Beiträge zur Geschichte der Herzöge von Burgund.
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habe er die Tat vollbracht, in Abrede zu stellen. Diese Worte
führt nicht nur der Abt von Cerisi 1 an, sondern auch der Religieux 2
und, was in diesem Falle noch wichtiger ist, Monstrelet 3, den
man wahrlich nicht als Gegner Johanns bezeichnen kann. Die
Äußerung aber, in einem Augenblick der Schwäche, in Angst
und Aufregung getan, enthielt ein Bekenntnis der Schuld: sie
durfte nicht vorhanden sein, da keine Schuld vorhanden war 4.
Die Hoffnungen des leidenschaftlichen Magisters, noch ein-
mal vor die Schranken der Öffentlichkeit zu treten, die Berechti-
gung des Tyrannenmordes von neuem darzutun 5 und seinen
Widersacher mit der ganzen Wucht seiner Gelehrsamkeit zu
erschlagen, sind nicht in Erfüllung gegangen. Herzog Johann
hat auf eine feierliche Widerlegung des Abtes von Cerisi verzichtet.
Fast unbemerkt starb Johann Petit zu Hesdin, in einem Hause,
das er der Freigebigkeit seines Herrn verdankte 6. „Utinam num-
quam didicissem verbum in scholis,“ soll er angesichts des Todes
ausgerufen haben 7.
1 In Monstrelet I 309: par Pennortement du dyable.
2 III 740: dux Burgundie ... crimen patefecit et alienis manibus
pessimum facinus se fecisse instiguante dyabolo pro dolor! libere professus est.
3 I 162: „le duc Jehan .. . eut doubtance et crainte et.en brief
leur confessa et dist que par Pintroduction du dyable il avait fait faire cet
homicide .
4 In der oben S. 7 Anm. 1 erwähnten Schrift „Pour expedicion“
fol. 7 versucht der Yerfasser die Sache anders darzustellen : „Monseigneur
de Bourgoingne mesme dist, combien que verité est que adonc estoit tour-
blés, que neantmoins en general assez lui souvient de la matere de laquelle
parla à monseigneur de Berri, son oncle, et au roy Loys, non que il vouldroit
affermer ou soy faire fort de repeter de mot à mot les paroles ou de dire les
propres mos, mais referant la matere de laquelle assez lui souvient à son
entencion, laquelle adonc avoit et encores a en cuer, pense que bien peut dire,
parlant du fait, que le deable de feu d’Orleans le lui avoit fait faire ou à faire
commeu. Laquelle dyablie en verité, consideré les sortileges et malefices
pour destruire le roy, bien povoient et devoient mouvoir touz ceulx qui loyal-
ment amoient le roy et la couronne.“ — Wie sehr Petit auf die Späteren ge-
wirkt hat, zeigt die Darstellung des Livre des Trahisons 24: Johann
bekennt sich kühn und keck zu seiner Tat!
5 Ygl. Br fol. 10 v, G fol. 117ff. 6 Monstrelet II 123.
7 Acta concilii Parisiensis 1413/1414; Gersonii opera V col. 168.
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habe er die Tat vollbracht, in Abrede zu stellen. Diese Worte
führt nicht nur der Abt von Cerisi 1 an, sondern auch der Religieux 2
und, was in diesem Falle noch wichtiger ist, Monstrelet 3, den
man wahrlich nicht als Gegner Johanns bezeichnen kann. Die
Äußerung aber, in einem Augenblick der Schwäche, in Angst
und Aufregung getan, enthielt ein Bekenntnis der Schuld: sie
durfte nicht vorhanden sein, da keine Schuld vorhanden war 4.
Die Hoffnungen des leidenschaftlichen Magisters, noch ein-
mal vor die Schranken der Öffentlichkeit zu treten, die Berechti-
gung des Tyrannenmordes von neuem darzutun 5 und seinen
Widersacher mit der ganzen Wucht seiner Gelehrsamkeit zu
erschlagen, sind nicht in Erfüllung gegangen. Herzog Johann
hat auf eine feierliche Widerlegung des Abtes von Cerisi verzichtet.
Fast unbemerkt starb Johann Petit zu Hesdin, in einem Hause,
das er der Freigebigkeit seines Herrn verdankte 6. „Utinam num-
quam didicissem verbum in scholis,“ soll er angesichts des Todes
ausgerufen haben 7.
1 In Monstrelet I 309: par Pennortement du dyable.
2 III 740: dux Burgundie ... crimen patefecit et alienis manibus
pessimum facinus se fecisse instiguante dyabolo pro dolor! libere professus est.
3 I 162: „le duc Jehan .. . eut doubtance et crainte et.en brief
leur confessa et dist que par Pintroduction du dyable il avait fait faire cet
homicide .
4 In der oben S. 7 Anm. 1 erwähnten Schrift „Pour expedicion“
fol. 7 versucht der Yerfasser die Sache anders darzustellen : „Monseigneur
de Bourgoingne mesme dist, combien que verité est que adonc estoit tour-
blés, que neantmoins en general assez lui souvient de la matere de laquelle
parla à monseigneur de Berri, son oncle, et au roy Loys, non que il vouldroit
affermer ou soy faire fort de repeter de mot à mot les paroles ou de dire les
propres mos, mais referant la matere de laquelle assez lui souvient à son
entencion, laquelle adonc avoit et encores a en cuer, pense que bien peut dire,
parlant du fait, que le deable de feu d’Orleans le lui avoit fait faire ou à faire
commeu. Laquelle dyablie en verité, consideré les sortileges et malefices
pour destruire le roy, bien povoient et devoient mouvoir touz ceulx qui loyal-
ment amoient le roy et la couronne.“ — Wie sehr Petit auf die Späteren ge-
wirkt hat, zeigt die Darstellung des Livre des Trahisons 24: Johann
bekennt sich kühn und keck zu seiner Tat!
5 Ygl. Br fol. 10 v, G fol. 117ff. 6 Monstrelet II 123.
7 Acta concilii Parisiensis 1413/1414; Gersonii opera V col. 168.