U ber die wichtigen Vorgänge an der Kurie während der
langen Sedisvakanz von 1241—1243 waren wir hisher bei dem
fast gänzlichen Mangel an Urkunden und Briefen durch knappe,
zum Teil widerspruchsvolle Angaben einiger Chronisten nur sehr
unzuverlässig unterrichtet. Die wirren Zustände im damaligen
Rom und seiner Umgebung erklären zur Genüge, daß die von den
Kardinälen geführte Ivorrespondenz, zu der ihnen zeitweilig wohl
kaum die Möglichkeit blieh, bis auf verschwindende Reste zu-
grunde gegangen ist. Was wir hisher von der Geschichte der
Sedisvakanz wußten, ist kürzlich von Elisabeth v. Westenholz
in ihrer Biographie des Kardinals Rainer von Viterbo 1) sörgfältig
zusammengestellt worden. Für sie leider zu spät hahe ich jetzt
einen überaus wichtigen Brieffund gemacht, der unsere Kennt-
nisse ganz ungemein erweitert und vertieft, der nicht nur Richtig-
stellungen im einzelnen gestattet, sondern recht eigentlich das
Gesamtbild der Vorgänge vom Herbst 1241 erst wieder zum
Leben erweckt. Zugleich erhalten wir von den Zuständen im
damaligen römischen Konklave eine Schilderung, an deren grellen
R.ealismus wenig andre in unseren mittelalterlichen Quellen heran-
reichen, die aber zugleich auf unbedingte Wahrheit Anspruch er-
heben kann; denn die eine Ivardinalspartei erinnert hier die andre
an gemeinsame Erlebnisse! Da karni wohl hier und da in der
Erregung der Ausdruck lebhaft und kräftig gestaltet sein, aber
es ist ausgeschlossen, daß an den Tatsachen irgend etwas ent-
stellt. wäre; dadurch hätte man ja jeden Eindruck auf die Gegen-
partei, die über alles das ebensogut Bescheid wußte, zerstört!
Der ausführliche Brief, der diese Schilderung enthält, fmdet
sich in dem Briefsteller derHs. 275 (früher 1043. 743), s. XIII ex.,
der Stadtbibliothek zu Reims, in derselben Summa dictaminis,
aus der Rodenberg die für die Vorverhandlungen des Friedens
von Ceprano (1230) so bedeutsame Korrespondenz des Kardinals
0 Heidelberger Abhandlungen z. mittl. u. neueren Gesch., Heft 34 (1912).
l*
langen Sedisvakanz von 1241—1243 waren wir hisher bei dem
fast gänzlichen Mangel an Urkunden und Briefen durch knappe,
zum Teil widerspruchsvolle Angaben einiger Chronisten nur sehr
unzuverlässig unterrichtet. Die wirren Zustände im damaligen
Rom und seiner Umgebung erklären zur Genüge, daß die von den
Kardinälen geführte Ivorrespondenz, zu der ihnen zeitweilig wohl
kaum die Möglichkeit blieh, bis auf verschwindende Reste zu-
grunde gegangen ist. Was wir hisher von der Geschichte der
Sedisvakanz wußten, ist kürzlich von Elisabeth v. Westenholz
in ihrer Biographie des Kardinals Rainer von Viterbo 1) sörgfältig
zusammengestellt worden. Für sie leider zu spät hahe ich jetzt
einen überaus wichtigen Brieffund gemacht, der unsere Kennt-
nisse ganz ungemein erweitert und vertieft, der nicht nur Richtig-
stellungen im einzelnen gestattet, sondern recht eigentlich das
Gesamtbild der Vorgänge vom Herbst 1241 erst wieder zum
Leben erweckt. Zugleich erhalten wir von den Zuständen im
damaligen römischen Konklave eine Schilderung, an deren grellen
R.ealismus wenig andre in unseren mittelalterlichen Quellen heran-
reichen, die aber zugleich auf unbedingte Wahrheit Anspruch er-
heben kann; denn die eine Ivardinalspartei erinnert hier die andre
an gemeinsame Erlebnisse! Da karni wohl hier und da in der
Erregung der Ausdruck lebhaft und kräftig gestaltet sein, aber
es ist ausgeschlossen, daß an den Tatsachen irgend etwas ent-
stellt. wäre; dadurch hätte man ja jeden Eindruck auf die Gegen-
partei, die über alles das ebensogut Bescheid wußte, zerstört!
Der ausführliche Brief, der diese Schilderung enthält, fmdet
sich in dem Briefsteller derHs. 275 (früher 1043. 743), s. XIII ex.,
der Stadtbibliothek zu Reims, in derselben Summa dictaminis,
aus der Rodenberg die für die Vorverhandlungen des Friedens
von Ceprano (1230) so bedeutsame Korrespondenz des Kardinals
0 Heidelberger Abhandlungen z. mittl. u. neueren Gesch., Heft 34 (1912).
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