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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 2. Abhandlung): Beiträge zur Geschichte der Herzöge von Burgund: III. Zum Frieden von Arras (1414 - 1415) — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33043#0009
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Beiträge zur Geschichte der Herzöge von Burgund. III. 9

nicht an Hinweisen. Nach cier bestimmten Angabe Herzogs
Antoh und „aller seiner Gefährten“ versprach der Dauphin, daß
der König die Entscheidung der Kirche überlassen und selbst
nicht als Partei auftreten werde 16.

In dieser Sache also wenigstens eine feste Zusage, die allein
schon außerordentlich wertvoll war. Das Lob, das Dietrich Gher-
bode in dem bereits erwähnten Schreiben dem Herzog Ludwig
zollte, war nur gerechtfertigt: ,,il nous sembleroit bon et expedient,
nostre tres redoubte seigneur, s’il vous plaisoit d’escripre ä mondit
seigneur de Guyenne lettres gracieuse et de mercy en la meilleure
forme que faire se porra, car en tout ce que nous avons peu apper-
cevoir, il s’est monstre et est vostre hon et vray ami et fils 17“.

Als „wahrer Freund und Sohn“ hatte sich Guyenne erwiesen
und mußte sich auch weiter als solcher erweisen. Nur unter dieser
Voraussetzung war der Vertrag für Johann annehmbar, war der
Frieden für ihn günstig. Alles hing von Guyenne ab. Unter dem
Zwang der Kriegsnot hatte er gehandelt; würde der flatterhafte Prinz
seinen Versprechungen nachkommen, wenn er die Strapazen des
Feldzuges mit den üppigen Genüssen des höfischen Lebens ver-
tauscht hatte ?

Johanns Bevollmächtigte wurden mit Schrecken gewahr, daß
Guyenne in seiner Launenhaftigkeit bald eine ganz andere Haltung
als vor Arras zeigte: er ließ sich wieder von den Armagnaken ins
Schlepptau nehmen. Wohl fanden im Laufe des September in
Senlis, am 8. Oktober in Saint-Denis Verhandlungen statt, aber
es wurde nichts erreicht. Die für den 1. November 1414 in Senlis
angesetzte Beratung kam überhaupt nicht zustande. Beide
Gegner setzten kriegerische Mienen auf. Johann stand nach wie
vor mit den Engländern in geheimnisvollem Verkehr. Er suchte
sich an Kaiser Sigmund, dem Bundesgenossen des Königs und der
Armagnaken, zu rächen. Er bekämpfte, ohne das königliche Gebot
zu achten, den Grafen von Tonnerre. Burgundische Haufen
wurden handgemein mit Truppen des Königs.

Zwei Schriftstücke geben Johanns Gereiztheit trefflich wieder.
Zu dem einen, das Finot veröffentlicht hat 18, weise ich noch auf
eine Denkschrift hin, welche vom burgundischen Standpunkt aus

16 II § 1. Ygl. V § 4 §§ V. Die Angabe scheint mir durch den königl.
Brief vom 13. (23.) März 1415 ihre Bestätigung zu erhalten.

17 Finot, Paix 65 Nr. II.

18 Paix 73 Nr. VI.
 
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