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G. A. Gerhard:
dem Inhalt der ersten Kolumne verknüpfen. Hier erscheint fürs
erste (Z. 6—8) ein πάθος als Folge von heftig auftretenden κατα-
λήψεις (Z. 8). κατάληψις bedeutet im Hippokratischen Corpus
ähnlich wie άπόληψις die hemmende Absperrung etwa von Adern 1).
Später, nach Galen 2) bei den νεώτεροι, nach Caelius Aurelianus 3)
genauer bei Asklepiades von Prusa (oder Kios), ist es zum ter-
minus technicus für Lähmung infolge von Schlagfluß geworden,
den u. a. Diokles in seinem Προγνωστικόν vielmehr άφωνία
genannt haben soll 4). Zu diesem Sinn der καταλήψεις paßt vor-
züglich, was sich nach meiner, wie ich glaube, walrrscheinlichen
Ergänzung aus dem nächsten Satze (Z. 10 — 15) ergibt. Er spricht
von einem Zustand, der plötzlich erfolgt, wenn das πνεΰμα wegen
Absperrung nicht, wie es sollte, durch die πόροι ins Auge zu strömen
vermag. Gemeint ist augenscheinlich die bei Diokles als εμφραξις
τοΰ πνεύματος bekannte Verstopfung des Pneuma, durch kalten
dicken Schleim (oder Galle) bewirkt 5). Diese Pneuma-Verstopfung
in die Aorta zu verlegen und an άποπληξία zu denken, sind wir
um so eher berechtigt 6), als unter den Symptomen dieses Leidens
gerade auch 'Stillstand’ des Auges aufgeführt wird 7). Dieser
όργάς θυμούς τε καί φροντίδας συντόνους καί έκπλήξεις σφοδράς καί
φόβους κτλ. S. auch Magnus S. 26.33 (aus dem Judentum).
4) Vgl. z. B. De medico 8 τάς δέ έπί τών βραχιόνων φλέβας τήσι
καταλήψεσι χρή φυλάσσειν. Analoger Gebrauch von άπόληψις: De ratione
vict. in morb. acut. (νόθα) 6 S. 148 f. Kuehlew. φλεβών άπολήψιες.
2) Galen De puls. 12 (Bd. VIII, S. 485 K.)= De caus. puls. IV 16
(Bd. IX, S. 189 K.) κατόχους γάρ καί κατεχομένους έκάλουν αύτούς οί
παλαιοί, κατοχήν δέ καί κατάληψιν οΐ νεώτεροι τό πάθος όνομάζουσιν.
3) Cael. Aurel. Acut. morb. II 10,56 Asclepiades libro, quem de peri-
odicis febribus scripsit, catalep sin appellavit.
4) Ebenda, etwas vorher: Nomen igitur (sc. apprehensio = κατάληψις)
ab accidenti sumpsit, sed Hippocrates libro suo sententiarum et Dioc es libro
prognostico (fr. 100 Wellm.) hanc passionem άφωνίαν appellavit.
5) S. Wellmann, Fragments. S. 79 f.; R. E. V Sp. 803,57.
6) Unserm Autor etwa eine Verstopfung des Sehnerven im nachalexan-
drinischen und modernen Sinn—vgl. Aet. c. 50 S. 122,8 Hirschb. έμφραξις..
τοΰ όπτικοϋ νεύρου, παχέων καί γλίσχρων ύγρών έμπεσόντων έν αύτώ
άθρόως, vgl. Magnus S. 296 — als αίτία zuzutrauen, dünkt mir nach den Aus-
führungen von Magnus (S. 79 ff.) über die ‘Entdeckung des Sehnerven’ nicht
rätlich (vgl. übrigens o. S. 11).
7) Cael. Aurel. Acut. morb. II 10,59 multos denique talia prosequentur:
rubor vultus atque oculorum statio sine ulla palpebratione eqs.; [Hipp.]
De rat. vict. in morb. acut. 6 (I 149,5 Kuehlew.) συμπίπτει δέ τοΐσι πλεί-
στοισι τοιάδε' έρυθήματα προσώπου, όμμάτων στάσιες κτλ.
