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Bemerkungen zu den Tafeln.
super capite por-/tabat tripodem aureum. In dextra uero manu habebat
sagitas arcum et pharetram. Jn sinistra autem cy-/tharam tenebat. Sub
pedibus eius depictum erat monstrum terificum / cuius corpus erat serpen-
tinum. Triaque / habebat capita scilicet caninum / Lupinum et leoninum /
que quamuis inter se forent diuersa /in vnum tamen corpus cohi-/bebant.
Vnam solam caudam serpentis habentia. Goronam uero capite gestabat Apollo
.xij.cim lapidum pretioso-/rum. Juxta illum autem erat viridis Laurus
picta et coruus niger desuper uolitans pingebatur auis scilicet ipsi / deo con-
secrata. Sub lauro . ix . muse coream faciunt / et circa Appolinem cantus
melodiam promunt. / A longe uero Phiton serpens maximus pictus erat / quem
sagita vna Appolinis per medium transfigebat. / Et erat Appolo inter duo
Juga montis Parnasi sedens de quo et fons Castalius scaturiebat: —-
Bemerkenswert in diesem Zusammenhange ist, daß auf der Giostra
seguita in Padova nel giugnio 1466 nach dem italienischen Gompendium
des Werkes von LoDovico LAzzARELLi ,,De apparatu Patavini Hastiludii"
(ed. Giov. Visco, Per le nozze di Franc. Gasparini con Ter. Brusoni, Padova
1852, pag. 22) Venus im Anschluß an den Fulgentius-Albricuskreis dargestelit
war (cf. Abb. I der Einleitung): suonano le trombe, e comparisce una machina
altissima, sulla cui cima si vede Venere e il cieco Cupido con turcasso ed
arco teso, in atto di saettare. Sotto di questi v'era Vulcano co' suoi Ciclopi,
che fabricavano saette. La base dell'inferior quadrato, che sostentava 1a
machina, rappresentava una barca, su cui sedea Dione madre di Venere,
con una conchiglia in mano, circondata di rose, ghirlande e colombe. Auch
die Saturnkinderdarstellung des sog. Maso Finiguerra, deren Götterbilder
die Arrangeure des Hochzeitsfestes von 1475 verwendet haben (Abb. 35),
geht, wie WARBURG gezeigt hat, mit den mythographischen Quellen zusam-
men. Daß die Planetengötterdarstellung auf dem Feste von 1475 sich an diese
Stiche anschloß, läßt die Annahme als möglich erscheinen, daß ,,Maso's"
Bilder der Planeten auf ihren ,,Carri" schon ursprünglich durch eine Fest-
spielaufführung beeinflußt waren. ,,Maso's" Typen sind — trotzdem die
Vorstellung der auf Wagen dahinfahrenden Planeten sehr alt ist, sie findet
sich z. B. bei den Mandäern (cf. BRANDT, Mand. Relig., Leipzig 1889,
pag. 60) — neuere Kompilationsarbeit. Sie können,kaum vor der Früh-
renaissance entstanden sein, da z. B. bei der Luna-Darstellung eine antike
Gemme aus medicäischem Besitz, welche auch Donatello im Hof des Palazzo
Medici verwertet hat, vom Künstler genau kopiert wurde.
Abb. 40. Die eigenartige Ausstattung der reitenden Planetendarstel-
lungen in den Kyeserhandschriften legt die Vermutung nahe, daß sie ähnlich
auf Turnieren oder Festspielen aufgetreten sind. Über die Beziehungen der
Planeten zum Zirkus cf. CAssioDOR Var. 3. 51 u. a. Bestätigt wird die Ver-
mutung, betr. der Kyeserhandschriften dadurch, daß in einigen Codices
sämtliche Planeten männlich dargestellt sind.
Abb. 41. Die männliche Darstellung der Venus findet sich schon in
orientalischer Religion; für Cypern ist sie durch Zeugnisse des SERvius
INTERPOL. u. a. gesichert, während sie für Babylon von M. JASTROW, The
,,bearded" Venus, Rev. archeol. 1911, I, pag. 271 ff. geleugnet wird, obgleich
gerade für Babylon uns durch BEROSsos zweigeschlechtige Dämonengestalten
bezeugt sind. Vgl. im übrigen A. JEREMiAs bei RoscnER, Mythol. Lexikon
Bemerkungen zu den Tafeln.
super capite por-/tabat tripodem aureum. In dextra uero manu habebat
sagitas arcum et pharetram. Jn sinistra autem cy-/tharam tenebat. Sub
pedibus eius depictum erat monstrum terificum / cuius corpus erat serpen-
tinum. Triaque / habebat capita scilicet caninum / Lupinum et leoninum /
que quamuis inter se forent diuersa /in vnum tamen corpus cohi-/bebant.
