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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 7. Abhandlung): Ottaviano Cesare: ein Rechtsstreit zwischen Gesellschaft Jesu und Elternhaus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33310#0069
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Ottaviano Cesare.

69

Am 14. Juni ließ er ihm folgende Vorschläge durch Polanco unter-
breiten: falls es Ottaviano in leiblicher Beziehung leidlich gehe,
sei es vielleicht gut, ihn nach Spanien oder Portugal zu senden,
wenn Domenech Neapel passiere, was, wie er glaube, im September
derFall sei. Mendoza könne persönlich oder durch einen anderen
ihm ein wenig auf den Zahn fühlen, ob er gern gehe 390). Noch
immer scheint Ignatius die Hoffnung gehegt zu haben, Ottaviano
könne von seinem Entschlusse zurückgebracht werden. Denn auch
am 21. Juni ließ er dem Rektor des Kollegs zu Neapel folgende
Weisung zugehen: er, Mendoza, oder irgendein anderer solle dar-
nach trachten, mit Ottaviano zu sprechen, was denn eigentlich
sein Vorhaben sei. Er möge ihm sagen, er habe von Ignatius den
Auftrag, seine Ansicht zu hören, doch solle er ihn nicht irgendwie
ermahnen oder gar überreden, sondern nur seinen Vorsatz klar-
stellen. Das Resultat solle er ihn hören lassen. Übrigens verfahre
man mit ihm in allem friedlich 391). Noch einmal — es sollte für
Ignatius das letzte Mal sein — ließ er Mendoza am 28. Juni 1556
mahnen, bei passender Gelegenheit den am 21. Juni erteilten Auf-
trag auszuführen 392).

Als Ottaviano der Aufforderung seines Rektors, zum Emp-
fang von Ignatius’ Antwort (vom 7. Juni) ins Ivolleg zu kommen,
nicht nachgekommen war, übergaben sie ihm zwei Ordensmit-
glieder im Elternhause 393). Einen Wechsel in seiner Gesinnung
herbeizuführen, vermochten sie freilich nicht 394); im Gegenteil,
seine Eltern, ja er selbst hatten der Gesellschaft gegenüber eine
ganz freie Sprache geführt 395).

Wie läßt sich Ottavianos Abfall von der Gesell-
schaft Jesu erklären? Da seine Übersiedelung ins Eltern-
haus zeitlich mit dem Umschwung in seiner Gesinnung zu-
sammenfiel, so gaben die Freunde der Gesellschaft dem allein
die Schuld. Sie hätten ihm, so klagt der Rektor des Kollegs von
Neapel seinem Ordensgeneral, vorgeworfen, daß er den kranken
Ottaviano zu seiner Pflege ins Elternhaus gesandt habe 396).
Ignatius suchte freilich den Rektor durch den Hinweis zu be-

390) Mon. Ign., I: Epp. et instr., XI, n. 6596, p. 588. —- 391) Mon. Ign.,
I: Epp. et instr., XII, n. 6610, p. 21. — 392) Mon. Ign., I: Epp. et instr.,
XII, n. 6636, p. 56. — 393) Polanco, Chron., s. J. VI, n. 980, p. 254f. —-
39i) Polanco, Chron., s. J. VI, n. 980, p. 254f. — 39S) Polanco, Chron., s. J.
VI, n. 981, p. 2 5 5. -— 396) Polanco, Chron., s. J. VI, n. 979, p. 254; Mon.
Ign., I: Epp. et instr., XII, n. 6610, p. 21.
 
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