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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 13. Abhandlung): Über die ahurischen und daēvischen Ausdrücke im Awesta: eine semasiologische Studie — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33316#0026
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26

Hermann Güntert:

irren, wenn wir gerade in cliesen Kompositen das Bindeglied sehen
zwischen dem alten Sinne von baod- und der neuen Bedeutungs-
verengung: nie kommt etwa *duz-baoöi- vor, dafür sagt man
duzganti- „übelriechend, stinkend“. Im ührigen sind ja gerade die
Wörter mit der Bedeutung „riechen, duften“ leicht Verschiebungen
und Schwankungen ausgesetzt; vgl. nhd. es riecht d. i. es riecht
schlecht. baodi- wird namentlieh von Räucherwerk gebraucht; das
denominative baoöaya- -|- ä oder _-j- upa bedeutet ausschließlich
,,ausräuchern“.

39. Auch das Prinzip der Verteilung von (ahur.) urudwar- und
(daev.) marsü- ,,Bauch“ scheint mirkeine Schwierigkeiten zubieten;
uru'&war-, uru&wan- bedeutete eigentlich ,,Eingeweide“, wie nicht
nur aus npers. rüda, nbal, rö& ,,Eingeweide“hervorgeht, sondern
wie auch das Awesta selbst an mehreren Stellen noch lehrt. Daß
es die relativ bessere Bedeutungsfärbung gegenüber marsü- besaß,
folgt erstens daraus, daß es bis ins Neuiranische hinein am Leben
blieb, während sich später keine Spur von marsü- mehr findet.
Dann aber wird uru&war- in übertragenem Sinne gebraucht (V. 3,
30): kat asti daenayä mäzdayasnöis uru&ward ,,was ist das Ein-
geweide d. i. der Nerv, der Kern der mazd. Religion?“; es steht
demnach etwa auf einer Linie mit zdrdöaya- ,,Herz“, das V. 1, 3 in
ähnlicher Übertragung begegnet: aöa zdmahe maiöim aöa zdmahe
zdrdöaem ,,und es ist des Winters Mitte, und es ist des Winters
Herz“. Das wäre doch kaum möglich, wenn uru&war- eine schlechte
Bedeutungsfärbung gehabt hätte: es mag also die edleren Einge-
weide bezeichnet haben, die für das Leben die größte Wichtigkeit
haben.

marsü- aber gehört mit morozäna- „Bauch“ zusammen und
muß ein ähnliches Begleitgefühl besessen haben, wie nhd. Dick-
bauch, Wanst, Schmerbauch. Die Sanskritübersetzung glossiert
dustodaram „häßlicher Bauch“. Ich glaube auch durch die Ety-
mologie, die noch nicht ermittelt ist, diesen negativen Gefühlsexpo-
nenten erweisen zu können; denn ich möchte marsü- aus idg. *smersü-
mit ahd. smero „Schmer, Fett“, got. smar-nö ,,Kot“, smairpr
,,Fett“, lit. smarsas, smarstvas ,,Fett“, smärve „Gestank“ verglei-
chen: nhd. Schmerbauch wäre also, wenn ich mit dieser Deutung recht
hahe, sogar etymologisch verwandt. Das dem ai. udära- „Bauch“
entsprechende iranische Wort scheint ganz im Absterben begriffen
gewesen zu sein; es begegnet nur noch in der Komposition er-
starrt: udarö-'&rqsa- „auf dem Bauch kriechend“ von Schlangen
 
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