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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0006
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Hermann Stoeckius:

will, im folgenden dargestellt werden 20). Von früher Jugend an
fühlte sich seine Seele zu dem Stande der Vollkommenheit dadurch
hingezogen, daß ihn die göttliche Vorsehung yor vielfacher Todes-
gefahr bewahrt hatte. So deutete am gleichenTage ein Pater des
Benediktinerordens die glückliche Rettung aus einem Unfall im
Hafen zu Neapel als den rechten Zeitpunkt, in den Ordensstand zu
treten. Undinschwerer Krankheittat erselbst das Gelübde, Religiose
des hl. Benedikt zu werden. Zu diesem Vorhaben sprach ihm sein
Vater, der einige Angehörige dieses Ordens kannte, in einem
Briefe aus Siena, wo er mit dem Herzog von Monte Leone weilte,
sein Einverständnis aus. Durch den Besuch der Schule des damals
in Neapel gegründeten Jesuitenkollegs (1552) lernte er aber die
Lebensweise (il modo) der Väter von cler Gesellschaft Jesu kennen
und wurde ihnen mit solcher Liebe zugetan, daß in ihm der Ent-
schluß reifte, vielmehr in ihren Orden einzutreten. Daher ver-
handelte er wiederholt mit den Vätern über seinen Eintritt, nament-
lich mit P. Nikolaus Bobadilla, der aber erklärte, ohneden Willen
seiner Eltern dürfe er ihn nicht zulassen. Sein Vater ver-
weigerte vorläufig die Erlaubnis, wollte vielmehr ihre Erteilung wie
die Eltern Bellarmins 21) noch auf einige Zeit verschieben. Auch
Ottaviano sah darin zunächst nur eine Prüfung seiner Gesinnung.
P. Bobadilla, der inzwischen dem Brauche der Gesellschaft Jesu
gemäß über Ottavianos Fähigkeiten und vermutlich auch über
sein Verhältnis zum Elternhause an den P. General berichtet
hatte, scheint indes zur Entscheidung gedrängt zu haben, zumal
er von Neapel abreisen mußte. Ottaviano hatte mehrere Male,
freilich vergebens, dem Vater gegenüber seine Bitte wiederholt.
Deshalb teilte er auch dem P. Alphonsus Salmeron, dem Nach-
folger des P. Bobadilla, seine Absicht mit, aber auch er stellte
die gleiche Forderung wie sein Ordensgenosse. Auf seine Bitte
wollte jedoch P. Salmeron an den Ordensgeneral schreiben.
Die Vermutung liegt nahe, daß er ihm die besonderen Schwierig-
keiten, die Ottavianos Berufung entgegenstanclen, eingehend
dargelegt hat. In dringenden Fällen konnte ja Ignatius Dispens
erteilen. Der Jüngling aber suchte immer wieder seinem Vater
die Erlaubnis abzuringen. Als jedoch seine Mutter von seinem Ent-

20) Epp. mixt., IY, n. 867, p. 365ff. —- cf. ferner Mon. Ign., I: Epp.
et instr., VII, n. 4881 bis, p. 674f.; Epp. mixt., III, n. 636, p. 400f.; Epp.
mixt., III, n. 582, p. 241 f. —- 21) cf. Die Selbstbiographie des Ivardinals
Bellarmin von Ign. v. Döllinger u. Fr. Heinrich Reusch. Bonn 1887, S. 49.
 
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