Vnam solam caudam serpentis habentia. Goronam uero capite gestabat Apollo
.xij.cim lapidum pretioso-/rum. Juxta illum autem erat viridis Laurus
picta et coruus niger desuper uolitans pingebatur auis scilicet ipsi / deo con-
secrata. Sub lauro . ix . muse coream faciunt / et circa Appolinem cantus
melodiam promunt. / A longe uero Phiton serpens maximus pictus erat / quem
sagita vna Appolinis per medium transfigebat. / Et erat Appolo inter duo
Juga montis Parnasi sedens de quo et fons Castalius scaturiebat: —-
Bemerkenswert in diesem Zusammenhange ist, daß auf der Giostra
seguita in Padova nel giugnio 1466 nach dem italienischen Gompendium
des Werkes von LoDovico LAzzARELLi ,,De apparatu Patavini Hastiludii"
(ed. Giov. Visco, Per le nozze di Franc. Gasparini con Ter. Brusoni, Padova
1852, pag. 22) Venus im Anschluß an den Fulgentius-Albricuskreis dargestelit
war (cf. Abb. I der Einleitung): suonano le trombe, e comparisce una machina
altissima, sulla cui cima si vede Venere e il cieco Cupido con turcasso ed
arco teso, in atto di saettare. Sotto di questi v'era Vulcano co' suoi Ciclopi,
che fabricavano saette. La base dell'inferior quadrato, che sostentava 1a
machina, rappresentava una barca, su cui sedea Dione madre di Venere,
con una conchiglia in mano, circondata di rose, ghirlande e colombe. Auch
die Saturnkinderdarstellung des sog. Maso Finiguerra, deren Götterbilder
die Arrangeure des Hochzeitsfestes von 1475 verwendet haben (Abb. 35),
geht, wie WARBURG gezeigt hat, mit den mythographischen Quellen zusam-
men. Daß die Planetengötterdarstellung auf dem Feste von 1475 sich an diese
Stiche anschloß, läßt die Annahme als möglich erscheinen, daß ,,Maso's"
Bilder der Planeten auf ihren ,,Carri" schon ursprünglich durch eine Fest-
spielaufführung beeinflußt waren. ,,Maso's" Typen sind — trotzdem die
Vorstellung der auf Wagen dahinfahrenden Planeten sehr alt ist, sie findet
sich z. B. bei den Mandäern (cf. BRANDT, Mand. Relig., Leipzig 1889,
pag. 60) — neuere Kompilationsarbeit. Sie können,kaum vor der Früh-
renaissance entstanden sein, da z. B. bei der Luna-Darstellung eine antike
Gemme aus medicäischem Besitz, welche auch Donatello im Hof des Palazzo
Medici verwertet hat, vom Künstler genau kopiert wurde.
Abb. 40. Die eigenartige Ausstattung der reitenden Planetendarstel-
lungen in den Kyeserhandschriften legt die Vermutung nahe, daß sie ähnlich
auf Turnieren oder Festspielen aufgetreten sind. Über die Beziehungen der
Planeten zum Zirkus cf. CAssioDOR Var. 3. 51 u. a. Bestätigt wird die Ver-
mutung, betr. der Kyeserhandschriften dadurch, daß in einigen Codices
sämtliche Planeten männlich dargestellt sind.
Abb. 41. Die männliche Darstellung der Venus findet sich schon in
orientalischer Religion; für Cypern ist sie durch Zeugnisse des SERvius
INTERPOL. u. a. gesichert, während sie für Babylon von M. JASTROW, The
,,bearded" Venus, Rev. archeol. 1911, I, pag. 271 ff. geleugnet wird, obgleich
gerade für Babylon uns durch BEROSsos zweigeschlechtige Dämonengestalten
bezeugt sind. Vgl. im übrigen A. JEREMiAs bei RoscnER, Mythol. Lexikon