Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung IV.
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hinein in die Zeit der Kämpfe um das Erbe des unmündigen Fried-
rich II. Die Tages- und Monatsdaten der Schreiben führen im Verein
mit einer sachlichen Erwägung auf das Jahr 1206 22), und es ist
nun gerade für dieses Jahr von besonderem Interesse, daß als Be-
hinderungsgrund für den Prokurator die Unsicherheit der Straßen,
die häufigen räuberischen Überfälle und Ivämpfe zwischen Aversanern
und Deutschen angeführt werden23); zeigt cloch dieser Hinweis,
daß selbst damals keineswegs Ruhe und Ordnung im Königreich
herrschten, obwohl Dipold von Acerra und seine Anhänger gegen
Ende des Jahres 1205 sich durch den Bruder Rainer und den
päpstlichen Notar Magister Philipp gegen Anerkennung der päpst-
lichen Pmgentschaft, Gehorsamszusicherung und Abwendung von
König Philipp vom Banne hatten lösen lassen. Dipold traf alsbald
in Rom jene iRmiachungen mit dem Papst, auf Grund deren er
dann im November 1206 nach Sizilien hinüberging24); da er gewiß
voraussah, clah der Übertritt der Führer nicht sogleich den aller
Deutschen nach sich ziehen werde, und mancherlei Wirren und
Streitigkeiten noch erst auszugleichen waren, so bat er Innozenz,
eben jenen Magister Philipp25), dessen Tüchtigkeit er erprobt haben
mochte, wieclerum uncl jetzt als weltlichen Vertreter des Papstes
in die Terra di Lavoro und nach Apulien zu senden, mit dem
Auftrag, dort Frieden und Recht zwischen Deutschen und Ein-
heimischen aufrecht zu erhaiten. Philipp ging; cloch mit dem zu
Ende cles Jahres aufs neue erfolgenden Umschwung im Königreiche
fand auch seine Legation einen jähen Abschluß; clenn für den an
Dipold in Palermo verübten Verrat rächte sich clessen Bruder Sieg-
fried durch Gefangennahme cles päpstlichen Legaten.26)
Walirscheinlich während der zweiten von diesen beiden Lega-
tionen27) ist ein Bericht Philipps28) über den Abt Matthäus verfaßt,
22) Vgl. unten S. 13, Anm. 52.
2?) Vgl. die betreffenden Worte in Nr. 5, auch in Nr. 10 das Drohen einer
bellica clades.
24) WlNKELMANN, OtTO IV., S. 64 ff.
25) Es ist derselbe, der 1201 den Kardinallegaten Guido von Praeneste nach
Deutschland begleitete; vgl. Winkelmann, Philipp von Schwaben, S. 217ff.
26) Gesta Inn. c. 38.
27) Daß es sich um zwei getrennte Legationen handelte, besagen die Worte
der Gesta nicht ganz deutlich, doch ergibt sich die Tatsache daraus, daß Dipold
gegen Ende 1205 absolviert wurde (Winkelmann, Otto IV., S. 65) und Philipp
Weihnachten 1205 wieder in Rom war (Chronicon Abbatiae de Evesham ed.
Macray, S. 170). — 28) Unten Nr. 11.
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hinein in die Zeit der Kämpfe um das Erbe des unmündigen Fried-
rich II. Die Tages- und Monatsdaten der Schreiben führen im Verein
mit einer sachlichen Erwägung auf das Jahr 1206 22), und es ist
nun gerade für dieses Jahr von besonderem Interesse, daß als Be-
hinderungsgrund für den Prokurator die Unsicherheit der Straßen,
die häufigen räuberischen Überfälle und Ivämpfe zwischen Aversanern
und Deutschen angeführt werden23); zeigt cloch dieser Hinweis,
daß selbst damals keineswegs Ruhe und Ordnung im Königreich
herrschten, obwohl Dipold von Acerra und seine Anhänger gegen
Ende des Jahres 1205 sich durch den Bruder Rainer und den
päpstlichen Notar Magister Philipp gegen Anerkennung der päpst-
lichen Pmgentschaft, Gehorsamszusicherung und Abwendung von
König Philipp vom Banne hatten lösen lassen. Dipold traf alsbald
in Rom jene iRmiachungen mit dem Papst, auf Grund deren er
dann im November 1206 nach Sizilien hinüberging24); da er gewiß
voraussah, clah der Übertritt der Führer nicht sogleich den aller
Deutschen nach sich ziehen werde, und mancherlei Wirren und
Streitigkeiten noch erst auszugleichen waren, so bat er Innozenz,
eben jenen Magister Philipp25), dessen Tüchtigkeit er erprobt haben
mochte, wieclerum uncl jetzt als weltlichen Vertreter des Papstes
in die Terra di Lavoro und nach Apulien zu senden, mit dem
Auftrag, dort Frieden und Recht zwischen Deutschen und Ein-
heimischen aufrecht zu erhaiten. Philipp ging; cloch mit dem zu
Ende cles Jahres aufs neue erfolgenden Umschwung im Königreiche
fand auch seine Legation einen jähen Abschluß; clenn für den an
Dipold in Palermo verübten Verrat rächte sich clessen Bruder Sieg-
fried durch Gefangennahme cles päpstlichen Legaten.26)
Walirscheinlich während der zweiten von diesen beiden Lega-
tionen27) ist ein Bericht Philipps28) über den Abt Matthäus verfaßt,
22) Vgl. unten S. 13, Anm. 52.
2?) Vgl. die betreffenden Worte in Nr. 5, auch in Nr. 10 das Drohen einer
bellica clades.
24) WlNKELMANN, OtTO IV., S. 64 ff.
25) Es ist derselbe, der 1201 den Kardinallegaten Guido von Praeneste nach
Deutschland begleitete; vgl. Winkelmann, Philipp von Schwaben, S. 217ff.
26) Gesta Inn. c. 38.
27) Daß es sich um zwei getrennte Legationen handelte, besagen die Worte
der Gesta nicht ganz deutlich, doch ergibt sich die Tatsache daraus, daß Dipold
gegen Ende 1205 absolviert wurde (Winkelmann, Otto IV., S. 65) und Philipp
Weihnachten 1205 wieder in Rom war (Chronicon Abbatiae de Evesham ed.
Macray, S. 170). — 28) Unten Nr. 11.