Parma und die päpstliche Bestätigung der Gesellschaft Jesu 1540. 15
annehmen, daß der Kardinal dem Parmenser Gesandten seinen
Bericht über jene Kapitel zur Einsicht vorgelegt hat, clenn clieser
ist in der Lage, seinen anziani zu verkündigen, jener Bericht
besage in der Tat, die in Frage stehenclen Kapitel wären gerecht
und sehr heilig. Gegen den Inhalt im einzelnen hatte demnach
Guidiccioni im Gegensatz zu dem ancleren Mitgliede Ghinucci 64)
keinen Einwand, wohl aber ließen ihn prinzipielle Gründe als
energischen Gegner erscheinen. Diesen Eindruck nmß auch
cler Gesanclte aus Parma empfangen haben 65): es wäre nicht zu be-
streiten, daß der dringende Wunsch, den jene Priester hinsicht-
lich der Bestätigung der erwähnten Kapitel hegten, dem Kar-
dinal nicht sehr gefalle. Denn sie seien — der erste Grund für
dieses Mißfallen — schon ein anclermal bestätigt. Unter
diesem un’altra volta hat man natürlich die mündliche Bestä-
tigung cles Papstes Paul III. zu Tivoli am 3. September 1539
zu verstehen 66). Der andere war aber zugleich auch der Haupt-
grund für seine ablehnende Haltung: dem Karclinal—so nmß der
Gesandte weiter berichten 67) —gefalle es auch nicht sehr,
daß man auf Grund solcher Kapitel einen neuen und im
Vergleich zu den anderen einzigartigen Orden gründen
wolle, der abgesehen davon, daß er von den Kanonisten
verboten wäre, in diesen Zeitläuften sehr gefährlich
erscheine ( . . ne ancora molto le piace che per vigore di tali
capitoli si susciti una nuova religione et singolare dall’ altre,
la quale, oltre che sia prohibita dalli canoni, pare che sia molto
pericolosa a questi tempi, . . ) 68), obschon clieser Anschauung
nicht im Wege stehe, daß der neue Orden (d. h. die preti rifor-
mati) bisher genug gute Frucht gebracht habe 69).
umso anerkennenswerter, als er doch ein so scharfer Gegner der Zulassung
neuer Orden war. — 64) cf. supra p. 8 f. — 65) Tacch. Vent., Doc. ined., n. 52,
p. 571. — 66) Tacch. Vent., p. 571 1. — Den Grund für diese eigenartige Begrün-
dung darf man vielleicht im folgenden sehe'n: Der Papst hatte die fraglichen
Kapitel bereits mündlich bestätigt, dann aber aus der Forschung noch un-
bekannten Gründen eine Kommission zur erneuten Prüfung jener Kapitel
berufen. In ebendiese Kommission berief er den Kardinal Guidiccioni, ob-
gleich ihm doch dessen prinzipielle Stellung wider das Ordenswesen bekannt
sein mußte. Daß der Kardinal die Pflichten eines solchen Amtes nur mit
seltsamen Gefühlen übernehmen konnte, dürfte demnach nicht wunder-
nehmen. Daraus erklärt sich wohl auch seine Abneigung, die formulam
instituti societatis nicht einmal lesen zu wollen, cf. Rodericus, p. 514. —
67) Tacch. Vent., Doc. ined., n. 52, p. 571. — 68) Genelli-Kolb, p. 174.
— 69) Tacch. Vent., Doc. ined., n. 52, p. 571. — Was das Verbot der
annehmen, daß der Kardinal dem Parmenser Gesandten seinen
Bericht über jene Kapitel zur Einsicht vorgelegt hat, clenn clieser
ist in der Lage, seinen anziani zu verkündigen, jener Bericht
besage in der Tat, die in Frage stehenclen Kapitel wären gerecht
und sehr heilig. Gegen den Inhalt im einzelnen hatte demnach
Guidiccioni im Gegensatz zu dem ancleren Mitgliede Ghinucci 64)
keinen Einwand, wohl aber ließen ihn prinzipielle Gründe als
energischen Gegner erscheinen. Diesen Eindruck nmß auch
cler Gesanclte aus Parma empfangen haben 65): es wäre nicht zu be-
streiten, daß der dringende Wunsch, den jene Priester hinsicht-
lich der Bestätigung der erwähnten Kapitel hegten, dem Kar-
dinal nicht sehr gefalle. Denn sie seien — der erste Grund für
dieses Mißfallen — schon ein anclermal bestätigt. Unter
diesem un’altra volta hat man natürlich die mündliche Bestä-
tigung cles Papstes Paul III. zu Tivoli am 3. September 1539
zu verstehen 66). Der andere war aber zugleich auch der Haupt-
grund für seine ablehnende Haltung: dem Karclinal—so nmß der
Gesandte weiter berichten 67) —gefalle es auch nicht sehr,
daß man auf Grund solcher Kapitel einen neuen und im
Vergleich zu den anderen einzigartigen Orden gründen
wolle, der abgesehen davon, daß er von den Kanonisten
verboten wäre, in diesen Zeitläuften sehr gefährlich
erscheine ( . . ne ancora molto le piace che per vigore di tali
capitoli si susciti una nuova religione et singolare dall’ altre,
la quale, oltre che sia prohibita dalli canoni, pare che sia molto
pericolosa a questi tempi, . . ) 68), obschon clieser Anschauung
nicht im Wege stehe, daß der neue Orden (d. h. die preti rifor-
mati) bisher genug gute Frucht gebracht habe 69).
umso anerkennenswerter, als er doch ein so scharfer Gegner der Zulassung
neuer Orden war. — 64) cf. supra p. 8 f. — 65) Tacch. Vent., Doc. ined., n. 52,
p. 571. — 66) Tacch. Vent., p. 571 1. — Den Grund für diese eigenartige Begrün-
dung darf man vielleicht im folgenden sehe'n: Der Papst hatte die fraglichen
Kapitel bereits mündlich bestätigt, dann aber aus der Forschung noch un-
bekannten Gründen eine Kommission zur erneuten Prüfung jener Kapitel
berufen. In ebendiese Kommission berief er den Kardinal Guidiccioni, ob-
gleich ihm doch dessen prinzipielle Stellung wider das Ordenswesen bekannt
sein mußte. Daß der Kardinal die Pflichten eines solchen Amtes nur mit
seltsamen Gefühlen übernehmen konnte, dürfte demnach nicht wunder-
nehmen. Daraus erklärt sich wohl auch seine Abneigung, die formulam
instituti societatis nicht einmal lesen zu wollen, cf. Rodericus, p. 514. —
67) Tacch. Vent., Doc. ined., n. 52, p. 571. — 68) Genelli-Kolb, p. 174.
— 69) Tacch. Vent., Doc. ined., n. 52, p. 571. — Was das Verbot der