Iohannes Rufus, ein monophysitischer Schriftstelier 7
ponierte, daß dieser die Versöhnungspolitik seines Vorgängers mehr
und mehr aufgab und den Versuch wagte, die Reichskirche allmäh-
iich an das monophysitische Bekenntnis zu gewöhnen. Wenn in
Severus die Vereinigung weltiicher Biidung mit der in der Sonder-
kirche noch gesteigerten reiigiösen Ivraft der Askese eine Persön-
iichkeit von weitreichender geschichtlicher Bedeutung erzeugt, so ist
sein Freund und Studiengenosse, Zacharias aus Maiuma/ der die
Kraft zur Askese in sich vermißte und Schoiastikus in Konstantinopel
wurde, eben weii er weicher angelegt war und von der heidnischen
Rhetorik und Phiiosophie es geiernt hatte zu beobachten und zu er-
zähien, der berufene DarsteHer des Lebens und Treibens der Stu-
denten in Aiexandrien und Berytus geworden, in denen — ein Zei-
chen der an sich verzweifelnden Zeit — der Eros der Freundschaft
und der Erkenntnis zur düsteren Fiamme der 'praktischen Phiioso-
phie', d. h. des Mönchtums geworden war; sein historisches Talent
komrnt in der Apologie des Severus,^ die er lediglich aus persönlichen
Erinnerungen zusammensetzt, über diesen oft das eigentliche Ziel
fast aus den Augen verlierend, stärker und eigenartiger zur Gel-
tung als in der Kirchengeschichte, in der er mit der pragmatischen,
die Akten mitteilenden Darstellung seines Zunftgenossen Sokrates
wetteifert.
Zacharias war, wie gesagt, davor zurückgeschreckt, der Welt
völlig zu entsagen, sah aber darin eine 'Schwäche'; seine Sympathien
gehören durchaus dem Mönchsleben. Er hatte den 'großen' Petrus
einmal gesehen, als er von der alexandnnischen Universität nach
Maiuma in die Ferien gereist war (s. u.), und war nach dessen Tode
dem Ruf einiger Freunde gefolgt, die ins Kloster eingetreten waren
und ihn auiforderten, wenigstens einen Versuch mit der Askese zu
diktion (— 512; p. 305 *") zurück. Somit ist die Synode von Sidon in den Oktober
oder November 511 zu setzen. Das stimmt genau zu dem, was über die Abreise
des Severus ermittelt ist; und aus dieser ergibt sich wiederum, daß er 508 nach
Konstantinopei kam.
i Maiuma gibt Iobannes Rufus in den Pieropborien (73) ausdrücklich ais
seine Heimat an; dazu stimmt Zacharias' eigene Angabe in der Vita Seueri p. 14, 30
Ζ^νόόωρο^ . . . ό έΑ^Αυάώ^ εί^ Η^ρντόη, άπό χώρα^ έπί
κατά ί'ά^αν όαΑάθΟ/^t ώη ώθπερ έ^ώ.
^ Sie wird gewöhnlich die Vita des Severus genannt, mit Unrecht: Zacha-
rias gibt selbst in der diaiogischen Einieitung als Zweck der Darsteiiung an, die
Verleumdungen, die in einem bestimmtenBuchetiber Severus ausgestreutwaren,
durch sein persöniiches Zeugnis zu wideriegen. Nur so konnte er die langen
Berichte über seine eigenen Streitereien mit den Heiden, an denen Severus nur
mittelbar beteiiigt war, rechtfertigen: in einer Vita wären sie nicht am Piatze
gewesen.
ponierte, daß dieser die Versöhnungspolitik seines Vorgängers mehr
und mehr aufgab und den Versuch wagte, die Reichskirche allmäh-
iich an das monophysitische Bekenntnis zu gewöhnen. Wenn in
Severus die Vereinigung weltiicher Biidung mit der in der Sonder-
kirche noch gesteigerten reiigiösen Ivraft der Askese eine Persön-
iichkeit von weitreichender geschichtlicher Bedeutung erzeugt, so ist
sein Freund und Studiengenosse, Zacharias aus Maiuma/ der die
Kraft zur Askese in sich vermißte und Schoiastikus in Konstantinopel
wurde, eben weii er weicher angelegt war und von der heidnischen
Rhetorik und Phiiosophie es geiernt hatte zu beobachten und zu er-
zähien, der berufene DarsteHer des Lebens und Treibens der Stu-
denten in Aiexandrien und Berytus geworden, in denen — ein Zei-
chen der an sich verzweifelnden Zeit — der Eros der Freundschaft
und der Erkenntnis zur düsteren Fiamme der 'praktischen Phiioso-
phie', d. h. des Mönchtums geworden war; sein historisches Talent
komrnt in der Apologie des Severus,^ die er lediglich aus persönlichen
Erinnerungen zusammensetzt, über diesen oft das eigentliche Ziel
fast aus den Augen verlierend, stärker und eigenartiger zur Gel-
tung als in der Kirchengeschichte, in der er mit der pragmatischen,
die Akten mitteilenden Darstellung seines Zunftgenossen Sokrates
wetteifert.
Zacharias war, wie gesagt, davor zurückgeschreckt, der Welt
völlig zu entsagen, sah aber darin eine 'Schwäche'; seine Sympathien
gehören durchaus dem Mönchsleben. Er hatte den 'großen' Petrus
einmal gesehen, als er von der alexandnnischen Universität nach
Maiuma in die Ferien gereist war (s. u.), und war nach dessen Tode
dem Ruf einiger Freunde gefolgt, die ins Kloster eingetreten waren
und ihn auiforderten, wenigstens einen Versuch mit der Askese zu
diktion (— 512; p. 305 *") zurück. Somit ist die Synode von Sidon in den Oktober
oder November 511 zu setzen. Das stimmt genau zu dem, was über die Abreise
des Severus ermittelt ist; und aus dieser ergibt sich wiederum, daß er 508 nach
Konstantinopei kam.
i Maiuma gibt Iobannes Rufus in den Pieropborien (73) ausdrücklich ais
seine Heimat an; dazu stimmt Zacharias' eigene Angabe in der Vita Seueri p. 14, 30
Ζ^νόόωρο^ . . . ό έΑ^Αυάώ^ εί^ Η^ρντόη, άπό χώρα^ έπί
κατά ί'ά^αν όαΑάθΟ/^t ώη ώθπερ έ^ώ.
^ Sie wird gewöhnlich die Vita des Severus genannt, mit Unrecht: Zacha-
rias gibt selbst in der diaiogischen Einieitung als Zweck der Darsteiiung an, die
Verleumdungen, die in einem bestimmtenBuchetiber Severus ausgestreutwaren,
durch sein persöniiches Zeugnis zu wideriegen. Nur so konnte er die langen
Berichte über seine eigenen Streitereien mit den Heiden, an denen Severus nur
mittelbar beteiiigt war, rechtfertigen: in einer Vita wären sie nicht am Piatze
gewesen.