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Cavalli Bayllo, Marin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Andreas, Willy [Oth.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 5. Abhandlung): Eine unbekannte venezianische Relazion über die Türkei (1567) — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33308#0005
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Eine unbekannte venezianische Relazion über die Türkei.

5

Forscher sind mit dieser Arbeit vorausgegangen. Die Frucht ihrer
Bemühungen ist die, daß wir heute zwar keine lückenlose Samm-
lung der Relazionen besitzen, gewiß aber die weit überwiegende
Zahl derer, die in den Archiven ruhen. Es mögen noch einzelne
da und dort versteckt sein, aber eine systematische Nachlese dürfte
kaum eine reichere Beute versprechen. Angesichts der bereits
gedruckten Relazionenbestände und der Aufmerksamkeit, die
ihnen von den Historikern geschenkt wurde, ist es wohl nicht un-
willkommen, wenn ich im folgenden eine bisher unbekannte Re-
lazion über die Türkei als bescheidenen Nachtrag zu den Werken
von Albèri und Fiedler, Barozzi und Berchet veröffentliche.
Wir haben hier allerdings kein Meisterwerk der venezianischen
Berichterstattung vor uns, uncl gerade ihr Yerfasser, Marino
Cavalli, hat uns Relazionen von bedeutenderem Gehalt und
größerem Wurf hinterlassen. Indessen, als ein Stück vom Lebens-
werk dieses gewiegten Diplomaten, als Quelle für dieZustände am
Goldenen Horn nach dem Tode des großen Soliman, als Dokument
aus den letzten Jahren, die der heiligen Liga und der Schlacht
von Lepanto vorausgingen, dürfte die Relazion des Cavalli doch
ein gewisses Interesse verdienen.

Die Relazionen sind schon von den Zeitgenossen beachtet und
gesammelt worden. Zwar hat die Regierung von San Marco die
Geheimhaltung der Gesandtenberichte geboten; sie sollten, wenn
sie dem Senat vorgetragen waren, im Archiv niedergelegt werden.
Trotzdem ist eine ganze Reihe davon in Abschriften unter die
Leute gekommen, zum Teil wohl zunächst durch private Ver-
breitung innerhalb der herrschenden Geschlechter, die wahrschein-
lich Kopien zurückbehielten und sie befreundeten oder verwandten
Nachfolgern im Gesandtschaftsamt mitteilten. In der Tat sind
manche Relazionen stark von den vorausgehenden abhängig; es
gab Gesandte, die sich ihre Aufgabe recht leicht machten, indem sie
namentlich die statistischen und allgemeinen Bemerkungen über
Land und Leute mehr oder minder unverblümt von den Vor-
gängern abschrieben. Auch fremde Politiker bemühten sich
naturgemäß, venezianische Relazionen in die Hände zu bekommen,
um Einblick in die Absichten der Republik zu gewinnen und von
ihrer weitberühmten Diplomatie zu lernen. Es scheint sogar, daß
die Relazionen aus Liebhaberei, aus Freude an dieser eigenartigen
Gattung von Staatsschriften gesammelt worden sind. So wissen
wir aus einer Mitteilung des späteren Dogen Leonardo Donato,
 
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