Mitteilungen aus der Capuaner Briefsamralung IV.
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Yon alledem ist trotz der warmen Fürsprache nichts erfolgt;
der baldige Umschwung, der auch die Festlandsherrschaft wieder
in Frage stellte, und die Gefangennahme Philipps mochten hemmend
dazwischen treten. Auch waren es ja nur unmaßgebliche Vorschläge
des päpstlichen Bevollmächtigten gewesen. Immerhin hat Matthäus
es vielleicht neben seinen sonstigen guten Beziehungen zur Kurie
nicht zum wenigsten gerade diesem Bericht zu verdanken gehabt,
wenn er in der nächsten Zeit zur Würde eines königlichen Fami-
liaren emporstieg und in der unmittelbaren Umgebung Friedrichs
in Palermo sich als solcher betätigte.30) Er mag dabei an die Stelle
des Ende 1207 verstorbenen Bischofs Roger von Gatania getreten
sein, vorausgesetzt, dah dieser bis zu seinem Lebensende die Würde
behauptet hatte, die ihm im Jahre 1200 übertragen worden war.31)
Neben diesem angelegentlichen Empfehhmgsschreiben für den
Abt Matthäus fmdet sich in der Capuaner Briefsammlung ein weiterer
ihn betreffender Brief, cler von durchaus andersartigen Gefühlen
diktiert ist. Es ist eine vom Bischof von Aversa beim Papste ein-
gereichte Beschwerdeschrift, clie ein eigenartiges Kulturbild vor
unseren Augen entrollt.32)
Matthäus hatte zur Weihe einer in der Aversaner Diözese ge-
legenen Kirche einige fremde Bischöfe herbeigerufen, zugleich aber
auch den Aversaner Bischof zur Teilnahme an der Weihehandlung
aufgefordert; dieser jedoch hatte eine solche Teilnahme abgelehnt,
da er allein zur Dedikation zuständig zu sein behauptete. Die Auf-
schiebung der Feier, auf clie man sich schließlich einigte, war vom
Abt nur auf eine Täuschung des Bischofs berechnet gewesen; heim-
lich kehrten die schon wieder abgereisten Bischöfe von Acerra und
Sarno zurück und versuchten, in aller Eile, ohne Beachtung des
vorgeschriebenen Zeremoniells die Weihehandlung zu vollziehen,
um so eine rechtzeitige Appellation unmöglich zu machen. Allein
auch cler Bischof hatte seine Maßnahmen getroffen; da er den Ver-
sicherungen des Abtes und seiner Mönche kein Vertrauen schenkte,
sandte er drei seiner Kleriker zu jener Kirche, mit dem Auftrag,
jeden Dedikationsversuch durch Einlegung der Appellation zu ver-
hindern. Durch das Fehlen jeglicher verdächtiger Anstalten bei cler
Kirche beruhigt, hatten die Abgesandten des Aversaner Bischofs ihr
Nachtquartier aufgesucht; in der Sorge um die ilinen aufgetragene
Angelegenheit unterbrachen sie aber nach einer Weile ihre Ruhe
30) Siehe oben Anm. 1. — 31) Winkelmann, Otto IV., S. 18.
2) Unten Nr. 12.
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Yon alledem ist trotz der warmen Fürsprache nichts erfolgt;
der baldige Umschwung, der auch die Festlandsherrschaft wieder
in Frage stellte, und die Gefangennahme Philipps mochten hemmend
dazwischen treten. Auch waren es ja nur unmaßgebliche Vorschläge
des päpstlichen Bevollmächtigten gewesen. Immerhin hat Matthäus
es vielleicht neben seinen sonstigen guten Beziehungen zur Kurie
nicht zum wenigsten gerade diesem Bericht zu verdanken gehabt,
wenn er in der nächsten Zeit zur Würde eines königlichen Fami-
liaren emporstieg und in der unmittelbaren Umgebung Friedrichs
in Palermo sich als solcher betätigte.30) Er mag dabei an die Stelle
des Ende 1207 verstorbenen Bischofs Roger von Gatania getreten
sein, vorausgesetzt, dah dieser bis zu seinem Lebensende die Würde
behauptet hatte, die ihm im Jahre 1200 übertragen worden war.31)
Neben diesem angelegentlichen Empfehhmgsschreiben für den
Abt Matthäus fmdet sich in der Capuaner Briefsammlung ein weiterer
ihn betreffender Brief, cler von durchaus andersartigen Gefühlen
diktiert ist. Es ist eine vom Bischof von Aversa beim Papste ein-
gereichte Beschwerdeschrift, clie ein eigenartiges Kulturbild vor
unseren Augen entrollt.32)
Matthäus hatte zur Weihe einer in der Aversaner Diözese ge-
legenen Kirche einige fremde Bischöfe herbeigerufen, zugleich aber
auch den Aversaner Bischof zur Teilnahme an der Weihehandlung
aufgefordert; dieser jedoch hatte eine solche Teilnahme abgelehnt,
da er allein zur Dedikation zuständig zu sein behauptete. Die Auf-
schiebung der Feier, auf clie man sich schließlich einigte, war vom
Abt nur auf eine Täuschung des Bischofs berechnet gewesen; heim-
lich kehrten die schon wieder abgereisten Bischöfe von Acerra und
Sarno zurück und versuchten, in aller Eile, ohne Beachtung des
vorgeschriebenen Zeremoniells die Weihehandlung zu vollziehen,
um so eine rechtzeitige Appellation unmöglich zu machen. Allein
auch cler Bischof hatte seine Maßnahmen getroffen; da er den Ver-
sicherungen des Abtes und seiner Mönche kein Vertrauen schenkte,
sandte er drei seiner Kleriker zu jener Kirche, mit dem Auftrag,
jeden Dedikationsversuch durch Einlegung der Appellation zu ver-
hindern. Durch das Fehlen jeglicher verdächtiger Anstalten bei cler
Kirche beruhigt, hatten die Abgesandten des Aversaner Bischofs ihr
Nachtquartier aufgesucht; in der Sorge um die ilinen aufgetragene
Angelegenheit unterbrachen sie aber nach einer Weile ihre Ruhe
30) Siehe oben Anm. 1. — 31) Winkelmann, Otto IV., S. 18.
2) Unten Nr. 12.