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Hampe, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 1. Abhandlung): Ein ungedruckter Bericht über das Konklave von 1241 im römischen Septizonium — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33042#0013
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Ein ungedr. Bericht über das Konklave von 1241 im röm. Septizonium.

Unterliegen behütet hat: der eben erst von Gregor IX. einge-
setzte Senator Matthäus der Rote (Rosso), der eigentliche Stamm-
vater des Hauses der Orsini, der damals ohne Kollegen als ein nn-
umschränkter Diktator die Stadt beherrschte und gegen den
Ivaiser verteidigte. 5) Aber erst jetzt erfahren wir, daß dieser
fromme Herr, der Freund des heil. Franz und Bußbruder des
dritten Ordens, der auch seinen zweiten Sohn, den späteren
Papst Nikolaus III., anfänglich der Gemeinschaft der Minoriten
darbringen wollte, als Staatsmann ein barbarischer Gewaltmensch
war, dessen granenvolle Drangsalierung der Kardinäle doch auch
wieder seinen eignen Absichten entgegenwirkte und nicht zum
wenigsten die Iange Yakanz des päpstlichen Stuhles, die man
rneist auf die Rechnung der kaiserlichen Sünden geschrieben
hafc, verschuldete.

Schon die erzwungene Überführung der Kardinäle ins Kon-
klave flihrte zu widerlichen Auftritten. Die sich Sträübenden
wurden schmachvoll an Händen und Füßen in jhren Kerker
geschleppt und schimpflich wie Diebe geschlagen, einer der
älteren von ihnen an seinen weißen Haaren zu Boden gerissen
und, wie ein Räuber auf dem Wege zum Galgen, an den Füßen
fortgeschleift, wobei ihm die spitzen Steine im Riicken erheb-
liche Verletzungen beibrachten; so schaffte man ihn, schiießlich
auf einem Teppich, durch die öffentlichen Straßen*hin zum
Konklave.

Wiederholt hatten in den letzten anderthalb .Tahrhunderten
römische Papstwahlen in dem festungartigen Gebäudekomplex
stattgefunden, aus dem das alte Septizonium emporragte; an-
fangs in den dortigen kirchlichen Räumen, wie der eingebauten
Diakonie von S. Lucia 6) und dem nahen Gregoriuskloster 7), wo
auch Papst Lucius II. 1145 starb 8), dann, wie es scheint, in den
Räumen des Septizoniums selbst, so 1198 bei der Wahl Inno-

5) Vgl. STERNFELD, D. Kardinal Johann Gaetan Orsini. Berlin 1905, S. 2ff.

6) Wahl Viktors III. 1086 in diaconia 8. Luciae iuxta Septesolis (Jaffe-
Watt., Reg. I, S. 655).

7) Wahl Innozenz’ II. 1130 in ecclesia 8. Andreae apud clivum Scauri
(ehenda S. 841); das ist das Gregormskloster, dessen Abt sich z. B. am 18. März
1145 nennt abbas Petrus venerabilis Andree apostoli et Gregorii apostolici, qui
vocatur Clivus Scauri (vgl. LANCIANI, Mitt. d. K. deutschen archäol. Inst., Röm.
Abt. IX (1894), S. 5, nach dem älteren Druck von Mittarelu).

8) apud ecclesiam S. Gregorii in Clivo Scauri (Jaffe II, S. 19).
 
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