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W. Windelbancl: Über Sinn und Wert des Phänomenalismus.
ringsten Schritt weiter zum Verständnis des in der Erfahrung Be-
kannten, und die Behauptung der Ungleichheit zwischen einer
niemals erkennbaren Realität und ihrer Erscheinung in unserem
Bewußtsein ist auf alle Fälle unbeweisbar. Die Begriffe, mit
denen der Phänomenalismus arbeitet, reichen niemals weiter als
bis zu einer lediglich prohlematischen Stellungnahme hinsicht-
lich der metaphysischen Grundfrage der Erkenntnistheorie.
An die Stelle der quantitativen Grenzen menschlichen Wissens
und Begreifens, deren sicli die Philosophie zu allen Zeiten ebenso
bewußt gewesen ist und bleiben wird wie alle ernsthaft ihre Ziele
und ihre Mittel aneinander messenden Einzelwissenschaften, —
an die Stelle dieser quantitativen Grenzbestimmung möchte der
ahsolute Phänomenalismus die qualitative Behauptung setzen, die
Erscheinung, die wir deiiken und erkennen können, sei etwas
ganz anderes als die Realität, auf die wir sie beziehen. Aber die
Ungleichheit ist gerade so wenig heweisbar wie die Gleichlreit,
die in der naiven Vorstellung von der Wahrheit ursprünglich an-
genommen wird. Das Verhältnis von Bewmßtsein imd Sein muß
durch andere Kategorien gedacht werden als durch die reflexiven
Bezieliungen von Gleichheit oder Ungleichheit. Dazu liegen die
Anfänge zweifellos in Ivants kritischer Lehre von der svnthetischen
Erzeugung des Gegenstandes, und die von da ausgehende Ent-
wicklung wird prinzipiell schwerlich andere Bahnen einschlagen
können, als sie durch die große Bewmgung der Identitäts-
philosophie in der Richtung vorgezeichnet sind, daß für das
kategoriale Grundverhältnis zwischen Bewmßtsein und Sein statt
der Gleichheit. die Identität eingesetzt. wird.
C. F. Wintcrsehe Buehdruckcrei.
W. Windelbancl: Über Sinn und Wert des Phänomenalismus.
ringsten Schritt weiter zum Verständnis des in der Erfahrung Be-
kannten, und die Behauptung der Ungleichheit zwischen einer
niemals erkennbaren Realität und ihrer Erscheinung in unserem
Bewußtsein ist auf alle Fälle unbeweisbar. Die Begriffe, mit
denen der Phänomenalismus arbeitet, reichen niemals weiter als
bis zu einer lediglich prohlematischen Stellungnahme hinsicht-
lich der metaphysischen Grundfrage der Erkenntnistheorie.
An die Stelle der quantitativen Grenzen menschlichen Wissens
und Begreifens, deren sicli die Philosophie zu allen Zeiten ebenso
bewußt gewesen ist und bleiben wird wie alle ernsthaft ihre Ziele
und ihre Mittel aneinander messenden Einzelwissenschaften, —
an die Stelle dieser quantitativen Grenzbestimmung möchte der
ahsolute Phänomenalismus die qualitative Behauptung setzen, die
Erscheinung, die wir deiiken und erkennen können, sei etwas
ganz anderes als die Realität, auf die wir sie beziehen. Aber die
Ungleichheit ist gerade so wenig heweisbar wie die Gleichlreit,
die in der naiven Vorstellung von der Wahrheit ursprünglich an-
genommen wird. Das Verhältnis von Bewmßtsein imd Sein muß
durch andere Kategorien gedacht werden als durch die reflexiven
Bezieliungen von Gleichheit oder Ungleichheit. Dazu liegen die
Anfänge zweifellos in Ivants kritischer Lehre von der svnthetischen
Erzeugung des Gegenstandes, und die von da ausgehende Ent-
wicklung wird prinzipiell schwerlich andere Bahnen einschlagen
können, als sie durch die große Bewmgung der Identitäts-
philosophie in der Richtung vorgezeichnet sind, daß für das
kategoriale Grundverhältnis zwischen Bewmßtsein und Sein statt
der Gleichheit. die Identität eingesetzt. wird.
C. F. Wintcrsehe Buehdruckcrei.