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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 13. Abhandlung): Ein dogmatischer Arzt des vierten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33056#0012
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12

G. A. Gerhard:

der Ursache der gleichseitigen Bewegung der Augen nach rechts
und nach links auf. Die Aristotelische Lösung (S. 957 b 40 ff.)
zielt nach der Ansicht von Π. Magnus 1) auf das chiasma nervorum
opticorum. Diesem gleichen Chiasma wiederum vindiziert später
eine der zwei Erklärungen Galens 2) einen Zweck, der das πνεΰμα
betrifft. Es 'sollte nämlich durch die im Chiasma erfolgende Kom-
munikation der Axenkanäle der heiden Sehnerven eine Verstärkung
und Vefmehrung des dem einzelnen Auge zuströmenden πνεΰμα
ψυχικόν erfolgen, sobald ein Auge durch irgendwelchen Zufall
aus seiner funktionellen Tätigkeit ausgeschaltet sei’. In Betracht
könnte vielleicht auch die einfachere Erwägung des Pseudo-
Aristoteles kommen 3), warum hei den Augen die rechte Seite
der linken gegenüber keinen Vorzug besitzt: eine Tatsache, für
die er einen möglichen Grund im 'leidenden’ Charakter der Wahr-
nehmung findet. Vergleiche πάσχειν in unsrem fr. 1, Z. 10.

Zum Licht zurück führen uns die Bruchstücke 6/7 und 2/3,
aber das eine wie das andre spricht daneben von 'Tränen’. Zur
Verknüpfung beider Begriffe könnte man zunächst an jene beliebte
Vorstellung des Altertums denken, wonach der Tränenfluß das
Sehen unterstützt 4). Die ganze Art jedoch, wie das δακρύειν
sonst noch so oft im Papyrus begegnet (z. B. fr. 16), deutet viel-
mehr auf eine ungünstige Auffassung des Vorgangs, fürs erste
vielleicht in der Weise der Pseudo-Diokleischen Epistel, welche
unter den Vorzeichen für Leiden des Kopfes 'Tränen der Augen
frühmorgens, zusammen mit Sehschwäche’ anführt 5).

x) H. Magnus, Die Augenheilkunde der Alten, Breslau 1901, S. 83.
Dies Werk hat mir zum Verständnis des Papyrus sehr viel genützt, desgleichen
das etwas ältere Buch von J. Hirschberg, Geschichte der Augenheilkunde
im Altertum [Graefe-Saemisch, Handbuch der gesamten Augenheilkunde,
2. Aufl., Band XII 1899], das die antiken Quellen im Wortlaut heranzieht.

2) Galen De usu part. corp. hum. X 14 (Bd. III S. 836 K.) αύτος
δ(έ) [sc. διεγνώκειν] ώς άληθή προσθεΐναι τωδε [sc. τωλόγω]’τό άπ’έγκε-
φάλου παραγι,νόμενον είς έκάτερον τών όφθαλμών πνεΰμα βέλτιον ήν,
εϊ ποθ’έτερος αύτών ή μύσειεν ή πηρωθείη τελέως, δλον εΐς τό ύπόλοιπον
ίέναι.

3) [Ar.] Probl. 31,12 S. 958 b 16 Διά τί ού διαφέρουσιν αί αίσθήσεις
αί έν τοΐς δεξιοΐς τών άριστερών, έν δέ τοΐς άλλοις πασι κρείττω τά δεξιά;
πότερον. . . ή δτι τό μέν αίσθάνέσθαι πάσχειν τί έστι, τά δέ δεξιά διαφέρει
τώ ποιητικώτερα ειναι καί άπαθέστερα τών άριστερών. Vgl. ebenda Nr. 13
(958 b 23), 18 (959 a 20), 29 (960 a 29) und s. auch Nr. 24 (959 b 31).

4) Vgl. Magnus S. 84 und 232.

5) [Diokl.] ep. S. 20 Fraenkel: οί όφθαλμοί τό πρωΐ δακρύουσιν μετά
τοΰ άμβλυώσσειν κτλ. Vgl. noch etwa [Hipp.]. Progn. 2 (I 80, 10 Kuehlew.)
 
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