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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 14. Abhandlung): Die Nachrichten über den Tod Cyprians: ein philologischer Beitrag zur Geschichte der Märtyrerliteratur — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33057#0048
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48

Richard Reitzenstein:

wird gleich in der Einleitung ausgesprochen. Wohl lebt Gyprians
Name in seinen eigenen Schriften fort und wird bis ans Ende der
Welt fortleben; aber, da seinen Leistungen (opera ac merita) auch
dieser Vorzug (Lohn) gebührt 1, will der Autor ein kurzes Werk
schreiben: non quo aliquem vel gentilium lateat tanti viri vita,
sed ut ad posteros quoque nostros incomparabile et grande documentum
in immortalem memoriam porrigatur [ut ad exemplum sui literis
dirigantur] 2. certe durum erat, ut cum. maiores nostri plebeiis
et catecumenis martyrium consecutis tantum honoris pro mar-
tyrii ipsius veneratione debuerint 3, ut de passionibus eorum
multa aut ut prope dixerim paene cuncta conscripserint, utique
ut ad nostram quoque notitiam, qui nondum nati fuimus, pervenirent,
Cypriani tanti sacerdotis et tanti martyris passio praeteriretur,

1 Die Übersetzung Harnacks ist unglücklich; in den Worten tamen
quia operibus eius ac meritis etiam haec praerogativa debetur, placuit sum-
matim pauca conscribere gehört etiam offenbar zu haec (sonst müßte es wenig-
stens operibus etiam ac meritis eius heißen); Harnack bezieht etiam auf die
opera ac merita, setzt sie in Gegensatz zu den Schriften und läßt den Autor
nun versichern, daß auch sein eigenes Werk unsterblich sein wird. Dabei
rechnet der Verfasser gerade die literarischen Werke Cyprians hauptsächlich
zu den opera ac merita. Die literarische Verherrlichung ist die praerogativa
des großen Mannes; die Pflicht, sie ihm zu spenden, wird dadurch nicht auf-
gehoben, daß er selbst für seine Unsterblichkeit gesorgt hat. Das ist der eine
rein rhetorische, allbekannte Grundgedanke; der zweite: jetzt kennen sein
Leben alle, sogar die Heiden; aber auch unseren Nachkommen soll er als
Muster vor Augen stehen. Das klingt an die toüoi der Biographie an (vgl.
Tacitus im Eingang und Schluß des Agricola), bezeichnet aber nicht not-
wendig das ganze Werk nur als Biographie.

2 Harnack hat mit Ruinart das Sätzchen gestrichen; es fehlt in dessen
ältester Handschrift, dem Fossatensis (F), steht in zwei seiner Handschriften
und den meisten Hartels nach praerogativa debetur, wo es gar keinen Platz
hat, dagegen nach porrigatur in Hartels ältester Handschrift (T) und wahr-
scheinlich auch dem Floriacensis (L). Die mittelalterliche Interpolation,
welche dies Schriftwerk erlitten hat, zeigt sich also gleich in dem Anfang.
Da eine wirkliche Rezension dringend erforderlich ist -—- vorher kann man
doch eigentlich nicht einmal übersetzen -—, erwähne ich, daß der Floriacensis
noch in der Bibliotheca Reginensis des Vatikans erhalten scheint, vgl.
Poncelets Angaben zu cod. 711 II und cod. 318.

3 tribuerint Hartel, Harnack; debuerint T (älteste erhaltene Hs.),
dederint T 2 und Ruinart, der über die Lesungen seiner beiden Hss., F und
L, schweigt. Dem Anschluß dient die Wendung ‘sie fühlten sich verpflichtet’
besser; necessario et digerimus et lectione celebramus sagt der Verfasser des
Perpetua-Martyriums c. 1, utique haec. . . exempla in aedificationem ecclesiae
legere debet derselbe c. 21.
 
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