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Bezold, Carl; Kopff, August; Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 11. Abhandlung): Zenit- und Äquatorialgestirne am babylonischen Fixsternhimmel — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33054#0005
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Zenit- und Aquatorialgestirne am babylonischen Fixstemhimmel.

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keineswegs überein. Ein Gestirnname Gam, den Kugler als
»Auriga« interpretierte, wurde von Weidner als die »Sterne des
Perseus« erklärt, während umgekehrt der von Kugler als »Per-
seus« aufgefasste Name Su.gi von Weidner als »Fuhrmann« an-
gesproclien wird; in dem Stern Su.pa, clen WEIDNER — nach
dem Vorgang Anderer ■— als »Spica« erklärt, glaubt Kugler
nunmehr »sicher Arktur (vielleicht + £) im Bootes« erkennen zu
müssen, u. a. m.

Zu solcher Zwiespältigkeit schien mir aber in clem Text selbst
keinerlei Grund vorzuliegen. Ist dieser — wie es allen Anschein
hat — vernünftig abgefasst, so mußte eine Entscheidung zwischen
den Ansätzen der beiden Assyriologen zu treffen sein. Ich wanclte
mich deshalb (am 13. Juni d. J.) mit einer Transkription der In-
schrift an Herrn Kollegen August Kopff an der Großherzog-
lichen Sternwarte auf dem Königstuhl und bat ihn um seine Unter-
stützung, die er mir — wie schon früher einmal * 1) — in zuvor-
kommendster Freundlichkeit gewährte. Ich verschwieg ihm aber
dabei absichtlich die Resultate cler Arbeiten Kugler’s und Weid-
NER’s und fügte als Bekannte meiner Transkription nur clie
folgenden Identifikationen bei: Aquila, Corvus, Gemini, Libra,
Regulus, Scorpius — und Spica(!). Fast umgehend (ig. Juni) ant-
wortete der Herr Kollege mit folgenden Bestimmung'en: Gam -
Auriga; Su.gi = Perseus; Mul = Plejades; Sib.zi.an.na = Orion;
Pa.bil.sag = Sagittarius; Ku.mal = Aries; Bur -j- kur = Lyra;
Ur.ku = Herkules und Ud.ka.gab.a = Cygnus (-{- Cepheus); fügte
aber auch hinzu, daß in meiner »Liste II« (d. i. Col. III, 15) cler
»LTntergang der Spica astronomisch nicht möglich« sei.

Damit war viel gewonnen! Die schon längst von Epping
und Strassmaier bewiesenen Namen für clie Plejaden und den
Schützen 2) wurden von Kopff aufs neue bestätigt, ebenso wie
die von JENSEN 3) bzw. von R. Brown 4) vermuteten und nun

67, S. 518 f.) gehe ich hier nicht ein. Tch kann mich iiber die Schnelligkeit nur
wundern, mit der der Entdecker des Antares (Kosmol. S. 53) und des Beteigeuze
[Gilgam.-Ep. S. 84 und Anzeige S. 517) den neuen Text in den wenigen Monaten
seit dessen Erscheinen nicht nur astronomisch gepriift (das ist ja natürlich die unerläß-
liche Vorbedingung fiir alles weitere!), sondern auch astrologisch verstanden und sogar
schon so griindlich untei'sucht hat, daß sich ihm daraus iiberraschende Bestätigungen
seiner Kombinationen über die Ursprünge des Gilgamesch-Epos ergaben.

1) S. diese Sitzber., Jahrg. 1911, 7. Abh., S. 34 ff.

2) S. z. B. ZA 6, 223 f.

3) Vgl. unten, S. 8. 4) Vgl. unten, S. 48.
 
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