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Partsch, Josef; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 12. Abhandlung): Studien zur Negotiorum Gestio I. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33055#0015
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Studien zur Negotiorum Gestio I.

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zu besonderer Begründung des Satzes auftritt, wäre erklärt, wenn
eben das Edikt selbst den Anhaltspunkt für die Regel in seinem
Wortlaute enthielt. Der Hypothese, die sich hier ergibt, ent-
spricht es, daß keine actio negotiorum gestorum dort begründet
ist, wo der gestor auf Mandat eines Dritten handelt, ja daß eine
actio utilis notwendig war, wenn der vom Dritten beauftragte
gestor gegen den dominus vorgehen sollte.

Dieser Satz steht allerdings mit der herrschenden Lehre in
Widerspruch, und der Grund zumZweifel ist in denQuellen gegeben:
diese scheinen tatsächlich auf einem doppelten Rechtsstandpunkte
zu stehen. Einerseits soll der Auftrag zur Vornahme eines Geschäfts
für einen anderen dominus negotii den Beauftragten nicht zum
gestor mit Haftung gegen den dominus, sondern nur zum Beauf-
tragten machen, während eventuell der Auftraggeber eines solchen
Auftrages selbst seinerseits als gestor zu behandeln sei. Anderer-
seits soll, wenn der gestor entweder vor dem Beginn der Geschäfts-
führung oder nachher das Mandat eines Dritten empfängt, der
gestor die actio mandati contraria gegen den Auftraggeber wie
die actio negotiorum gestorum gegen den dominus negotii haben,
für dessen Geschäft der Auftraggeber den Auftrag erteilte.

Den ersten Standpunkt vertreten:

Javolenus 8. ex Cassio D. 3, 5, 27 (28).

Si quis mandatu Titii negotia Sei gessit, Titio [mandati] * 1
tenetur lisque aestimari debet quanto Seii et Titii interest: Titii
autem interest, quantum is Seio praestare debet, cui vel mandati
vel negotiorum gestorum nomine obligatus est. Titio autem actio
competit cum eo, cui mandavit aliena negotia gerenda, et ante-
quam ipse quicquam domino praestet, quia id ei abesse videtur,
in quo obligatus est.

Paulus 9. ad ed. 3, 5, 20 (21) 3.

Mandatu tuo negotia mea Lucius Titius gessit: quod is non
recte gessit, tu mihi actione negotiorum gestorum teneris non in
hoc tantum, ut actiones tuas praestes, sed etiam [quod impru-

vel depositi cessat actio, negotiorum gestorum agitur; vel depositi ist viel-
leicht interpoliert.

1 Mandati wohl interpoliert nach Collinets Indiz, nouv, rev. hist. 34
(1910), 157 ff. Das Wort mandati war wohl bei Javolen überflüssig, weil
selbstverständlich.
 
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