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Hampe, Karl; Baethgen, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 14. Abhandlung): Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung (IV) — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32889#0008
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F. Baethgen und K. Hampe:

der sich in der Capuaner Briefsammlung erhalten hat. Zwar ist
der Name des Verfassers, der sich clericorum tuorum (sc. papae)
minimus nennt und Innozenz als seinen specicdis dominus anredet,
in der üblichen Weise in der Handschrift zu Ph. abgekürzt, allein
diese beiden Buchstaben sichern ja völlig die Auflösung, und ein
Kleriker Philipp als Vertrauensmann des Papstes in der Terra di
Lavoro kann wohl nur jener Notar sein.29)
Aufs wärmste empfiehlt er Innozenz den Abt; trotz mannig-
facher Bedrängnisse und Nöte, trotz aller Veriuste, die er und sein
Ivloster in besonders ausgedehntem Maße erlitten, sei er stets ein
treuer Anhänger des Papstes und König Friedrichs II. geblieben;
auf alle Verlockungen, zur andern Partei überzutreten, habe er stets
nur geantwortet, lieber wolle er den Tocl erleiden, und habe sich
nicht gescheut, den Führern der Feinde solches unter Vorwürfen
über ihr treuloses Verhalten ins Gesicht zu sagen. Auch habe er
in aufopferndster Weise für sein hartbedrängtes Kloster gesorgt, und
nur clurch ihn seien, nach Aussage seiner Mönche, die ihn wie einen
Vater verehrten, das Kloster vor dem völligen Ruin und clie Mönche
vor dem traurigen Lose des heimatlosen Bettels bewahrt worden
— trotz einiger Übertreibungen, clie dem Schreiber im Interesse
seines Günstlings in die Feder fliefien mochten, sicherlich ein düsteres
Bild von cler Lage der großen Abtei! Damit nun der so belobte
Abt an andrer, weniger bedrängter Stelle der päpstlichen Sache
noch bessere Dienste zu leisten vermöge, schlägt Philipp vor, ihm
die Abtei S. Trinitä di Mileto oder S. Eufemia oder die Verwaltang
des Bistums Patti anzuvertrauen. Alle drei Kirchen, die er hier
nennt, lagen im Süden, in Kalabrien oder in Sizilien. Heißt es nun,
daß ein Mann von der Bedeutung und Treue des Abtes Matthäus
geracle dort und im gegenwärtigen Zeitpunkte (in partibus illis —
et maxime hoc tempore) der päpstlichen Herrschaft viel nützen könne,
so liegt eine Beziehung auf ciie für den November 1206 geplante
sizilische Unternelnnung sehr nahe. Durch die Verständigung mit
den deutschen Truppenführern schien damals clie päpstlich-königiiche
Herrschaft auf dem Festlande leidlich gesichert. Die Hauptaufgaben
waren jetzt auf der Insel zu lösen, Gapparone gegenüber, der den
jungen König noch in seiner Gewalt hatte. Dabei sollte der Abt
Matthäus mitwirken.

29) Siehe auch Forschungen zur deutschen Geschichte IX, S. 456 ff. X, S. 249f.
Zur weiteren Bestimmung des Briefes vgl. unten S. 26, Anm. 92.
 
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