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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 13. Abhandlung): Über die ahurischen und daēvischen Ausdrücke im Awesta: eine semasiologische Studie — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33316#0005
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Über die ahurischen uiid daevischen Ausdrücke im Awesta.

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Memorial Volume 5 edited by Jivanji Jamshedji Modi, Bomhay
1908, p. 269—289 sucht er die Behauptung zu begründen, diese
fraglichen Doppelausdrücke der Mwestosprache seien ursprünglich
einerseits auf Menschen, andererseits auf Tiere bezogen, also schon
von jeher scharf geschieden gewesen, dann aber liabe man die so
differenzierten Synonyme nach jenem neuen Gesichtspunkt ver-
teilt: sie hätten später eine „religiöse Färbung“ ( ca religious colo-
uring 5 p. 269) erhalten. Frachtenberg denkt also an parallele
Ausdrücke, wie nhd. Mund : Maul (Schnabei, Schnautze, Rüssel),
Haut : Fell, Hand: Pfote (Tatze, Pranke), Ohr : Löffel (wenigstens
in der Jägersprache), oder bei Verben an Paare, wie essen :
fressen, trinken : saufen usw., bei denen die zweiten Glieder im
wesentlichen nur von Tieren gebraucht werden.

4. Diese Erklärung ist jedoch unrichtig und irrig; eine ganze
Menge von Fällen fügt sich diesem Prinzip durchaus nicht, das
zwar eine gute Parallele für solch paarweise Bedeutungsdifferen-
zierung, aber keinesfalls eine wirkliche Lösung des Problems dar-
stellt. Wir werden beim Prüfen der Einzelheiten dies so deutlich
erkennen, daß ich es mir sparen darf, die Unrichtigkeit dieser
FRACHTENBERG’schen Hypothese ausführlich zu begründen. Um
hier nur auf das Beispiel von aw. hunu- und pufira- zurückzukom-
men, so sieht man bei seiner Annahme nicht ein, warum clie Ver-
teilung der beiden Worte gerade in dieser Weise vorgenommen
wurde. Denn wenn eines dieser beiden Synonyme einmal eine
Beziehung zu Tieren hatte, so war es gerade pudra-, wie oben
gezeigt wurde; übrigens wird an einigen Stellen im Awesta puPra-
tatsächlich auch auf Tiere angewandt (V. 14. 16; V. 15. 49): uncl
trotzdem client ausschließlich dieses Wort zur Bezeichnung der
Söhne ahurischer Wesen, während hunu-, das stets nur von
Menschen gebraucht worden war, zur Benennung der teuflischen
Sprößlinge herabgesunken ist.

In solchen Fällen, meint nun Frachtenberg, sei clie Unter-
scheidung nurmehr konventionell und „künstlich“ fartificial 5)
gewesen. Damit aber läßt er gerade den wichtigsten Punkt des
Problems im Dunkeln. Künstlich ? Wie sollen wir das verstehen ?
Wurden etwa auf einem zoroastrischen Priesterkonzil bestimmte
Worte gebannt ? Und wenn schon, was hatten clann diese Worte ver-
brochen, daß man sie auf den Index verborum prohibitorum setzte ?

5. Wer ohne Vorurteil clie in Betracht kommenden Fälle näher
prüft, clem kann nicht entgehen, claß viele von ihnen sich aus dem
 
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