Eberhard Gothein :
Bruch, sondern nur eine philosophische und ästhetisclie Läu-
terung ohne wesentliche Verschiebung des Inhalts. So hlieb
das Altertum doch nur einer der Bestandteile der modernen
Kultur; auf keinem Gebiete, selbst nicht dem der Formgebung,
herrschte es allein. Es ist jetzt die Aufgahe kulturhistorischer
Forschung, darzulegen; wie diese ungleichartigen Bestandteile
dennoch zu einem harmonischen Ganzen verschmolzen wurden,
mehr als dies späteren Zeiten gelang. Jakob Burckhardts Auf-
gahe war es hingegen, in der Renaissance den eigenartigen Typus
moderner Ivultur überhäupt darzustellen;, wobei er sie denn, wie
es hei Typenhildung nicht anders geschehen kanrp schärfer als
billig dem Mittelalter gegenüberstellte.
Auch die Wiederheleber des Platonismus haben es an heftigen
Angriffen gegen ihre scholastischen Vorgänger nicht fehlen lasseip
mußten sich doch schließlich die Humanisten, die neuen An-
kömmlingej den Platz von der Erbgesessenen erst erobern. Seit
Petrarca war Plato gegen Aristoteles ein Feldgeschrei im Kampf
mit der Scholastik. Die Polemik des Meisters selber gegen die
Sophisten blieb das unerreichte Muster und auch' so etwas wie
eine Rechtfertigung dieses Kampfes. Die Begriffe Sophist und
Scholastiker werden von den Humanisteip die nehen dem Narnen
der Poeten äucli den der Philosophen fiir sich in Anspruch
nehmen; schlechthin gleichgesetzt. Zu stark aber war doch der
Gehalt der Scholastik an platonischer Philosophie, teils von der
Zeit der Kirchenväter her, teils vermittelt durch' Boethius, teils
im Mittelalter selber aufgefrischt, als daß nicht die Verwandtschaft
auch der Renaissancephilosophie mit ihr hätte hervortreten müssen.
Thomas von xäquino, der Italiener, in dessen nicht allzu verwahr-
lostem Latein man noch immer einen Schimmer des Frage- und-
Antwortspiels platonischer Dialektik erblickte, wurde stets respekt-
voll behandelt; allen Groll sparte man für Nominalisten, Skotisten
und Averroisten auf, und „Vertreibung der Schotten“ gehörte mit
zum Sieg über die Barbarei. Unter den Florentiner Platonikern
vollzog dann Pico von Miraridola, der selher von der Scholastik
ausgegangen war, diese Verhindung mit vollem Bewußtsein.
Reform der Scholastik durch Plato erschien fortan als das eigent-
liche Ziel — auc'h clas ein Reformationsgedanke, an den sich
zeitweilig clie größten Hoffnungen geknüpft haben.1)
ß Als dann im 16. Jahrhundert die wirkliche, freilich nur formale
Reform der Scbolastik mit ALONSO CANO, SOTö und VITTÖRIA einsetzte, hat
Bruch, sondern nur eine philosophische und ästhetisclie Läu-
terung ohne wesentliche Verschiebung des Inhalts. So hlieb
das Altertum doch nur einer der Bestandteile der modernen
Kultur; auf keinem Gebiete, selbst nicht dem der Formgebung,
herrschte es allein. Es ist jetzt die Aufgahe kulturhistorischer
Forschung, darzulegen; wie diese ungleichartigen Bestandteile
dennoch zu einem harmonischen Ganzen verschmolzen wurden,
mehr als dies späteren Zeiten gelang. Jakob Burckhardts Auf-
gahe war es hingegen, in der Renaissance den eigenartigen Typus
moderner Ivultur überhäupt darzustellen;, wobei er sie denn, wie
es hei Typenhildung nicht anders geschehen kanrp schärfer als
billig dem Mittelalter gegenüberstellte.
Auch die Wiederheleber des Platonismus haben es an heftigen
Angriffen gegen ihre scholastischen Vorgänger nicht fehlen lasseip
mußten sich doch schließlich die Humanisten, die neuen An-
kömmlingej den Platz von der Erbgesessenen erst erobern. Seit
Petrarca war Plato gegen Aristoteles ein Feldgeschrei im Kampf
mit der Scholastik. Die Polemik des Meisters selber gegen die
Sophisten blieb das unerreichte Muster und auch' so etwas wie
eine Rechtfertigung dieses Kampfes. Die Begriffe Sophist und
Scholastiker werden von den Humanisteip die nehen dem Narnen
der Poeten äucli den der Philosophen fiir sich in Anspruch
nehmen; schlechthin gleichgesetzt. Zu stark aber war doch der
Gehalt der Scholastik an platonischer Philosophie, teils von der
Zeit der Kirchenväter her, teils vermittelt durch' Boethius, teils
im Mittelalter selber aufgefrischt, als daß nicht die Verwandtschaft
auch der Renaissancephilosophie mit ihr hätte hervortreten müssen.
Thomas von xäquino, der Italiener, in dessen nicht allzu verwahr-
lostem Latein man noch immer einen Schimmer des Frage- und-
Antwortspiels platonischer Dialektik erblickte, wurde stets respekt-
voll behandelt; allen Groll sparte man für Nominalisten, Skotisten
und Averroisten auf, und „Vertreibung der Schotten“ gehörte mit
zum Sieg über die Barbarei. Unter den Florentiner Platonikern
vollzog dann Pico von Miraridola, der selher von der Scholastik
ausgegangen war, diese Verhindung mit vollem Bewußtsein.
Reform der Scholastik durch Plato erschien fortan als das eigent-
liche Ziel — auc'h clas ein Reformationsgedanke, an den sich
zeitweilig clie größten Hoffnungen geknüpft haben.1)
ß Als dann im 16. Jahrhundert die wirkliche, freilich nur formale
Reform der Scbolastik mit ALONSO CANO, SOTö und VITTÖRIA einsetzte, hat