schließen. Die Unsicherheit einiger z. T. auf dem
problematischen Vorsatzstreifen stehenden sporadischen Spuren von
der ersten Hälfte der Verse kann an dieser Gewißheit nichts ändern.
Die von F. W. SCHMIDT, Krit. Studien zu den gr. Dramatikern III,
1887, S. 27 mit ungenügenden Gründen (s. zu V. 23, 24) bestrittene
Echtheit des dritten und letzten Verses der ganzen Partie (24) wird
durch den Papyrus urkundlich bestätigt.
32. π[αντ]αχου. Das zweifelhafte π auf dem Anhangsfragment
(rechts davon vielleicht noch eine weitere Spur) ließe den drei
folgenden Zeichen (αντ) fast etwas zu breiten Raum. — Wie wir
schon früher (S. 9f.) erwähnten, ist dieser Anfangsvers in die Ps.-
Menandrische Monostichen-Sammlung aufgenommen worden (V. 80
Mein.), und zwar nach W. MEYER, Abh. XV, S. 423 in die Versionen
Γ, X, U, U und A (Wiener griech. Handschrift 165 fol. 87: MEYER
S. 401, 408). Die von Meinekes Text gebotene, also demnach wohl
auf X zurückzuführende Variante πανταχή statt πανταχοΰ müßte,
nach MEYERS Stillschweigen zu schließen, auf Irrtum beruhen. —
In der Urbinatischen Handschrift steht unser doch mit γ beginnender
Vers in der α-Reihe, und zwar folgt er auf A 3 d μή προσήκει, μήτ'
ακούε μήθ' δρα (— Men. Mon. 39 Mein.). Wenn nun daraufhin
W. MEYER S. 423 (vgl. 405 f., 419 f.) in den beiden Versen d μή προσή-
κει, μήτ' ακούε μήθ' δρα ' } γλώσσης μάλιστα πανταχοΰ πειρώ κρατειν ein
ursprünglich zusammengehöriges Verspaar vermutet (vgl. o. S. 12,
Anm. 39), so könnten wir unsrerseits dies Distichon ebenso wie jenes
andre auf den Gharesvers 20 gebaute (S. 24) höchstens als eine sekun-
däre, wahrscheinlich auch für die Gowpaovhfo bestimmte Mache gelten
lassen. — πανταχοΰ, an sich in der Tragödie (vgl. z. B. Eur. Hipp. 431:
φεΰ φεΰ' τδ σώφρον ώς απανταχού καλόν) wie auch in der Komödie
(s. etwa Eupol. fr. 92 K.: τό γάρ δίκαιον πανταχοΰ φυλακτέον und
wieder Men. fr. 210,2: τοΰλεΰθερον δε πανταχοΰ φρονειν μέγα sc.
έχρήν) öfter begegnend, eignet sich mit seiner bequemen Allgemein-
heit für Gnomen besonders gut, wie man es denn auch bereits in
der Prosa des Demonicea antrifft (vgl. o. S. 7, Anm. 15), § 31: τό γάρ
ακαιρον πανταχοΰ λυπηρόν. Wie weit es unser Chares selber sonst
noch verwandt hat, sehen wir nicht. Von der späteren iambischen
Spruchdichtung wurde es jedenfalls, möglicherweise in indirektem
Anschluß an Chares, bis zum Überdrusse als Füllwort gebraucht.
 
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