Lykische Zwölfgötter-Reliefs.
13
Die Verbindung des Herrscher- und Kaiserkultes mit dem der
Zwölfgötter ist — auch wenn wir von unsicheren Spuren absehen
und die Frage nach der für diese Kultverbindung charakteristischen
Architekturform noch nicht aufwerfen (siehe Exkurs III), — durch die
besprochenen Beispiele hinreichencl bezeugt, um uns clie Stellung
cles Xeßacrröc; anf clen lykischen Reliefs verstäncllich zu machen.
Wichtig sind vor allern clie Nachrichien über Hadrian, weil wir hier
ein Analogon dafür haben, claß der Dreizehnte als Hinzukommender
clen Zwölfen nicht nur einfach angereiht ocler gar nachgesteilt wird,
sonclern clen Ehrenplatz in ihrer Mitte erhält; er ist, um micli dieser
Praedikation zu bedienen, „primus et idem postremus mediusque
simul“. 13 Leicler lassen sich über clie Formen dieses iykischen
Kultes keine näheren Einzelheiten ermitteln; als Kultstätte wird man
an die Agora clenken dürfen, weil clies cler typische Platz für Zwölf-
götteraltäre ist (vgl. Anm. 17). Die Namen der Dedikanten lehren
nichts, und soweit ich sehe, geben andere Inschriften Lykiens keine
Mittel an die Pland, um etwa die Namen der verehrten Kaiser fest-
zustellen. Aus der iiterarischen Uberlieferung hat sicli der Ausdruck
TpicTKaiöeKaxog üeöc; zuletzt für Alexander Severus belegen lassen
(235 n. Chr.), in das Ende des III. und ins IV. Jahrhundert n. Chr,
führen uns clie lykischen Darstellungen cles dreizehnten Gottes. Es
scheint mir nicht unwichtig, dah das geracle clie Zeit ist, in welcher
der Kaiserkult eine gewaltige Steigerung erfuhr; in cler Verehrung
Aurelians, Diokletians uncl schließlich Ivonstantins hat er seinen
Höhepunkt und zugleich sein Ende erreicht. 14
13 So wird in dem Gebet des Tiberianus das höchste Wesen angerufen
(Bährens, PLM. III, S. 267 Y. 7f., vgl. Norden, Agnostos Theos, Lpz. 1913, S. 155 A. 1);
das Gedicht dieses okzidentalischen Neuplatonikers liegt zeitlich den lykischen
Reliefs nahe (IY. Jhd. n. Chr.).
14 Nachweise bei Kornemann, Klio I, 1901, S. 136 f. und bei Gercke-Norden,
Einleitung in die Altertums-Wissenschaft III, 223 ff.; Wendland, Hellenistisch-
römische Kultur 3 1912, S. 150; Reitzenstein, Poimandres S. 208 A. 1; Wissowa,
Reh u. Kultus 2 94. Über den Kaiserkult in Kleinasien vgl. die Übersicht von
J. Weiss in Herzoci-Haucks Protest. Realencykl. 3 X, 539 ff. Über den lykischen
Kaiserkult vgl. Treuber, Geschichte der Lykier, 1887, S. 225 ff.; das hier ver-
wertete Inschriftenmaterial ist zu ergänzen wesentlich nach Petersen, Reisen II,
Index S. 230f., Cagnat, IGRR. III, S. 173 ff'. Die Kaisertitulaturen von religiöser
Bedeutung (vgl. tiber diese Deissmann, Licht vom Osten 3 253—288) geben nichts
für unsere Frage entscheidendes, es sind die üblichen, Oeiü Kouoapt; OeuJ Kaloapi
Xeßaoxuj; Traxepa Traxpibot;, töv outTfipa Tfiq otKouuevri<;; ouiTfipa Kai euepyeTriv
tou KÖopou; OüjTfipa Kai euepYeTpv Tf)<; oiKOU|iievr|<;; ouiTfipa ko.I eüepYeTriv TravTÖ<;
Yevou<; xai oikou tou eauTOÜ; aÜTOKpaTopa Yn<; Kai haXdoopq, töv eüepYÖTpv Kai
ouuTf|pa toü oü,uTiavTO<; KÖöpou; TrdvTutv peY'OToq KÜpio<; aÜTOKpdTUtp; heujv
ÖTticpaveoTaTO^, -&eiÖTaTOc, öouiuTaTO? etc., vgl. unten Anm. 40.
