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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 14. Abhandlung): Die Nachrichten über den Tod Cyprians: ein philologischer Beitrag zur Geschichte der Märtyrerliteratur — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33057#0011
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Die Nachrichten über den Tod Gyprians.

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liches Einleitungsstück hat, die Zusätze aus Pontius aber fort-
läßt. — Mir fehlt bisher jede handschriftliche Beglaubigung für
jenes völlig abweichende Überleitungsstück, auf dessen Erscheinen
in den modernen Drucken Harnack die Behauptung, die Ver-
einigung dieser Stücke sei sehr alt, und die Datierung des Werkes
des angeblichen Pontius gründet. Ich fand es zunächst in der
Ausgabe des Rigaltius (1648) in einem Stück, das die Über-
schrift trägt: S. Cypriani passio ex vet. cod. ms. Aber Rigaltius
sagt selbst, daß er hier nur die Ausgabe des Pamelius abdruckt.
Sie 1 bietet das Stück unter der Überschrift Passio beati Cypriani
iuxta veteres manuscriptos varios codices, verweist von Quellen
auf die Ausgabe des Morelius, auf das Werk des Wolfgang
Lazius Abdiae Babylonia.e episcopi et apostolorum cliscipuli de
historia certaminis apostolici (Basel 1551), schließlich schüchtern
auch auf einen manu scriptus Guilhelmitarum Brugensium quondam
codex. Morelius hat zwei Fassungen der passio: die unvollständige,
von Rigaltius neu herausgegebene und in den Noten zu ihr
die vollständige Fassung mit der Bemerkung in antiquo uno codicc
scribitur. Aber das Verbindungsstück, welches wir suchen,
fehlt. Lazius, zu dem wir uns zunächst wenden, gibt (p. 137)
nur die vollständige Fassung als historia sancti Cypriani martyris
et episcopi ex vetustissimo codice descripta. Aber wieder fehlt
das Verbindungsstück zwischen den beiden Teilen. Es er-
scheint also nur in der Ausgabe des Pamelius, für deren
Zuverlässigkeit wohl niemand eintritt (vgl. Hartel p. LXXXIII).
Ob Pamelius es jenem Kodex, den er selbst nicht einmal als
alt bezeichnet, entnahm und seiner Sitte treu blieb, stets die
interpoliertesten Handschriften zu bevorzugen, ob er eine Rand-
notiz zu einem Exemplar einer Ausgabe benutzte oder selbst den
Abschnitt erfand, wage ich nicht zu sagen. Über die Fälschung selbst
ist kein Wort mehr zu verlieren. Daß Monceaux sicli weder um
ältere Ausgaben noch Handschriften kümmerte urid selbst Hartels
Apparat nicht recht zu befragen verstand, hat leider den Anlaß
geboten, daß Harnack die Datierung seines Pontius unbedenklich
auf eine Fälschung des ausgehenden Mittelalters oder der späteren
Humanistenzeit gründete.

Aus einem Martyrologium stammt ferner wohl die Fassung,
welche der Schreiber der Gyprian-Handschrift Vat. Reginens. 116
(=L) aus dem Ende des IX. Jahrhunderts am Schluß des Corpus

1 Ich benutze die Ausgabe von 1617.
 
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