Über die ahurischen und daevischen Ausdrücke im Awesta.
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verschiebung. Das Wort verändert im Zusammenhang der Rede
allmählich seine alte Bedeutung. Das ist deshalh möglich, weil
wir im allgemeinen mit dem akustischen Lautgebilde nur eine ganz
flüchtige und schattenhafte Anschauung verhinden: gerade durch
das Wort wird uns ja die Mühe, alle in einem Begriffe enthaltenen
Einzelvorstellungen klar ins Bewußtsein zu rufen, erspart. Hätten
wir stets frische und scharfe Anschauungen heim Hören einesWortes,
dann wäre ein Bedeutungswandel unbegreiflich, es wäre unmöglich,
daß z. B. ein Baumname mit der Zeit seine Bedeutung wechselt
(vgl. cpyjyo? „Speiseeiche“: ahd. buohha „Buche“ usw.): allein die
Sprache mechanisiert ehen unsere Geistestätigkeit.
24. Wenn nun aber die Synonyme erhalten bleiben und auch
ihre alte Bedeutung bewahren, so besitzt die Sprache noch ein
weiteres Mittel, die gleichbedeutenden Worte zu sondern: der
Unterschied liegt dann in dem Begleitgefühl, das bei den einzelnen
Synonymen verschieden ist 1 * *.
Wörter für denselben Begriff sind nicht alle von derselben
Gefühlswirkung auf uns, sondern viele haben eine ganz besondere
Klangfarbe, die auf unser Empfinden einen eigenen Reiz aus-
übt, ähnlich, wie ein Ton von gleicher Höhe und Stärke cloch
ganz anders klingt, je nachdem er von einer Violine oder Klari-
nette, von einer Trompete oder Harfe erzeugt wird. Das eine
Wort hat eine „edlere“, eine „feinere“ Bedeutung als das andere:
der bezeichnete Gegenstand kann genau derselbe sein, und doch ist
wegen des verschiedenen Gefühlsexponenten der Eindruck
dieser Wörter auf uns ganz verschieden. Man vgl. Synonyme wie
nhd. Haupt : Kopj, Antlitz : Gesicht, Wange : Backe, Leu : Löwe,
Gestade : t//er, Demant : Diamant, Lenz :Frühling, Maid : Mädchen,
Fittich, Schwingen : Flügel, Eiland : Insel, Gefiide : Felder, Fluren:
Äcker, Lohe :Feuer, Weh : Leid, schirmen : schützen, speisen : essen,
giilden : golden usw. Das erste Glied dieser Paare hat immer einen
höheren Gefühlsexponenten als das zweite. Namentlich in der
Poesie findet man diese Wörter mit starkem Gefülilston: ein Wort
ist „poetisch“ heißt oft nichts anderes, als es besitzt ein stark
1 Vgl. darüber auch Julius Keller, Programm des Lörracber Gymna-
siums 1899, Festschrift zum 100jährigen Jubiläum des Mannheimer Gym-
nasiums 1907 = Gesammelte Abhandlungen II, S. 130 ff. u. sonst, mit desseh
Ausführungen wir uhs in diesem Abschnitt häufig berühren; K. O. Erdmann,
Bedeutung des Wortes S. 78; Paul, Prinzipien 4 S. 89, § 62.
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verschiebung. Das Wort verändert im Zusammenhang der Rede
allmählich seine alte Bedeutung. Das ist deshalh möglich, weil
wir im allgemeinen mit dem akustischen Lautgebilde nur eine ganz
flüchtige und schattenhafte Anschauung verhinden: gerade durch
das Wort wird uns ja die Mühe, alle in einem Begriffe enthaltenen
Einzelvorstellungen klar ins Bewußtsein zu rufen, erspart. Hätten
wir stets frische und scharfe Anschauungen heim Hören einesWortes,
dann wäre ein Bedeutungswandel unbegreiflich, es wäre unmöglich,
daß z. B. ein Baumname mit der Zeit seine Bedeutung wechselt
(vgl. cpyjyo? „Speiseeiche“: ahd. buohha „Buche“ usw.): allein die
Sprache mechanisiert ehen unsere Geistestätigkeit.
24. Wenn nun aber die Synonyme erhalten bleiben und auch
ihre alte Bedeutung bewahren, so besitzt die Sprache noch ein
weiteres Mittel, die gleichbedeutenden Worte zu sondern: der
Unterschied liegt dann in dem Begleitgefühl, das bei den einzelnen
Synonymen verschieden ist 1 * *.
Wörter für denselben Begriff sind nicht alle von derselben
Gefühlswirkung auf uns, sondern viele haben eine ganz besondere
Klangfarbe, die auf unser Empfinden einen eigenen Reiz aus-
übt, ähnlich, wie ein Ton von gleicher Höhe und Stärke cloch
ganz anders klingt, je nachdem er von einer Violine oder Klari-
nette, von einer Trompete oder Harfe erzeugt wird. Das eine
Wort hat eine „edlere“, eine „feinere“ Bedeutung als das andere:
der bezeichnete Gegenstand kann genau derselbe sein, und doch ist
wegen des verschiedenen Gefühlsexponenten der Eindruck
dieser Wörter auf uns ganz verschieden. Man vgl. Synonyme wie
nhd. Haupt : Kopj, Antlitz : Gesicht, Wange : Backe, Leu : Löwe,
Gestade : t//er, Demant : Diamant, Lenz :Frühling, Maid : Mädchen,
Fittich, Schwingen : Flügel, Eiland : Insel, Gefiide : Felder, Fluren:
Äcker, Lohe :Feuer, Weh : Leid, schirmen : schützen, speisen : essen,
giilden : golden usw. Das erste Glied dieser Paare hat immer einen
höheren Gefühlsexponenten als das zweite. Namentlich in der
Poesie findet man diese Wörter mit starkem Gefülilston: ein Wort
ist „poetisch“ heißt oft nichts anderes, als es besitzt ein stark
1 Vgl. darüber auch Julius Keller, Programm des Lörracber Gymna-
siums 1899, Festschrift zum 100jährigen Jubiläum des Mannheimer Gym-
nasiums 1907 = Gesammelte Abhandlungen II, S. 130 ff. u. sonst, mit desseh
Ausführungen wir uhs in diesem Abschnitt häufig berühren; K. O. Erdmann,
Bedeutung des Wortes S. 78; Paul, Prinzipien 4 S. 89, § 62.