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Die Verbindung des Herrscher- und Kaiserkultes mit dem der
Zwölfgötter ist — auch wenn wir von unsicheren Spuren absehen
und die Frage nach der für diese Kultverbindung charakteristischen
Architekturform noch nicht aufwerfen (siehe Exkurs III), — durch die
besprochenen Beispiele hinreichencl bezeugt, um uns clie Stellung
cles Xeßacrröc; anf clen lykischen Reliefs verstäncllich zu machen.
Wichtig sind vor allern clie Nachrichien über Hadrian, weil wir hier
ein Analogon dafür haben, claß der Dreizehnte als Hinzukommender
clen Zwölfen nicht nur einfach angereiht ocler gar nachgesteilt wird,
sonclern clen Ehrenplatz in ihrer Mitte erhält; er ist, um micli dieser
Praedikation zu bedienen, „primus et idem postremus mediusque
simul“. 13 Leicler lassen sich über clie Formen dieses iykischen
Kultes keine näheren Einzelheiten ermitteln; als Kultstätte wird man
an die Agora clenken dürfen, weil clies cler typische Platz für Zwölf-
götteraltäre ist (vgl. Anm. 17). Die Namen der Dedikanten lehren
nichts, und soweit ich sehe, geben andere Inschriften Lykiens keine
Mittel an die Pland, um etwa die Namen der verehrten Kaiser fest-
zustellen. Aus der iiterarischen Uberlieferung hat sicli der Ausdruck
TpicTKaiöeKaxog üeöc; zuletzt für Alexander Severus belegen lassen
(235 n. Chr.), in das Ende des III. und ins IV. Jahrhundert n. Chr,
führen uns clie lykischen Darstellungen cles dreizehnten Gottes. Es
scheint mir nicht unwichtig, dah das geracle clie Zeit ist, in welcher
der Kaiserkult eine gewaltige Steigerung erfuhr; in cler Verehrung
Aurelians, Diokletians uncl schließlich Ivonstantins hat er seinen
Höhepunkt und zugleich sein Ende erreicht. 14
13 So wird in dem Gebet des Tiberianus das höchste Wesen angerufen
(Bährens, PLM. III, S. 267 Y. 7f., vgl. Norden, Agnostos Theos, Lpz. 1913, S. 155 A. 1);
das Gedicht dieses okzidentalischen Neuplatonikers liegt zeitlich den lykischen
Reliefs nahe (IY. Jhd. n. Chr.).
14 Nachweise bei Kornemann, Klio I, 1901, S. 136 f. und bei Gercke-Norden,
Einleitung in die Altertums-Wissenschaft III, 223 ff.; Wendland, Hellenistisch-
römische Kultur 3 1912, S. 150; Reitzenstein, Poimandres S. 208 A. 1; Wissowa,
Reh u. Kultus 2 94. Über den Kaiserkult in Kleinasien vgl. die Übersicht von
J. Weiss in Herzoci-Haucks Protest. Realencykl. 3 X, 539 ff. Über den lykischen
Kaiserkult vgl. Treuber, Geschichte der Lykier, 1887, S. 225 ff.; das hier ver-
wertete Inschriftenmaterial ist zu ergänzen wesentlich nach Petersen, Reisen II,
Index S. 230f., Cagnat, IGRR. III, S. 173 ff'. Die Kaisertitulaturen von religiöser
Bedeutung (vgl. tiber diese Deissmann, Licht vom Osten 3 253—288) geben nichts
für unsere Frage entscheidendes, es sind die üblichen, Oeiü Kouoapt; OeuJ Kaloapi
Xeßaoxuj; Traxepa Traxpibot;, töv outTfipa Tfiq otKouuevri<;; ouiTfipa Kai euepyeTriv
tou KÖopou; OüjTfipa Kai euepYeTpv Tf)<; oiKOU|iievr|<;; ouiTfipa ko.I eüepYeTriv TravTÖ<;
Yevou<; xai oikou tou eauTOÜ; aÜTOKpaTopa Yn<; Kai haXdoopq, töv eüepYÖTpv Kai
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ÖTticpaveoTaTO^, -&eiÖTaTOc, öouiuTaTO? etc., vgl. unten Anm. 40.