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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 13. Abhandlung): Über die ahurischen und daēvischen Ausdrücke im Awesta: eine semasiologische Studie — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33316#0008
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Hermann Güntert:

d. i. (verklärter) ,,Tod“, und ava-mdrdti- (daev.) „Hinwegsterben,
Tod“. Natürlich ist in dem Kompositum amarsant- „unsterblich“,
amdrdta-tät- „Unsterblichkeit, Ewigkeit“, Amdsa- Spdnta- „unsterb-
licher Heiliger = Erzengel“ dem Teufelsworte jede Anrüchigkeit
benommen, vgl. gr. apißpoTot;, a[j,ßpooLa.

9. Da uns diese Beispiele ein sicheres Fundament geliefert
haben, können wir jetzt ohne weiteres diejenigen Fälle anreihen,
in clenen Sonderbezeichnungen von Tieren auf clie Ungläubigen
übertragen worden sind. Mit solchen Ausdrücken, die Frachtenberg
zu seiner falschen Ansiclit verlockten, wollte man lediglich die
Gegner schmähen und verspotten: sie klingen genau wie ent-
sprechende Ausdrücke im Neuhochdeutschen. Man vgl. Wendungen
wie das Maul halten, auf die Fresse hauen, das Fell gerben, auf die
Löffel schlagen, auf die Pfoten hauen, Tatzen (d. i. Schläge auf die
Hand) geben, saufen und fressen von tierischem Essen und Trinken
uncl anderes. Gerade weil solche Ausdrücke eigentlich nur auf Tiere
und tierisches Tun beschränkt sind, geben sie derbe und gemeine
Schimpfwörter ab, sobald man sie auf Menschen anwendet, und
namentlich im Ärger uncl in der Leidenschaft macht sich die Em-
pörung gerne in solch kräftigen Ausdrücken Luft.

10. So also verstehen sich aw. äh- ,,Mund“ (ahur.) und zafar-
,,Maul, Rachen“ (daev.)\ denn zafar-, zafan- bezeichnete den ,,auf-
gesperrten, zähnedräuenden Rachen“ nachAusweis von ai. jämbha-
,,Rachen, Zahn“, fambhate ,,schnappt“, osset. zämbin „gähnen“,
lit. szebiü ,,esse mit langen Zähnen“, abg. zobati ,,essen“; zafar-
gehört eng zu nhd. Kiefer, ags. ceafl, aisl. kioptr ,,Maul, Kinnbacke“.
Daß auch zur Abfassungszeit des Awesta noch diese Bedeutung
von zafar- am Leben, daß also nicht in iranischer Zeit eine Be-
deutungsverschiebung eingetreten war, beweisen die Wörter
vizafäna- ,,den Rachen aufsperrend“ und '&rizafan- oder '&rizafah-
,,mit drei Rachen“, das vom Drachen Dahäka- gebraucht wird:
damit ist bündig bewiesen, daß zafar- noch ,,Maul, Rachen“ be-
deutete, und daß es sich mit der ausschließlichen Anwendung auf
daevische Wesen um eine bewußte Schmähung handelt. Ähnlich
mag auch vastra- n. „Fresse, Freßwerkzeug“ (vgl. ahd. vvist ,,Nah-
rung“) empfunden worden sein; das Wort ist an der Stelle N. 48,
der einzigen seines Vorkommens, auch von einem Drachen gesagt.
Dagegen geht staman-, die iranische Entsprechung des gr. cTopta,
lediglich auf das Maul des Hundes; dabei muß man aber wohl be-
denken, daß der Hund eine große Achtung bei den Zoroastriern
 
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