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Saxl, Fritz [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 6.7. Abhandlung): Verzeichnis astrologischer und mythologischer illustrierter Handschriften des lateinischen Mittelalters: [1] In römischen Bibliotheken — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34065#0008
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VIII

Einführung.

dieses Werkchen für unsere ProblemsteHung so außerordentlich
iehrreich macht, ist der Umstand, daß sich bisher trotz eifrigen
Suchens — wenn wir von dem vereinzeiten Reg. 1290 absehen —-
keine Handschriften finden iießen, die es rein ais Handbuch der
Götterdarsteilungen erhalten hätten. (Darf man bei dieser Sach-
iage annehmen, daß der Reg. 1290 nur der Auszug aus einem
größeren Werk ist?) Wohl aber ist der Traktat des ,,ALBRicus"
in seiner ,moralisierten' Form — selbständig sowohl als auch als
Einleitungsstück zum moralisierten Ovid — sehr häufig abge-
schrieben worden, ja er kommt sogar in einer zweiten moraii-
sierten Form vor im God. Laurent. Plut. 90. sup. Cod. 38. Hier
wird also ein Bilderbuch heidnischer Götter zum Substrat genommen
für ethische Auseinandersetzungen; das antike Bild wird einem
,,höheren Zweck" geweiht: es muß zumTräger christlicherMoral-
Pädagogik werden, um dem mittelalterlichen Menschen wertvoll
und verständlich zu sein.
Genau dasselbe gilt für die Imagines secundum Fulgentium.
RiDEVALL hat aus Fulgentius und anderen Autoren — wohl im An-
schluß an ,,ALBRicus" — Bildbeschreibungen der heidnischen Göt-
ter zusammengestellt und moralisiert. Wie bei den ,,ALBRicus"-
Moralitates, so ist auch hier die Moralisation die Hauptsache.
Sie umfaßt mindestens neun Zehntel des Textes. Dabei hatten
die Imagines vielleicht eine noch größere Verbreitung als jene,
die ,,ALBRicus" genoß durch den moralisierten Ovid. Nacli der
Anzahl der erhaltenen Handschriften zu schließen, müssen sich
die Imagines secundum Fulgentium kaum einer geringeren Beliebt-
heit erfreut haben als etwa das Geschichtenbuch der Gesta Roma-
norum. Man bedenke: Ein Bilderbuch heidnischer Götterwelt, aus
den verschiedensten literarischen Quellen zurechtgemacht als
Objekt geistlich-ethischer Betrachtungen, das eine Verbreitung
genießt von England bis nach Böhmen! Welch wichtiges Denkmal
also für die Beantwortung der Frage nach der Auseinander-
setzung des späteren Mit.telalters mit dem bildnerischen Altertum.
Man wird natürlich nach den antiken Bildquellen der Illustra-
tionen dieser Traktate fragen. Wie aber im Text höchstens ein
Zehntel antik ist, so auch in den Bildern; und sogar dieses Zehntel
hat wiederum nicht formale, sondern schriftliche Quellen. Wenn
z. B. im Traktat des ,,ALBRicus" die Grazien so dargestellt sind.
daß die eine dem Beschauer den Rücken kehrt (Abb. I), so ist
die Quelle für diese scheinbare fonnale Übereinstimmung mit
 
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