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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 14. Abhandlung): Die Nachrichten über den Tod Cyprians: ein philologischer Beitrag zur Geschichte der Märtyrerliteratur — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33057#0005
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Die Nachrichten über den Tod Cyprians.

in der wie sie lesen 1, noch nicht vorgelegen haben können. ‘Diese
Zusammenstellung ist aber auch sehr alt’ — so fährt Harnack
fort und bestimmt nur hiernach und nach seinem allgemeinen
Eindruck von der Vita deren Abfassung sogar ganz genau auf
das Jahr 259.

Um zu etwas Klarheit zu kommen, was wir über diese Akten,
die immer als Gewähr für den urkundlichen Gharakter der älteren
Martyrien angeführt werden, und deren Überlieferung doch noch
gar nicht untersucht ist, durch eine rein äußere Kritik ermitteln
könnten, bat ich vor zwei Jahren meinen Schüler, Dr. Hans
Stroux in Straßburg, für mich eine Anzahl älterer IJandschriften
zu vergleichen. Leider konnte er, durch eigene dringende Arbeit
ganz in Anspruch genommen, dies nur für eine Anzahl römischer
Handschriften durchführen, und meinem ersten Interesse, das
sich damals allein auf jenes Verbindungsstück zwischen Teil 1
und II richtete, genügte zunächst schon die erste verglichene
Handschrift: jenes Stück fehlte in ihr spurlos. Drei sehr alte
und wertvolle Würzburger Handschriften erhielt ich jetzt durch das
Entgegenkommen der dortigen Bibliotheksleitung zurBenutzung
in Freiburg; einige Angaben und Photographien aus Wien ver-
mittelte die Güte meines Kollegen Prof. Radermacher, Photo-
graphien zweier Vatikanischen Handschriften endlich in bekannter
Hochherzigkeit und Liebenswürdigkeit Giovanni Mercati.
So kann ich für meine Darlegungen wenigstens sechzehn ältere
Handschriften benutzen, wenig genug im Vergleich zu der Zalil
der erhaltenen. Immerhin sind die Haupttypen vertreten, und
genügt schon mein Material, um zu zeigen, daß der Text der Drucke,
die wir gewöhnlich benutzen (Ruinart, Hartel, v. Geritardt,
Knopf), aus ganz verschiedenen Überlieferungen willkürlich zu-
sammengesetzt und ohne jede Gewähr und Wert ist, und daß
gerade die Abschnitte, die in den Werken über Gyprian mit be-
sonderem Nachdruck angeführt werden, auf eine kecke Fälschung,
freilich alter Zeit, zurückgehen.

Die mir vorliegenden Handschriften gliedern sich nach der
Art der Überlieferung, dem Umfang des Martyriums und seinem
Wortlaut in zwei scharf gesonderte Klassen, die unvollständige
und die vollständige, jene überwiegend oder gar ausschließlich
in Gyprianhandschriften erhalten, diese in den Passionalien heimisch,

1 Das heißt Teil I, der angeblich benutzt ist, verbunden mit Teil II und
III, die angeblich nicbt benutzt sind.
 
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