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Partsch, Josef; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 12. Abhandlung): Studien zur Negotiorum Gestio I. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33055#0074
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74

Josef Partsch:

schäfte wahrnimmt * 1. Als auf Grund des Plätorischen Gesetzes,
auf Grund der prätorischen Rubrik de minoribus XXV annis und
der Reform Mark Aurels der curator adulescentis allmählich auch
zur Geschäftsführung an Stelle des adulescens verwendet wurde,
war er nichts weiter als ein solcher freiwilliger negotiorum gestor 2 * * * 6.

1 Curator im Sinne des Beauftragten oder unbeauftragten procurator:

1. agr. (CIL. 1 (2) n. 585 = Bruns, fontes (7) 11 1. 69. Vgl. qui eius negotia

curabit in 1. Julia municipalis CIL. 1 (2), 206 = Bruns, fontes (7) n. 18, 2.

Als Beauftragten spricht Peters a. O. 273 den curator aedificii in CIL. 6,

6646 mit Recht an. Vgl. auch Sall. b. Jugurth. 71, 3: erat ei Numida

quidam negotiorum curator. Aber auch die testamentarischen curatores
gehören wohl hierher. Zwar handelt es sich bei ihnen (Test. Dasumii CIL.

6, 2, 10, n. 229 = Bruns, fontes 7, n. 117, 1, 100; test. Galli cuiusdam CIL.
13, 5708 = Bruns, fontes 7 n. 118 II 13 ff. Vgl. auch CIL. 5, 7454 = Bruns,
fontes (7) 172 n. 6) nicht um ein echtes Mandat, wie Mommsen glauben wollte,
(Gesammelte Schriften 1, 435) und Pernice, Labeo 3, 129 mit Recht ver-
neinte. Aber wenn der curator zugleich eine Zuwendung erhielt, konnte
die Bestimmung doch als fideicommissum aufrechterhalten werden, und
dann entsprach das mandare in der Erklärung des Testators nur der fidei-
kommissarischen Verfügungsform. Vgl. D. 31, 88, 1 und für das mandare
D. 31, 78, 24 und Inst. 2, 24, 3. Die Pflicht zur Übernahme dieser cura kam
dann nicht anders zustande als die Pflicht, curator adulescentis zu werden
in dem besonderen Falle D. 26, 3, 11. Auf solches Mandat im Fideikommiß
bezieht sich vielleicht die Stelle bei Fronio, epist. (ed. Naber) p. 134, 22:
Postremo si quid liumanitus absente Victorino et domino fratre meo rgdhi
accidisset, huic justa corpori meo curanda mandavi.

.Für den negotiorum gestor ist es republikanischer Sprachgebrauch,
daß er aliena negotia curat; vielleicht ist schon scherzhafte Anspielung aufs
Edikt de negotiis gestis dasWort im plautinischen Amphitruo 825 ff.: . . . nisi
si quispiamst Amphitruo alius qui forte te hic absente tamen tuarn rem
curet teque absente hic munus fungatur tuum. Literarisch klingt der Gedanke
an die juristische negotiorum gestio jedenfalls in Sall. b. Jugurth 83, 1 mit:
negotium alienum suo periculo curare. Hor. sat. 2, 3, 19: aliena negotia curo
excussus meis. Bei Cicero ep. ad fam. 14, 5, 2 und top. 17, 66 handelt es sich
um die technische Verwendung des juristischen Begriffes. In den Digesten
steht das alte curare negotia, das einst vielleicht sogar statt gerere Edikts-
wort war, in D. 35, 1, 17, 2, 3, D. 10, 3, 14, 1. Vgl. auch Inst, 2, 20, 31.

Zu dieser mannigfachen Bedeutung von curator ist das griechische
Wort q)QovzLoxri<; das genaue Gegenstück. Vgl. Mitteis, Chrestomathie, 249.

2 Ganz anders noch anscheinend Ferrara in der bei D’Ancona-Baviera,
Comm. di Glück lib. 26, p. 393 ff. referierten Schrift, die mir nicht zugäng-
lich war. Aber auch Girard, manuel (5) 232 ff., Ferrini, Pandette p. 961.
Die Feststellung des Textes ist auch bei Solazzi, rninore etä nicht gegeben.
Dieser versucht in p. 33—131 den Nachweis, daß in echten Stellen der
curator minoris niemals die administratio übe, was meines Erachtens über
das Richtige hinausschießt.
 
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