Ein dogmatischer Arzt des vierten Jahrhunderts v. Ghr.
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Papyrus die λήμωσΐς erklärte, liat man bedauerlicherweise nur
den Anfang, und auch diesen verstümmelt. Doch begreift es sich
gut und stimmt zur Diokleischen Lelire, wenn wir lesen (Z. 16—20):
'Denn da das durcli die πόροι des Auges in die äußere Luft strö-
mende πνεΰμα.. Feuchtigkeit [mitführt] 1) —.’ Als Ursache
der flüssigen Ausscheidungen des Körpers fanden wir gelegentlich
schon oben (S.13 A. 5) aus Diokles angedeutet den eben durch clie
widernatürlich abkühlende Wirkung cles φλέγμα 2) veranlaßten
Verlust der inneren Wärme, der θερμασία, die bei dem Karystier
unter seinen vier Empedokleischen Grundqualitäten clen maß-
gebenden Vorrang besitzt und bei ihm, im Gegensatz etwa zur
Praxagoras-Schule, ausdrücklich 'angeboren’, 'eingepflanzt 5 heißt
(εμφυτον θερμόν 3). Diese wichtige uncl bezeichnende Diokleische
Anschauung bietet nun auch unser Autor im fr. 14, indem er in
einem noch nicht ganz hergestellten Satze (Z. 7—13), jedenfalls
beiläufig, die Frage berührt, ob oder wie sich die ün den Augen
[vorhandene] Wärme’ (θερμασία) 4), welche 'naturgemäß’ (κατά
φύσιν) da ist, dem besprochenen Leiden gegenüber als wider-
standsfähig erweist.
Auch in fr. 17, d. h. in dessen erster einzig brauchbarer
Kolumne, erscheint gleich zu Anfang (Z. 2) wie wahrscheinlich
nochmals gegen Ende (17,21) clie λήμωσις. Aber dazwischen ver-
lieren wir leider den Faden. Den nächsten Anhaltspunkt bietet
jene Anspielung auf die Ursache cles πάθος der ''Tränen vor dem
Tod’, wobei die αίτία nicht wirklich gegeben, sondern offenbar
als bekannt vorausgesetzt wird. Mir ist nicht einmal die Tatsache
selbst, die ja an das in fr. 12 begegnete σημείον erinnert und nach
dem oben Gesagten auch im Konnex mit der λήμη Berechtigung
hätte, vertraut 5). Die lückenhafte Fortsetzung statuiert mit
q Vgl. Diokles fr. 147 (Archidamos), 23—25 τούτου δέ γιγνομένου
(das Eindringen des Salböls in die Haut) πολλά τών είθισμένων διά τής
σαρκός μετά τοΰ · π ν ε ύ μ ατ ο ς ρεΐν καί έξω διαπίπτειν άποστέγεσθαι κτλ.
2) Vgl. Wellmann, Fragments. S. 80; R. E. V Sp. 803,66.
3) Wellmann, Fragments. S. 72,1.
4) F. Boll macht mich freundlich darauf aufmerksam, daß die unsrem
Papyrus eigenen Termini πνευμα, ύγρασία, θερμασία auch in dem medi-
zinischen Bruchstück vom ITaarschwund begegnen, das die italienische Ge-
sellschaft per la ricerca dei Papiri greci e latini in Egitto soeben (als Nr. 132
S. 52 f.) herausgibt. Das Bild dieses dem dritten Jahrhundert nach Chr.
entstammenden Oxyrhynchos-Fragmentes ist vorerst noch reichlich unklar.
5) Schwerlich hierher gehörig das 'Tränen der Greise’ (Hirschberg
S. 84), von welchem Ps.-Hippokrates spricht (Aphorism. III 31: τοΐσι δέ
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Papyrus die λήμωσΐς erklärte, liat man bedauerlicherweise nur
den Anfang, und auch diesen verstümmelt. Doch begreift es sich
gut und stimmt zur Diokleischen Lelire, wenn wir lesen (Z. 16—20):
'Denn da das durcli die πόροι des Auges in die äußere Luft strö-
mende πνεΰμα.. Feuchtigkeit [mitführt] 1) —.’ Als Ursache
der flüssigen Ausscheidungen des Körpers fanden wir gelegentlich
schon oben (S.13 A. 5) aus Diokles angedeutet den eben durch clie
widernatürlich abkühlende Wirkung cles φλέγμα 2) veranlaßten
Verlust der inneren Wärme, der θερμασία, die bei dem Karystier
unter seinen vier Empedokleischen Grundqualitäten clen maß-
gebenden Vorrang besitzt und bei ihm, im Gegensatz etwa zur
Praxagoras-Schule, ausdrücklich 'angeboren’, 'eingepflanzt 5 heißt
(εμφυτον θερμόν 3). Diese wichtige uncl bezeichnende Diokleische
Anschauung bietet nun auch unser Autor im fr. 14, indem er in
einem noch nicht ganz hergestellten Satze (Z. 7—13), jedenfalls
beiläufig, die Frage berührt, ob oder wie sich die ün den Augen
[vorhandene] Wärme’ (θερμασία) 4), welche 'naturgemäß’ (κατά
φύσιν) da ist, dem besprochenen Leiden gegenüber als wider-
standsfähig erweist.
Auch in fr. 17, d. h. in dessen erster einzig brauchbarer
Kolumne, erscheint gleich zu Anfang (Z. 2) wie wahrscheinlich
nochmals gegen Ende (17,21) clie λήμωσις. Aber dazwischen ver-
lieren wir leider den Faden. Den nächsten Anhaltspunkt bietet
jene Anspielung auf die Ursache cles πάθος der ''Tränen vor dem
Tod’, wobei die αίτία nicht wirklich gegeben, sondern offenbar
als bekannt vorausgesetzt wird. Mir ist nicht einmal die Tatsache
selbst, die ja an das in fr. 12 begegnete σημείον erinnert und nach
dem oben Gesagten auch im Konnex mit der λήμη Berechtigung
hätte, vertraut 5). Die lückenhafte Fortsetzung statuiert mit
q Vgl. Diokles fr. 147 (Archidamos), 23—25 τούτου δέ γιγνομένου
(das Eindringen des Salböls in die Haut) πολλά τών είθισμένων διά τής
σαρκός μετά τοΰ · π ν ε ύ μ ατ ο ς ρεΐν καί έξω διαπίπτειν άποστέγεσθαι κτλ.
2) Vgl. Wellmann, Fragments. S. 80; R. E. V Sp. 803,66.
3) Wellmann, Fragments. S. 72,1.
4) F. Boll macht mich freundlich darauf aufmerksam, daß die unsrem
Papyrus eigenen Termini πνευμα, ύγρασία, θερμασία auch in dem medi-
zinischen Bruchstück vom ITaarschwund begegnen, das die italienische Ge-
sellschaft per la ricerca dei Papiri greci e latini in Egitto soeben (als Nr. 132
S. 52 f.) herausgibt. Das Bild dieses dem dritten Jahrhundert nach Chr.
entstammenden Oxyrhynchos-Fragmentes ist vorerst noch reichlich unklar.
5) Schwerlich hierher gehörig das 'Tränen der Greise’ (Hirschberg
S. 84), von welchem Ps.-Hippokrates spricht (Aphorism. III 31: τοΐσι δέ