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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 11. Abhandlung): Zur Lehre von der Induktion — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34070#0027
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Zur Lehre von der Induktion.

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K.ausalitäts-Wissen also ist nicht das eigentiich vom Denken
als ietztes Gcwohte, und ist doch besser als gar nichts. Jedes in
sich geschiossene Besondere an Veränderung, jeder ,,Vorgang"^
wird da, wie ich an anderem Orte eingehend gezeigt habe^, ange-
sehen, er den CruH.d oder doch etwas, was in
,,Anaiogie" zum rein iogischen zureichenden Grunde gedacht
wird, in einem voraufgegangenen anderen besonderen Werde-
Vorgang habe. Auch das eben ist keine von vornherein ,,seibst-
verstäncHiche" Methode des Forschens, sondern wird erst ,,Me-
thode", weil bereits vorwissenschaftJicb geschaut wird, daß, wie
die Dinge für die Eriebtheit einmal Jiegen, durch den Begriff des
,,Kausalen" im engeren Sinne wenigstens ein gewisses an Ordnung
im Rahmen des Naturwirklichen, wenn auch durchaus nicht das
gewünschte Letzte, gestiftet wdrd, weil sich der Kausalitätsbegriff
bereits vorwissenschaftlich ,,bewährt" hat. Im Besonderen ergeben
sich da nun, im Gegensatz zu der Lehre des mechanistisc-hen Dog-
matismus, vier verschiedene mögiiche Kausalitätsfor-
men, von denen zwei, die eine in der unbelebten, die andere in
der belebten Natur, naturverwirkiicht sind^. Gewiß, die vier
möglichen Formen von Kausalität werden uprmN ais möglich
geschaut, aber doch erst, nachdem erstens der Begriff Kausaiität
in dem hier gemeinten besonderen Sinne überhaupt einmal ais
beschränkt ordnungsleistungsfähig geschaut w^ar, und nachdem
zweitens die Selbstbesinnung sich darauf gerichtet hatte, daß
ailes Sonderwissen um Natur letzthin aus der ,,Anschauung"
kommt. Das beides aber ist wieder eine e7%pzFGcAe Angelegenheit,
ohne das darum die Begriffe der Kausalität und die verschiedenen
Kausalitätsarten selbst ,,empirische" Begriffe wmren.
Weder Klasseninduktion, noch Systematik, nocli Kausalitäts-
lehre sind also rein logischen Wesens; keines aiso ist ,,selbstver-
^ Die Ausdrücke ,,geschlossenes Besondere an Veränderung" und
,,Vorgang" sind hier durchaus im Sinne des tägiichen Lebens verstanden:
das Fahen eines beliebigen Dinges, das zum Kochenkommen einer
Wassermenge, eine eiektrische Entladung, eine Regeneration, eine be-
stimmte ,,Antwort" seitens eines sich Unterhaltenden also sind ,,Vor-
gänge". Es ist also nicht etwa an letzte ,,Einzelheiten" des Werdens ge-
dacht in dem Sinne, in welchem das Wort ,,Einzelheit" bei der Bezeichnung
derjenigen Letzt-Werdeform, welche ich E///ze//?eüsce/-/t////pfMng genannt
habe (0/-c//nc/cgs/e///-e, Seite 181), verwendet ist.
2 Orr/nnngs/e/;/'e, Seite 129, 145 ff.,
3 0/-c//ntng'sZe/;/'e, Seite 173 ff.
 
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