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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 13. Abhandlung): Über die ahurischen und daēvischen Ausdrücke im Awesta: eine semasiologische Studie — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33316#0030
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30

Hermann Güntert:

Awesta wie im Rgveda (vgl. gnä-) seine gute Bedeutung aus ari-
scher Zeit erhalten.

47. Aus rein sachlichen Gründen begreift sich leicht, daß
sä(s)tar- „Tyrann, Machthaber“ von Gegnern der jnazdayasm&chen
Religion gebraucht wird, da die meisten Fürsten Irans von Zara-
'&ustras Lehre zunächst nichts wissen wollten; ähnlich steht es
mit kavi- „ungläubiger Fürst“. Die Namen der vorzoroastrischen
Priester, wie usig- oder karapan- erhalten einen ähnlich schlechten
Nebensinn wie etwa nhcl. Pfaffe gegenüber Pfarrer, Pastor. Wurden
doch sogar altarische Gottheiten, von Indra bis zu den Pairikäs,
den neupersischen Peris parl, vgl. Verf. KZ 45, 201 f.; Reim-
wortbildungen 209 f. Fußn.), aus leicht begreiflichem Grunde der
Welt des Teufels zugewiesen; es sind rein daevische Wörter ge-
worden. Auch Spottnamen bestimmter daevischer Tiere, wie
duzaka- „Spottname des Igels“ oder zairimyäka-, wie die „übel-
redenden“ Menschen (masyäka duzvacanhö) die Schildkröte nennen
(V. 13, 6), gehören hierher.

48. Bemerkenswert ist der Gegensatz zwischen der Stelle
H. 2, 34: ka'&a te daroyom ävöya anhat „weshalb wurde dir das
lange Weh zuteil ?“ gegenüber der Parallelstelle H. 2, 16:
ka&a te daroydm usta abavat „weshalb wurde dir das lange Glück
beschieden ?“ Allein ich glaube kaum, daß hier ein beabsichtigter
Gegensatz zwischen ah- und bü- „sein“ vorliegt: gerade bei ustä
findet sicli öfters ah- (Y. 46, 16; Y. 30, 11), und auch sonst ist es
nicht zu erweisen, daß ah- und bü- Gegensätze sind. An der ange-
führten Stelle ist freilich der Wechsel kein Zufall, er beruht aber
vielmehr auf dem Bestreben, in den sich entsprechenden Stellen
gleiche Silbenzahl (je 10 Silben) zu erreichen.

Auch einen Gegensatz, der nach Frachtenberg a. a. O. p. 287
zwischen (ahur.) äfriti- und (daev.) äfrlta-{ ?) herrschen soll, kann icli
nicht zugeben: äfriti- bedeutet sowohl „Segnung“ als „Verfluchung“
ja das Verbum äfrl- geht gerade auf das Wünschen von etwas
Gutem.

49. Sollte jemand die Frage aufwerfen, warum nicht etwa bei
allen Bezeichnungen von Ivörperteilen eine solche Doppelheit
durchgeführt ist, so lautet natürlich die Antwort: weil nicht stets,
ja eigentlich nur in den wenigsten Fällen, passende Synonyme vor-
Iagen. Da denselben Gegenstand ocler Begriff bezeichnende
Wörter mit ausgeprägtem positiven und negativen Gefühls-
exponenten vorhanden sein müssen, wenn ein a/mrisches und
 
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