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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 5. Abhandlung): Lykische Zwölfgötterreliefs: Untersuchungen zur Geschichte des dreizehnten Gottes — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33048#0016
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16

Otto Weinreich:

des Apoll, des Zeus, der Theoi Agroteroi, der Dioskuren und
des Pan“ kennen wir aus Lydai 21, und aus der gleichen Stadt
einen „Priester des Apoll, des Zeus und der Theoi Agreis“. 22
Auch in Kilikien verehrte man die Geoi 'A-fpei«;. 23 Es ist klar, dai
wir in den tteoi dypioi der Schriftquellen und den 0eoi 'A-fpoxepoi
und 'ATpeig der Inschriften dieselben Gestalten vor uns haben, uncl
gerade clie Namensvarianten zeigen, daß wir es mit Gattungswesen,
nicht mit individuellen Göttern zu tun haben. Es sind wilde Ge-
stalten — ö\oo(, Xpurat 24 —, clie in Höhlen hausen und die lykischen
Berge durchstreifen, von Hunden begleitete, lanzentragende Jäger,
ganz ähnlich wie drüben in Griechenlancl von ihren Hunden um-
bellt die „Jäger“, die 'Aypetg, 'AypeuTat, 'A-fpatoi durch die Wälder
ziehen. Freilich erscheinen sie da meist nicht mehr in clieser
selbständigen Form, sondern haben sich gewöhnlich nur im Bei-
namen größerer Götter erhalten. Aber es ist nicht zu bezweifeln,
claß diese Subjunktion sekundär ist, das Ursprüngliche sincl die
„Jäger“, Sondergötter im Sinne Useners. Ich freue mich clarin
mit Malten übereinzustimmen, cler in seiner Pmkonstruktion cler
Ivyrene-Eöe dieselbe Ansicht aussprach (Philol. Unters. XX, 1911,
S. 10). Es mag gestattet sein, in Kürze auf diesen, wie mir scheint,
besonders lehrreichen Fall hinzuweisen; wir können da deutlich
wie selten sonst clie einzelnen Stufen des Entwicklungsprozesses
wahrnehmen, der die Olympier zum Sieg über alte Sondergötter
geführt hat. In Lykien ist clieser Prozeß noch niclit so weit vor-
geschritten als auf dem griechischen Festland. Dort sind clie „Jäger“,
die drfptoi heoi, noch selbstänclig; clie dypÖTepoi und dTpet? stehen
schon neben den olympischen Göttern, aber durchaus gleicli-
berechtigt, während sie hier schon von clen großen Göttern auf-
gesogen sind; dort erscheinen sie als zusammengehörige Gruppe im

21 Hicks, JHS. X, 1889, S. 55, Nr. 6: AeovTojuevr]v ’ATtoXAumbou 5Apu-
jdaZea ' ieparevoavra ’AttoXXluvoi; koi Aiöc; xai Geuiv ’ATporepuuv Kai AioOKÖpuuv
Kai TTavöc ktX. In der gleichen Inschrift auch der theophore Name: TetpaTÖpac;
ß, Kah’ (uioheaiav) be ’ATpeöcpuuvTOi;, vgl. Sittig, De Graecorum liominibus
tlieophoris (Diss. Phil. Hal. XX, 1912), S. 42.

22 Hicks, a. a. 0., S. 56, Nr. 7: Mpvobuupa etc., töv üauTji; avbpa, iepaTeu-
aavTa ’AttöXXuuvo«; Kai Aiöc; Kai Geüuv ’Atpcujv.

23 Hicks, JHS., XI, 1890, S. 238, Nr. 4: Aii Kai r,Hpa TctptlXta Kai vApet
-&eoi<; ttoXiouxok; 'Pt'iTeiva ’Aai<Xiyn:tdbou aKtiTtTpoqpopouaa iepd utrep Tf|<; TröXeun;
[Te] Kai Ttjq ßouXjc, ötri tepeuuq Geuuv ’ATpeuuv ZetTou Taupiai<ou ■ eTOuq ßop.
(192 n. Chr.) Bemerkenswert ist, daß nicht nach einem Priester der großen Gölter
wie Zeus und Hera datiert wird, sondern nach dem der einheimischen ’A'fpeiq.

24 Ygl. Höfer, Roschers Lexikon III, 2928.
 
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