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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 10. Abhandlung): Eine etymologische Deutung von griech. Anthropos — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34069#0006
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H. Güntert:

άνήρ deut]ich empfunden wurde, wieder eingeführt worden. Auch
BRUGMANN (aaO. 27) gibt zu, daß beim Schreiben die etymologische
Rücksicht in den meisten Fällen dieses Umspringen des HauchJauts
verhindert hat.
Ich schiieße daraus, daß άνΑρωπος ursprüngiich mit &v§po-,
άνηρ nichts zu tun hatte.
Wieder ein anderer Deutungsversuch geht auf BEZZENBERGER
BB 5, 168 zurück: er erklärt (xvü-ρωπος aus *τ?Η)-ρωπος zu μενϋήρη -
φροντίς, cech. 777 77&77k ,,verständig", aksl. 777^7/7^ ,,weise", ahd.
7777777^777-; so auch Ficx Wb. U, 514. Dies hat wegen der Bedeutung
sofort nicht gefallen, wie man mit Recht auch den angeblichen
Zusammenhang von ai. germ. 777U7777U- in got. 7%%7m%, ahd.
777U7777 usw. mit 777e77- ,,denken" in ai. 77777777/77/e usw. bezweifelt:
,,mit kiugem, lebhaftem, verständigen Gesicht" ist eine für die
alte Zeit höchst unwahrscheinliche Begriffsbildung für den Men-
schen, das schmeckt viel zu viel nach moderner Reflexion. Dazu
kommt, daß rein lautlich die Heischeform *7τΗΐρωπος höchst pro-
blematisch und verdächtig ist (s. auch JoH. ScHMiDT Krit. 82).
Ohne daß ich etwa prinzipiell wie ScHMiDT das Vorkommen von
& = 777, 77 im Wortanlaut leugne, das in Fällen wie c8rcx^:Iat.
^e777e/ usw. für mich völlig gesichert ist, so ist es meiner Ansicht
nach doch ausgeschlossen, daß sich als eine Schwundstufe zu einer
einheitlichenSilbe 777e77-hätte 77777-= gr.av- ergeben solleil; inWahr-
heit kann hier nur 777977- = gr. μαν- als Reduktion oder 77777 = gr. μκ-
als Schwundstufe erwartet werden: für *77777 = gr. κν weiß ich
keinen Platz.
BEZZENBERGERS und FiCKS Etymologie ist demnach als
unhaltbar aufzugeben.
Kurz nur brauchen wir uns mit dem letzten Deutungsversuch
aufzuhalten, der hier erwähnt werden muß: NAZARi Riv. di fil.
32, 94f. seziert κνΑρωπος in *κνΑρω-φΖ-ος; in diesem Wortgeschöpf
soll οίνΕρω ein Adverbium auf -ω wie κνω, χ&τω und enge mit lat.
777/e7-M^, ai. ddhaTu:- ,,der untere" verwandt sein. φΖ* sei, wie in
lat. gr. υπερφίκλος, mit ai. &A77-, gr. φυ- verwandt. Aus
^κνΕρω-φΖ-ος sei κν-9-ρωπος mit Dissimilation der Aspiraten wie
in φοίτνη aus *έ/777^Ατ7ά hervorgegangen. DieserVersuch ist rundweg
abzulehnen; ich bin mir trotz NAZARis Hinweis auf /707770 : /777777 77y,
A777777/N als einer Bedeutungsparallele nicht recht klar geworden,
wie man dieses lautliche und morphologische Rätselwesen idg.
*977d/77U-&/777-o.$ übersetzen soll (ob,, der unten seiende" ? ? im Gegen-
 
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