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Partsch, Josef; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 12. Abhandlung): Studien zur Negotiorum Gestio I. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33055#0003
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Forschungen über den Zusammenhang der Obligationen bei
den römischen bonae fidei iudicia des klassischen und des justini-
anischen Rechtes führten zu der Frage, wie die ediktalen Grund-
lagen der Ansprüche aus der negotiorum gestio nach klassischem
Rechte gestaltet waren. Der heutige Zustand der Lehre kann nicht
befriedigen. Zwar ist durch Lenels Forschungen klar, daß wir
auch hier mit dem Nebeneinander der formulae in factum con-
ceptae und in ius conceptae zu rechnen haben, und daß das prätori-
sche Edikt für die erstere die Verheißung und den Tatbestancl
der Negotiorum Gestio gab (Lenel, Ed. 2, S. 100). Aber es bleibt
doch eine Reihe von Problemen, welche bisher eine befriecligende
Antwort nicht gefunden haben. Das wichtigste liegt in der Fas-
sung des Ediktes de negotiis gestis. ,,Wenn einer die Geschäfte
eines Andern oder Nachlaßgeschäfte führt, dann werde ich des-
wegen eine Formel geben“ — wie Ältere fühlten und Wlassak mit
Präzision ausgeführt hat, ist das Edikt in dieser Formulierung
seltsam. Wer es als echte Überlieferung klassischen Rechtszu-
standes betrachtet, der muß entweder mit Wlassak 1 auf den Ge-
danken kommen, daß hier ein altes Edikt vorliegt, welches der-
einst den allgemeinen Regriff der Geschäftsführung umfaßte, ehe
noch Mandat, Tutel und Geschäftsführung ohne Auftrag sich in
besonderen Prozeßformularen entwickelt hatten. Oder aber man

1 Wlassak, Zur Geschichte derNeg. Gestio (1879) 24ff., 62ff. Wlassaks
Lehre ist heute wohl allseitig abgelehnt, vgl. schon Hölder, Götting. gel.
Anz. 1880 S. 915, ferner den Kritiker im Lit. Centralbl. 1879, 1595 ff., der,
cvie mir Prof. ZARNCKE-Leipzig freundlichst mitteilt, L. Seuffert- ist.
Paul Kruger, Arch. f. civ. Prax. 62, 496 ff. Brinz, Pand. 2. Aufl. 2,
633, 635. Cogliolo, Trattato teorico e pratico della administratione
degli affari altrui 1, 64 ff., 68 f. Pernice, Sav., Zeitschrift 19, 168.
Labeo II, 2, 2. Aufl. 199. Karlowa, Römische Rechtsgeschichte, 2, 672 N.
Zustimmung fand Wlassak bei Esmein, Mölanges de droit romain, p. 290,
heute noch Costa Storia (2. Aufl.) p. 109. Memorie dell’ac. di Bol-
logna 1911, Cicerone giureconsulto 1, 172. Ich möchte sofort an dieser Stelle
die Gelegenheit benutzen, um dankbar zu bekennen, daß ich das Buch
Cogliolos der Freundlichkeit von Iferrn Professor Wlassak verdanke, den
Trattato delle gestione d’affari altrui Pacchionis der Güte des Autors selbst.

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