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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 1. Abhandlung): Über die grundsätzliche Unmöglichkeit einer Vereinigung von universeller Teleologie und Mechanismus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33291#0022
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14

Hans Driesch:

grundsätzlich. unwißbare metaphysische Mögiichkeiten bezüghch
des Absoluten vervollständigende Ordnungsmonismus, die Basis
jeder Theodizee, lcann nie widerlegt werden. Rückhaltlos muß
auch zugegeben werden, daß die dualistische Lehre logisch weniger
befriedigt als die ordnungsmonistische, aber sie ist sozusagen
menschlicher, bescheidener; und sie genügt für die Wissenschaften.

Hier ist nun der Boden für meine Beweise des „Vitalismus“
im engeren biologischen Sinne, für meine Beweise der Autonomie
des ,,Lebendigen“ gegenüber der ,,unbelebten“ Welt. Alle diese
Beweise bestehen in clem Nachweis, daß irgend eine ,,präformierte“
Raumganzheit, aus welcher ,,maschineh“, d. h. ,,mechanisch“,
die in Rede stehenden Erscheinungen, z. B. die Embryologie,
die Restitution, auf den ersten Blick folgen könnten, auf Grund
bestimmter ihrer Kennzeichen, die meist „experimentell“ er-
mittelt wurden, bei näherer Betrachtung nicht dasein kann.
Also, so wird geschlossen, ,,gibt“ es nichtmechanische, ganz-
machende Naturfaktoren. Der Mechanismus wird grundsätzlich
durchbrochen, aber nicht um die eine Ganzheit des Wirklichen
überhaupt, sondern um echte Teilganzheiten inmitten des eclit
,,Zufälligen“, des Nichtganzen, zu retten.

Denn wir sind zu besclieiden für die Rettung von univer-
seller Ganzheit. Welche Rolle nämlich würde diese Ret-
tung uns selbst zuweisen?

11. Ich gehe jetzt auf einen bedeutsamen Gedanken näher ein,
der im ersten Bande meiner Gifford-Vorlesungen angedeutet
ist 1, aber bisher nie die Beachtung von Kritikern gefunden hat;
vielleicht, weil er an der Stelle, wo er sich findet, ganz allein in-
mitten mehr sachhafter Erörterungen steht.

Doch noch die eine Ganzheit der Welt retten wollen, also
gegen das eigentliche Wissen behaupten, Zufall scheine uns nur
darum dazusein, weil wir eben nur die raumbezeichneten Züge
des Wirklichen kennen, während doch sehr viele Züge des Wirk-
lichen sich nicht als Modi des Attributes „Ausdehnung“ darstel-
len, solches besagt, ganz ebenso wie es die unmögliche Lehre
von der universellen Raumesganzheit besagen würde, daß jede
einzelne Einzelheit von Sein und Werden in der Welt diese eine
bestimmte und keine andere ist. Ganz ebenso wie im Bereiche der
Lehre von der universellen Raumesganzheit ist auch jetzt kein
Platz für „Gesetze“ mit „Fällen“, im Sinne von letzten Unab-

1 Philosopliie cles Organischen I S. 149 f.; (Engl. Ausg. I p. 148 f.).
 
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