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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 13. Abhandlung): Über die ahurischen und daēvischen Ausdrücke im Awesta: eine semasiologische Studie — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33316#0029
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Über die ahurischeü und daevischen Ausdrücke im Awesta.

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verlangen eine besondere Erklärung: ich will z. B. auf den Eigen-
namen Humayaka- ,,Name eines Feindes der Zoroastrier“, wört-
lich: ,,gesegneter“ hinweisen. Es muß das eine historische Persön-
lichkeit gewesen sein, wenn er auch wie in ähnlichen anderen
Fällen als fabelhaftes Ungeheuer vorgestellt wurde, vgl. Dahäka.
Dann aber gibt es natürlich auch eine Menge farbloser, grauer
Worte, denen ebenso das kräftige Schwarz der damsclien Welt
fehlt wie das ausgesprochene aÄnrische Weiß.

43. An Einzelheiten sei nur folgendes noch bemerkt: aw.
haenä- ,,feindliches Heer“, die Entsprechung des ai. senäi- ,,Heer“,
bezeichnet nie das eigene, sondern immer das Heer der Feinde.
Das ist aber auch in den altpersischen Keilinschriften der Fall;
clas eigene Heer heißt apers. kära- (vgl. unser Heer, got. harjis,
lit. käras ,,Heer“), im Awesta ist dafür späda-, späöa- ,,Heer“ im
Gebrauch, das sich bis ins Neuiranische hinein (npers. sipäh)
in frischer Kraft erhalten hat: Hier also ist eine vorawesdsche,
gemeiniranische Bedeutungsverengerung festzustellen.

44. Als Parallele zur Bedeutungsentwicklung von fravardz-
,,eine üble Tat begehen“ bietet sich das etymologisch identische
got. frawaurkjan, nhd. verwirken von selbst dar, vgl. insbesondere
got. frawaurhts ,,Sünde“.

45. Ein Verbalstamm irisa-, der auch dem nhck reisen zugrunde
liegt, und zu dem nur das Absolutivum belegt ist (irisdntdm),
wird an der einzigen Stelle seines Vorkommens (Yt. 15, 50) von
daecischen Wesen verwendet: es scheint eine schlechtere Bedeutungs-
färbung besessen zu haben als bar- ,,reiten“; freilich kommt auch
bar- gelegentlich von Teufelsanbetern vor z. B. Yt. 10, 20: barentö
nöitfrastanvanti „reitend kommen sie (nämlich die Mi#raBetrüger)
nicht vorwärts.“

46. Erwähnenswert ist noch faini- ,,Weib“, das wenigstens an
manchen Stellen deutlich einen verächtlichen Nebensinn besitzt;
ich vermute, daß das Wort nicht nur von näirikä- gedrückt wurde,
sondern daß auch der Anklang an das rein daevische fahl- (s. o. § 7)
die Bedeutungsverschlechterung dieses Wortes recht begünstigte.
Daß caräiti- ,,junge Frau“ dagegen nur bei a/inrischen Wesen Ver-
wendung findet, begreift sich leicht, wenn wir den günstigen Sinn
von PD. sar. cor „kräftiger Bursche“ beachten. Andere Synonyme
betonen mehr die sexuelle Besonderheit, wie xsa'&ri- „Weibchen“,
daenu- „Weibchen“ (nur von Tieren); das alte gdnä-, ynä hat im
 
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