Metadaten

Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 1. Abhandlung): Die sogenannten Slavenapostel Constantin und Methodius: ein grundlegendes Kapitel aus den Beziehungen Deutschlands zum Südosten — Heidelberg, 1916

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34072#0029
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die sogen. Slavenapostel Constantin und Methodius.

21

Ereignisse festzulegen. Auch Ermanrich und Anno starben bald^.
Die Bayern waren ghmpflich davongekommen, aber Methodius
war frei und sein Erzhistum Pannonien auch von deutscher Seite
anerkannt^.
Über der nächsten Zeit liegt ein dichter Schleier. Die nächsten
Papstbriefe, die sich auf unsere Verhältnisse beziehen, sind erst
aus dem Sommer 879h Methodius tat entweder seine Pflicht in
aller Ruhe oder war dem Gesichtskreise des Papstes entrückt.
Der vierte Akt unseres Dramas spielt in Mähren. Wir sehen den
von den Bayern so grimmig Verfolgten als Erzbischof im Gebiet
des Sventopulk wirken. Die Überschrift (Nr. 201) nennt ihn zwar
den archiepiscopus Pannoniensis ecclesiae, aber das Schwergewicht
seiner Tätigkeit hat er von der Donaugegend und dem Iiozelschen
Fürstentum am Plattensee hierhin verlegt, vielieicht aus kluger
Rücksichtnahme auf die Reizbarkeit der Salzburger, jedenfahs damit
auf einen Boden, auf dem er sich freier bewegen konnte. Paulus
von Ancona hatte ihn hierhin einweisen sohenh Und nach Eozels
Tode war das Slavenfürstentum am Plattensee erloschen, deutsche
Grafen regierten wieder alleinh Mähren aber war seit 874, dem
Frieden von Forchheim, in die lose Form tributärer Abhängigkeit
zurückgekehrt, in der es auch früher gelebt^. Bei der Teilung des
ostfränkischen Reichs nach Ludwigs des Deutschen Abscheiden
876, heißt es bei Regino, erhielt Karlmann Bayern, Pannonien uncl
Kärnthen, dazu die Königreiche der böhmischen und mährischen
Slavenh Man sieht, Pannonien und Kärnthen werden als deut-
sches Gebiet betrachtet, Mähren ist wie Böhrnen nur angegliedert.
In der Freiheit dieser Stellung trat eine neue Seite bei Metho-
dius zutage: seine römische Orthodoxie war nicht echt.
Die Bayern hatten in ihrer Barbarei ganz recht gesehen, wenn sie
i AdalvinM. G., Necr. II, 138; ErmanrichvonPassau26. XII. 874, Ann.
Alam. M. G., Scr. I, 51. Necrol. Aug. M. G., Necr. 1,282; Anno v. Freising
9. X. 875, Necrol. Fris., M. G., Necr. III, 81.
^ Z. B. hei S. TmoN, Imago antiquae Hungar., Wien 1762, p. 143,
Vgi. DÜMMLER, II, 381.
s Juni/Juli 879, No. 200f., M. G. Ep. λ^ΙΙ, 160f.
^ S. oben S. 19 A. 4.
" DÜMMLER II, 382.
3 Ann. Fuld. ed. KuRZE p. 82f., DüMMLER II, 375.
7 Chron. ad 876, ed. KuRZE p. 112: Carlomanus sortitus est Baioariam,
Pannoniam et Carnutum, quod corrupte Carantanum dicitur, necnon et
regna Sclavorum, Behemensium et Marahensium.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften