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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 9. Abhandlung): Beiträge zur Geschichte der Herzöge von Burgund: IV. König Heinrich V. von England und Herzog Johann von Burgund im Jahre 1414 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33052#0003
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IV. König Heinrich V. von England und Herzog
Johann von Burgund im Jahre 1414.

König llemrich V. ließ seine Zeitgenossen nicht lange darüher
im unklaren, daß der leichtsinnig tolle Heinrich von Monmouth
ein für allemal von der Bilclfläche verschwunden war. Durchdrun-
gen von der Aufgabe, das Werk des Vaters fortzusetzen und dem
Hause Lancaster den Thron für immer zu sichern, ergriff der neue
König mit starker Hand die Zügel der Regierung. Mit rücksichts-
loser Energie wandte er sich gegen clie Loftarden und scheute sich
nicht, einen Johann Oldcastle vor das Ketzergericht zu stellen.
Er wollte und mußte unter allen Umständen im Inselreiche Ruhe und
Ordnungherstellen, um äußere Politik treiben zu können: der Krieg
gegen Frankreich nahm seinen beweglichen Sinn völlig gefangen.
Heinrich IV., ,,der Usurpator“, hatte sich an ein so weittragendes
Unternehmen nicht wagen können und hatte sich damit begnügen
müssen, in den Kampf cler Parteien einzugreifen. Im Jahre 1411
fochten englische Söldner unter den Fahnen Herzog Johanns
ohne Furcht und halfen ihm gegen clie Armagnaken. Dann ließ
sich aber Heinrich durch die hohen Anerbietungen Karls von Or-
leans und dessen Gefährten gewinnen und sandte gegen den Bur-
gunder ein Heer aus. Wie es scheint, war der Thronfolger mit
diesem Wechsel nicht einverstanden. Hatte er damals schon mit
scharfem Blick wahrgenommen, daß für Englands Aggressivpolitik
nur der Anschluß an Flandern-Burgund von Vorteil war ? Der
Thronfoiger hatte zu schweigen, erst der König konnte aus-
führen, was er für richtig hielt. Keine drei Monate waren seit
dem Pmgierungsantritt vergangen, als Ideinrich V. Vollmachten
ausstellte * 1, um ein ewiges Freundschaftsbündnis mit dem Herzog

* Beiträge I, II, III: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie,
philosophisch-historische Klasse, Jahrg. 1912, Abh. 11; 1913 Abh. 2.

1 Am 14. Juli 1413 ,,pro et super alligantia et perpetua amicitia“ mit
Herzog Johann; ,,concordandi . . treugas, tolerantias et abstinentias gene-
rales et speciales seu particulares tam per terram, aquam et mare simul
 
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