Metadaten

Saxl, Fritz [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 6.7. Abhandlung): Verzeichnis astrologischer und mythologischer illustrierter Handschriften des lateinischen Mittelalters: [1] In römischen Bibliotheken — Heidelberg, 1915

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34065#0013
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einführung.

XIII

Im sog. Picatrix (vgi. SvxL, Beitr. zu einer Gesch. der
Planetendarst. ,,Der Islam" 1912, S. 171 ff.) finden wir An-
weisungen zur Herstellung von Bildern der Planeten, die
z. T. mit den oben zitierten aus dem IvAzwiNi-Anhang üherein-
stimmen. Der ,,Picatrix" ist, wie der Verfasser seinerzeit
vermutet hat, und was von anderer Seite nächstens eingehend
dargetan werden soll, die Übersetzung eines arabischen Textes,
der von vornherein illustriert gedacht war. Es ist nun gelungen,


Abb. VIII. Jupiter-Darstellung aus
dem Cod. Barb. 76.


t+t# 2'M


Abb. IX. Jupiter-Darsteilung aus der
Picatrix-Handschrift Cod. Cracov. 793
DDIII. 36.

eine iliustrierte ,,Picatrix"-Handschrift aufzufinden, den IArakauer
Cod. 793 DD III. 36. Man erwartet wohl, darin getreue Ivopien der
orientalischen Vorbilder zu finden. Allein dem ist nicht so. Be-
trachten wir etwa die EbrTna cpmhme??? (God.
deutbaren Gegenstand, in dem man möglicherweise einen Phallus erkennen
durfte. Dr. TAESCHNER schreibt dem Verf. darüber folgendes: ,,Etwas
Positives kann ich Ihnen allerdings über das Ding sagen, das Jupiter in
der Hand hält. Das hiefür gebrauchte Wort: nasr heißt: 1. scharf (vom
Schwert gesprochen), also auch überhaupt ein schari'es Schwert. 2. Rute
und 3. das männliche Glied. Sie hatten also Recht mit Ihrer Vermutung,
daß das ein Phallus sei, was diese Figur hält."
Sonderbare Mißverständnisse finden wir auch bei derMerkur-Darstellung
derselben Handschrift (Abb. VII). An Stelle der virga hält Mercur den penis,
genau so wie oben bei der Jupiter-Darstellung. Die Flügel wachsen aus
der Hüfte heraus, das marsupium ist in eine Art Flasche umgedeutet und
auf dem Kopf hat er statt der Flügel einen Hahnenkamm.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften