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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 1. Abhandlung): Über die grundsätzliche Unmöglichkeit einer Vereinigung von universeller Teleologie und Mechanismus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33291#0019
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Unmöglichkeit einer „Vereinigung“ von Teleologie und Mechanismus. 11

also, wenn man vom Begriffe des ecliten ,,Mechanismus“ ausgeht,
gar keine Rede sein.

Wiederum ist also eine ,,Vereinigung“ von Teleologie und
Mechanismus als unmöglich erkannt. Daß die ,,Vereinigungs“-
lehre sich so hartnäckig behauptet, und zwar zumal in ihrer an
letzter Stelle von uns als unmöglich dargetanen, vom Begriffe
des „Mechanismus“ ausgehenden Form, das rührt offenbar daher,
daß der Mensch im Maschinenbau ganz besondere, auf besondere
,,Zwecke“ eingestellte ,,Mechanismen“ aufbauen kann. Aber aus
dem Begriffe der von Menschen erbauten Maschine heraus
läßt sich gerade besonders scharf die Lehre von einer Vereinigung
des Wa^wrmechanismus mit dem Begriffe der Naturganzheit
vernichten: Alle menschlichenMaschinen sind ja einen besonderen
,.Zweck“ verwirklichende ,,Mechanismen“ nur auf eine recht
beschränkte endliche Zeit liin! Alsdann sind sie ,,abge-
nutzt“, und ihr wahres Ende ist irgendeinGleichgewichts-
zustand der sie zusammensetzenden materiellen Letzt-
heiten! Also auch hier der „wahrscheinlichste Verteilungszu-
stand“, das „geometrische Gleicligewicht“, das „Maximum der
Entropie“ als wirkliches ,,Ende“! Menschliche Maschinen sind
geradezu gegen die Natur, wenn man, was wir zwar durchaus
nicht billigen, „Natur“ als echten Mechanismus faßt; die Natur
als echter Mechanismus vernichtet „Maschinen“! —

8. Stellen wir, ehe wir weitergehen, einmal kurz das bis jetzt
erzielte Ergebnis der Untersuchung in drei Sätzen zusammen:

Würde im Sinne des spinozistischen Ordnungsmonismus
die Gesamtheit des Raumhaft-Wirklichen ohne weiteres als ein
werdendes oder vollendetes geordnetes Ganze faßbar sein, in
welchem jede Einzelheit ihre eine bestimmte Stelle hätte, so wäre
damit der Begriff des „Mechanismus“, als welcher die Selb-
ständigkeit der Teile eines Systems bedeutet, grundsätzlich
in sich zusammengebrochen. Von einer vollendeten ,,Ver-
einigung“ von Teleologie und Mechanismus könnte also in diesem
Falle keine Rede sein.

Vervollständigt man die erfahrungsmäßig bestehende Nicht-
ganzheit des Raumhaft-Wirklichen dadurch vermutungsweise zur
Ganzheit, daß man das Raumhafte nur einen Teil des Echt-Wirk-
lichen abbildlich „bezeichnen“ läßt, so wäre damit der Mechanis-
rnus sachlich grundsätzlich durchbrochen, insofern er auf
dem Raumbezeichnetsein aller Kennzeichen des Echt-Wirklichen
 
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