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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Bezold, Carl [Oth.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 18. Abhandlung): Eine arabisch-byzantinische Quelle des Dialogs Hermippos — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32893#0018
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18

Franz Boll:

Die Benützung des Abu MaAar — und zwar in der auch uns
nocli vorliegenden mittelgriechischen Übersetzung — durch den
Verfasser des Hermippos, der also ein Byzantiner nach dem 10. Jahr-
hundert ist und den wir nun mit ailer Sicherheit Johannes Katrarios
nennen dürfen, bedarf keines weiteren Wortes; Ptolemaios und
Proklos, die einzigen Autoren, die sonst in Betracht kommen, sind
im Wortlaut überall und auch im Inhalt vielfach verschieden.54
Aber lehrreich ist es zu sehen, was Johannes Katrarios bei der
Charakteristik der Lebensalter von seiner Quelle Avegläßt und was
er hinzufügt; es kennzeichnet die Gedankengänge und stiiistischen
Ansprüche dieses byzantinischen Humanisten besser, ais wii' es bis-
her vermochten.
Zunächst, was er in der Scliilderung der einzelnen Lebensalter
wegläßt oder durch andere stilistische Wendungen ersetzt. Er ver-
schmäht es, dem frühesten Kindesalter mit seiner Vorlage (die den
Araber mißverstand) κακοήθεια zuzuschreiben (Aristoteles fand sie
doch gerade für das höhere Alter, im Gegensatz zur εύήθεια der
Jugend, bezeichnend). Statt διάνοιαν sagt er sprachlich hier rich-
tiger όΗύτητα, statt τών πραγμάτων διάκρισιν setzt er κατάληψιν τών
πραγμάτων. Besser als ορεΰς gefälJt ihm eine Wendung mit ήδυ-
πάθεια; in der Verbindung τήν δόΗαν καΐ τό ύψος findet er offenbar
das zweite Glied inkorrekt und streicht es; die langweihge Wendung
άπό διαθέσεως είς έτέραν κρείττονα διάθεσιν ersetzt er geschickt; ein
zur Unklarheit führendes καΐ — καΐ (p. 16, 17 f.) wird durch τέ —■ καί
gebessert. Άγωνίίονται ev τω κόσμψ kiingt ihm nicht klassisch
(έπιμελούμενοι τών ev τώ βίψ sagt er dafür); έαυτους περιπείρουσι
φροντίσι ist ihm zu plump (σφάς αύτους κατατρύχουσι sagt er),
ebenso τούς πλείονας κόπους (der Komparativ wie aucli sonst
mehrfach nach der hellenistisch-byzantinischen Art als Superlativ
verwendet); dafür schreibt er τούς πολλούς πόνους καΐ κόπους;
auch έκκόπτονται τών έλπίδων findet er eleganter aJs τάς έλ-
54 Man vergleicbe z. B. Ptolemaios über das 6. Alter, das des Jupiter: ex-
τος ό τοΰ Δώς . . . τό μέν αύτουργόν καΐ έπίπονον καϊ ταραχώόες καΐ παρακε-
κινδυνευμενον τών πράΕειυν άποστρέφεσθαι ποιεΐ, τό όέ ευσχημον καί προνοη-
τικόν καί άνακεχιυρηκός, έτι όέ έπιλογιστικόν πάντιυν καί νουθετικόν καί παραμυ-
θητικόν άντεισάγει, τιμής τότε μάλιστα καί έπαίνου καΐ έλευθεριότητος άντιποι-
εΐσθαι παρασκευάίων μετ’ αίόοΰς και σεμνοπρεπείας. Das klingt allerdings nicht
nur durch seine (gewih nur vermittelte) Thukydidesreminiszenz (II 44, 4 in Perikles
Leichenrede) ein wenig anders und vornehmer als der arahisch-byzantinische
Nachhall. — Die diirftige Stelle bei Proklos (Comm. in Plat. v\lcib. 111 39 Cousin)
weicht noch viel weiter ab und kann auch sachlich nicht entfernt in Betracht
kommen.
 
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