G. A. Gerhard:
dem Inhalt der ersten Kolumne verknüpfen. Hier erscheint fürs
erste (Z. 6—8) ein πάθος als Folge von heftig auftretenden κατα-
λήψεις (Z. 8). κατάληψις bedeutet im Hippokratischen Corpus
ähnlich wie άπόληψις die hemmende Absperrung etwa von Adern 1).
Später, nach Galen 2) bei den νεώτεροι, nach Caelius Aurelianus 3)
genauer bei Asklepiades von Prusa (oder Kios), ist es zum ter-
minus technicus für Lähmung infolge von Schlagfluß geworden,
den u. a. Diokles in seinem Προγνωστικόν vielmehr άφωνία
genannt haben soll 4). Zu diesem Sinn der καταλήψεις paßt vor-
züglich, was sich nach meiner, wie ich glaube, walrrscheinlichen
Ergänzung aus dem nächsten Satze (Z. 10 — 15) ergibt. Er spricht
von einem Zustand, der plötzlich erfolgt, wenn das πνεΰμα wegen
Absperrung nicht, wie es sollte, durch die πόροι ins Auge zu strömen
vermag. Gemeint ist augenscheinlich die bei Diokles als εμφραξις
τοΰ πνεύματος bekannte Verstopfung des Pneuma, durch kalten
dicken Schleim (oder Galle) bewirkt 5). Diese Pneuma-Verstopfung
in die Aorta zu verlegen und an άποπληξία zu denken, sind wir
um so eher berechtigt 6), als unter den Symptomen dieses Leidens
gerade auch 'Stillstand’ des Auges aufgeführt wird 7). Dieser
όργάς θυμούς τε καί φροντίδας συντόνους καί έκπλήξεις σφοδράς καί
φόβους κτλ. S. auch Magnus S. 26.33 (aus dem Judentum).
4) Vgl. z. B. De medico 8 τάς δέ έπί τών βραχιόνων φλέβας τήσι
καταλήψεσι χρή φυλάσσειν. Analoger Gebrauch von άπόληψις: De ratione
vict. in morb. acut. (νόθα) 6 S. 148 f. Kuehlew. φλεβών άπολήψιες.
2) Galen De puls. 12 (Bd. VIII, S. 485 K.)= De caus. puls. IV 16
(Bd. IX, S. 189 K.) κατόχους γάρ καί κατεχομένους έκάλουν αύτούς οί
παλαιοί, κατοχήν δέ καί κατάληψιν οΐ νεώτεροι τό πάθος όνομάζουσιν.
3) Cael. Aurel. Acut. morb. II 10,56 Asclepiades libro, quem de peri-
odicis febribus scripsit, catalep sin appellavit.
4) Ebenda, etwas vorher: Nomen igitur (sc. apprehensio = κατάληψις)
ab accidenti sumpsit, sed Hippocrates libro suo sententiarum et Dioc es libro
prognostico (fr. 100 Wellm.) hanc passionem άφωνίαν appellavit.
5) S. Wellmann, Fragments. S. 79 f.; R. E. V Sp. 803,57.
6) Unserm Autor etwa eine Verstopfung des Sehnerven im nachalexan-
drinischen und modernen Sinn—vgl. Aet. c. 50 S. 122,8 Hirschb. έμφραξις..
τοΰ όπτικοϋ νεύρου, παχέων καί γλίσχρων ύγρών έμπεσόντων έν αύτώ
άθρόως, vgl. Magnus S. 296 — als αίτία zuzutrauen, dünkt mir nach den Aus-
führungen von Magnus (S. 79 ff.) über die ‘Entdeckung des Sehnerven’ nicht
rätlich (vgl. übrigens o. S. 11).
7) Cael. Aurel. Acut. morb. II 10,59 multos denique talia prosequentur:
rubor vultus atque oculorum statio sine ulla palpebratione eqs.; [Hipp.]
De rat. vict. in morb. acut. 6 (I 149,5 Kuehlew.) συμπίπτει δέ τοΐσι πλεί-
στοισι τοιάδε' έρυθήματα προσώπου, όμμάτων στάσιες κτλ.